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Nachhaltigkeit: «Grün» studieren an Schweizer Hochschulen

Wer ein Studium im Bereich Nachhaltigkeit und Umwelt abschliesst, ist auf dem Arbeitsmarkt heiss begehrt. Eine Übersicht zu den nachhaltigen Studiengängen an den Schweizer Hochschulen finden Sie hier.

Ein «grünes» Studium zahlt sich aus - die Branche boomt.
Nachhaltigkeit zu studieren wird immer beliebter. Foto: © Viktor ?áp / iStock / Thinkstock

Die Schweiz kann zwar nicht mit den deutschen Nachbarn und ihren über hundert «grünen» Studienangeboten mithalten. Dennoch wurde das überschaubare Angebot in der Schweizer Hochschullandschaft in den letzten Jahren vielfältig ausgebaut und weckt bei vielen Studenten Neugierde für ein Studium im Bereich der Nachhaltigkeit.

Die zunehmende Anzahl an Studiengängen gründet sich aber nicht nur auf das wachsende Interesse der Studenten. Ebenso spielt die wirtschaftliche Relevanz eine Rolle. Denn der Umweltmarkt entwickelt sich derzeit schneller als jeder andere Wirtschaftszweig, wie die Studie des WWF «Umweltmärkte in der Schweiz - Perspektiven für Wirtschaft, Beschäftigung und Bildung» bestätigt. So legt die Untersuchung unter anderem dar, dass bis ins Jahr 2015 zusätzliche 30.000 bis 40.000 Arbeitsplätze im ökologischen Bereich aufkommen werden.

Die bislang aus diesen Gründen entstandenen «grünen» Studienrichtungen in der Schweiz reichen sowohl in wissenschaftliche, als auch in wirtschaftliche und technische Bereiche hinein. Eine Übersicht zu den unterschiedlichen Studienrichtungen finden Sie im Folgenden.

Studium der Nachhaltigkeitswissenschaften in der Schweiz: Eine Basler Premiere

Der Studiengang «Sustainable Development» an der Universität Basel gilt streng genommen als das einzige Schweizer Studium der Nachhaltigkeitswissenschaften. Seit 2005 führt die Uni am Dreiländereck das Experiment «Nachhaltigkeit studieren» erfolgreich durch. Im letzten Jahr wurden die Zulassungsbedingungen wegen dem grossen Ansturm revidiert. Das Studium basiert auf interdisziplinären Methoden : will heissen, es arbeitet an der Schnittstelle zwischen Wirtschafts-, Natur- und Geisteswissenschaften.

Neben diesem grundlegenden Studiengang im Bereich der Nachhaltigkeit in Basel eröffnen sich den interessierten Hochschulabsolventen allerdings viele weitere Möglichkeiten, um sich auf ein nachhaltiges Arbeitsgebiet zu spezialisieren. An den Universitäten findet sich zum Beispiel oft an Naturwissenschaftlichen Fakultäten ein Angebot im «grünen» Studium. Auch Wirtschaftsfakultäten bieten Studiengänge im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit an. Der technische Ansatz ist besonders an Fachhochschulen mit Studienangeboten im Ingenieurwesen vertreten.

Nachhaltigkeit in der Forschung: Naturwissenschaftliche Studiengänge

Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH) bildet im Bachelor- und im Masterprogramm Erdwissenschaftler aus, die nach abgeschlossenem Studium die komplexen Prozesse der Natur erforschen, wie zum Beispiel die Ursachen und Folgen bestimmter Umweltveränderungen. Sie arbeiten aber auch oft mit Umweltingenieuren zusammen und erarbeiten Lösungen für Entsorgungs- und Energiefragen.

Zudem gibt es an der ETH den Studiengang Umweltwissenschaften, der im Masterprogramm gleich fünf verschiedene Richtungen anbietet, die nachhaltige Aspekte berücksichtigen: Biogeochemische Zyklen und Schadstoffdynamik, Atmosphäre, Ökologie und Evolution, Wald und Landschaft und Mensch-Umweltsysteme. (Vielen Dank an Matthias Honegger für die Ergänzung).

Die Uni Bern bietet die Studienrichtungen Allgemeine Ökologie und Klimawissenschaften an. Bei diesen beiden Studiengängen beschäftigen sich die Studenten sich ebenfalls, wie an der ETH, mit Umweltproblematiken. Allgemeine Ökologie ist ein disziplinenübergreifender und praxisorientierter Studiengang, der sich auf die Zusammenhänge zwischen Mensch und Natur fokussiert. Welche Veränderungen in der Natur werden vom Mensch verursacht? Wie bedrohlich sind sie? Den Studenten werden methodische und sachliche Kompetenzen vermittelt, mit denen sie Lösungen auf Fragen der Nachhaltigen Entwicklung finden können. (Vielen Dank an Iris Staubesand für die Anregung.)

Die Universität Genf bietet ein Masterstudium in «Environmental Science» an. Drei Spezialisierungen sind dabei möglich: Energie & Klima, Globalisation & urbane Entwicklung und natürliche Ressourcen & Biodiversität. Die Unterrichtssprache dieses Studiengangs ist französisch, während die Programme in Zürich und Basel auf deutsch durchgeführt werden.

Nachhaltigkeit in der Wirtschaft: Wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge

In einer nachhaltigen Zukunft braucht man nicht nur «grün» ausgebildete Naturwissenschaftler. Auch in der Wirtschaft braucht es solche Ansätze. In der Schweizer Hochschullandschaft gibt es einige Institute, die sich dem sogenannten «Sustainable Business» widmen. In der Forschung ganz vorne mit dabei ist das «Center for Corporate Responsibility and Sustainability» der Uni Zürich, das sich mit Nachhaltigkeitsfragen in Unternehmen beschäftigt und derzeit auf nachhaltige Immobilien fokussiert.

Das Departement Wirtschaft an der Hochschule Luzern bietet das Bachelor Studium «Value Network Management» an. In diesem liegt der Fokus auf der Gestaltung von Wertschöpfungsnetzwerken/-ketten unter den Aspekten von Internationalisierung, Digitalisierung, Nachhaltigkeit.

Nachhaltiges Unternehmertum lässt sich an der Universität in St. Gallen studieren. Im Masterstudiengang Unternehmensführung kann «Nachhaltigkeitsmanagement» als Schwerpunkt gewählt werden. Ethische Fragestellungen und das Thema Nachhaltigkeit stehen dabei im Mittelpunkt. (Vielen Dank an Elisabeth Lange für die Ergänzung.)

Die Universität der italienischen Schweiz in Lugano bietet in ihrer Wirtschaftsfakultät ein Modul an, das sich mit nachhaltiger Entwicklung in Unternehmen beschäftigt. Das ist das einzige Studienangebot in der italienischen Schweiz im Bereich der Nachhaltigkeit. Im Vergleich zur Auswahl in der Deutsch- und Westschweiz ist die in der italienischen Schweiz somit eher dürftig.

Weiterbildungen in Nachhaltigkeit

Weiterbildungsmöglichkeiten für ausgebildete Wirtschaftsfachleute sind in der Schweiz ebenfalls vorhanden. Am Institut für Wirtschaft & Ökologie der Hochschule St. Gallen kann man Weiterbildungslehrgänge absolvieren in den Bereichen «Renewable Energy Systems» (Erneuerbare Energiesysteme) und «Sustainable Business» (nachhaltige Unternehmen), an der ZHAW in Winterthur kann man einen Weiterbildungskurs in «Corporate Responsibility/Social Management» belegen, der sich mit der sozialen Nachhaltigkeit in Unternehmen auseinandersetzt. Die Uni Bern bietet den Zertifikatskurs «Nachhaltige Entwicklung» an. Leute, die im Beruf mit Nachhaltigkeitsfragen zu tun haben oder in Zukunft damit in Kontakt treten wollen, können das Certificate of Advanced Studies innerhalb von zwei Jahren abschliessen. (Vielen Dank an Iris Staubesand für die Ergänzung.)

Auch in der Technik kann man «grün» studieren.
In den letzten Jahren entstanden einige Studiengänge im «grünen» technischen Bereich. Foto: © moodboard / Thinkstockphotos

Die nachhaltige Entwicklung wird zu einem grossen Teil in technischen Berufen umgesetzt. Die meisten Studiengänge, die sich mit Nachhaltigkeitsaspekten beschäftigen, sind in den letzten Jahren im praktischen Bereich entstanden. An der Westschweizer Hochschule in Genf kann man Umweltingenieurwesen studieren, genauso an der ZHAW in Wädenswil, am Polytechnikum in Lausanne, an der Hochschule für Technik in Rapperswil und seit dem vor kurzem begonnenen Herbstsemester 2011 an der Fachhochschule der Nordwestschweiz in Windisch.

An der Hochschule Luzern, im Departement Technik & Architektur, kann man einen «Bachelor in Business Engineering Sustainable Energy Systems» machen. Das Studium wird in englisch geführt und baut auf das Wirtschaftsingenieurwesen auf. Die Studenten befassen sich im Verlauf des sechssemestrigen Programms hauptsächlich mit nachhaltiger Energieversorgung.

Es sieht aus, als ob Umwelttechnik oder Umweltingenieurwesen an den Schweizer Hochschulen bald genauso selbstverständlich in den Studienkatalogen anzutreffen sein wird wie Medizin oder Jus. Sämtliche technischen Studiengänge der Nachhaltigkeit beschäftigen sich im ersten Jahr mit den Grundlagen in Physik, Biochemie und Mathematik, um sich dann im zweiten Jahr für eine Spezialisierung zu entscheiden. Da reicht es von «Nachwachsende Rohstoffe und Erneuerbare Energien», über «Abfallmanagement» bis hin zu «Urbaner Gartenbau» oder «Biologische Landwirtschaft».

Kurs-Angebot für Nachhaltigkeit

An der Hochschule Luzern wird mit dem Studiengang «Nachhaltig bauen» ein Aspekt berücksichtigt, der sonst in der Schweiz vernachlässigt wird. Für das Realisieren von nachhaltigen Projekten braucht es neben Ingenieuren auch ausgebildete Baufachkräfte. Unter Mitwirkung von fünf Fachhochschulen entstand der «Master of Advanced Studies in nachhaltigem Bauen». Bau- und Haustechnikfachleute erlangen Kompetenzen im Erstellen und Betreiben energieeffizienter und nachhaltiger Gebäude.

Text: Sabrina Stallone

Links zu den Studiengängen

Folgen Sie diesen Links, um weiterführende Informationen über die vorgestellten Studiengänge zu erhalten.

Naturwissenschaften

  • Erdwissenschaften ETH Zürich: www.erdw.ethz.ch
  • Umweltwissenschaften ETH Zürich: www.usys.ethz.ch
  • Allgemeine Ökologie Uni Bern: www.ikaoe.unibe.ch
  • Environmental Science Uni Genf: www.unige.ch
  • Umweltingenieurwesen ZHAW Wädenswil: www.zhaw.ch/iunr/bachelor/
  • Master of Science in Umwelt und Natürliche Ressourcen ZHAW Wädenswil (neu ab September 2017):   www.zhaw.ch/iunr/master/

Wirtschaft

  • Center for Corporate Responsibility and Sustainability Uni Zürich: www.ccrs.uzh.ch
  • Master-Programm Unternehmensführung mit Schwerpunkt Nachhaltigkeitsmanagement Uni St.Gallen: www.unisg.ch
  • Bachelor in Value Network Managment Hochschule Luzern: www.hslu.ch

Technik

  • Umweltingenieurwesen Westschweizer Hochschule Genf: www.hes-so.ch
  • Bachelor in Business Engineering Sustainable Energy Systems Hochschule Luzern: www.hslu.ch
  • Nachhaltig bauen Hochschule Luzern: www.weiterbildung.hslu.ch

 

 

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