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Startschuss für den ersten Solarskilift der Welt im Safiental

Der erste Solarskilift der Welt im kleinen Schweizer Dorf Tenna im Safiental ist ab sofort geöffnet. Im Interview mit nachhaltigleben.ch spricht Edi Schaufelberger, Präsident der Skiliftgenossenschaft, über den Widerstand der Umweltverbände gegen den Bau und darüber, wie andere Skigebiete Tenna für ihren Mut bewundern, den Lift realisiert zu haben.

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Der erste Solarskilift der Welt steht im Schweizer Dorf Tenna im Safiental, Foto: skilift-tenna.ch.

Herr Schaufelberger, wie kam es zur innovativen Idee, einen Skilift mit Solarenergie zu betreiben?

Im Jahr 2011 liefen die Betriebskonzession für den alten 40jährigen Occasion-Skilift hier in Tenna aus. Es musste also ein neuer Skilift her. Uns war klar, dass der neue Lift einen Mehrwert bieten soll. Denn für einen konventionellen Skilift wäre die Finanzierung schwierig geworden. Frau Felicia Montalta, die im Rahmen des Pilotprojekts «Enjoy Switzerland in Partnerschaft mit der Schweizer Berghilfe»* für das Safiental zuständig ist, kam schliesslich mit der Idee einer Solaranlage für den Skilift, auf uns zu.

Welches waren die grössten Herausforderungen bei der Realisierung des Baus?

Wir waren von der Idee begeistert. Zunächst wollte man dem Skilift Solarenergie von Panels zuführen, welche auf einem Haus montiert sind. Da neben dem Skilift kein Häuschen steht, musste man eine andere Lösung finden. Diese lieferte uns die Firma Bartholet Maschinenbau AG mit dem sogenannten «Seilbahnsystem», wobei die Solarpanels direkt im Skilift integriert sind. Bevor der Firma der Auftrag für den Bau des Solarskilifts erteilt werden konnte, mussten aber erst die Bewilligungen der Mitglieder der Skigenossenschaft Tenna, des Interkantonalen Konkordats für Seilbahnen und Skilifte (Ikss) und der Umweltverbände eingeholt werden. Während die Genossenschaftler und die Kontrollstelle des Ikss sofort grünes Licht gaben, regte sich seitens der Umweltverbände Widerstand zum Schutz des Landschaftsbildes. Nach konstruktiven Gesprächen stimmten schliesslich auch sie dem Bau zu.

Pro Natura äusserte anfangs Kritik an dem Solarskilift, wonach der mit Solarpanel versehene 400 Meter lange Lift unansehnlich in der Berglandschaft stehen würde. Wie ist Ihre Haltung zu dieser Kritik?

Seit der Solarskilift nun in Tenna steht, habe ich kein einziges negatives Wort über die Verschandelung des Landschaftsbildes gehört. Es wurden nicht mehr Masten gebaut als bei einem konventionellen Lift. Nur ihr Durchmesser ist etwas grösser. Sicherlich fällt der Solarskilift wegen seiner integrierten Solarpanels auf, doch dies im positiven Sinne.

Mit welchem finanziellen Aufwand war der Bau verbunden im Vergleich zu einem konventionellen Skilift?

Der Bau eines Solarskiliftes ist etwa doppelt so teuer wie der eines konventionellen Skilifts. So war zu Beginn der Planung und des Baus die Finanzierung auch ein Diskussionspunkt und eine Herausforderung. Zahlreiche Spenden halfen uns aber schnell weiter.

Müssen die Skifahrer nun einen Aufpreis bei den Skipässen zahlen, damit sie mit erneuerbarer Energie den Hang hochgezogen werden?

Eine kleine Preiserhöhung bei den Skipässen gibt es tatsächlich. Allerdings hängt dies nicht mit der Inbetriebnahme des Solarskiliftes zusammen. Seit gut zehn Jahren haben wir unsere Preise nicht mehr angehoben. Nun kommt es zu einer kleinen Anpassung. Das Skifahren ist bei uns in Tenna aber immer noch überaus günstig mit 25 Schweizer Franken für eine Tageskarte und 100 Schweizer Franken für einen 7-Tages-Skipass.

Bei schlechtem Wetter oder schneebedeckt können die Solarpanels keine Sonnenenergie mehr in Strom umwandeln. Ist zu befürchten, dass dem Skilift mitten in der Fahrt plötzlich der Strom ausgeht?

Nein, diese Panne wird beim Solarskilift nicht eintreten. Zum einen nicht, weil der Skilift ans normale Elektrizitätswerk angeschlossen ist und bei einem Engpass im Notfall von dort «normalen» Strom beziehen kann. Zum anderen nicht, weil Tenna eine Sonnenterrasse ist. Die schwenkbaren Solarpanels können der Sonneneinstrahlung angepasst werden und damit äusserst effizient arbeiten. Im Normalfall produzieren die Solarpanels dreimal so viel Strom, wie der Skilift für den Betrieb benötigt. Zwei Drittel der Sonnenenergie wird dem öffentlichen Stromnetz zugeführt. Und wenn dann doch mal ein Schneesturm aufzieht, kann der Schnee von der Oberfläche der Panels abgeschüttelt werden, indem sich die Solarpanels circa 45° Grad aufstellen lassen. Noch haben wir aber keine Praxiserfahrung und bei sehr starkem Schneefall kann ich mir schon vorstellen, dass die Panels nicht so einfach vom Schnee zu befreien sind. Mehr weiss ich nach Ende der Skisaison, wenn der Solarskilift über eine längere Zeit und unter allen Witterungsverhältnissen gelaufen ist.

Was unternimmt der Skiort Tenna zudem noch, um ein nachhaltiges Skigebiet zu sein?

Bis anhin verzichten wir auf den Einsatz von Schneekanonen. Die Zielsetzung ist klar, wir möchten ohne künstlich generierten Schnee auskommen. Ob wir das auch so in naher Zukunft beibehalten können, steht in den Sternen. Wegen der steigenden Erderwärmung wird die Schneesituation in den Skigebieten immer prekärer. Aus diesem Grund möchte ich meine Hand für ein Schneekanonen-freies Tenna nicht ins Feuer legen. Es kann sein, das wir eines Tages Schneekanonen an exponierten Stellen bei der Berg- oder Talstation einsetzen müssen, um das Skifahren weiter zu ermöglichen.

Haben Sie Anfragen anderer Schweizer Skigebiete bekommen, die es sich auch überlegen, einen Solarskilift zu bauen?

Wir hatten bereits Besuch von Verantwortlichen anderer Skigebiete, welche unseren Mut für die Realisierung des Solarskilifts bewundern. Konkrete Anfragen sind bei mir bis anhin nicht eingetroffen. Zum jetzigen Zeitpunkt könnte ich auch nicht gross Auskunft geben, da der Solarskilift eben erst richtig angelaufen ist.

* Enjoy Switzerland in Partnerschaft mit der Schweizer Berghilfe:

Das Pilotprojekt «Enjoy Switzerland. Safiental.» wurde von der Schweizer Berghilfe und von Schweiz Tourismus lanciert. Das Impulsprogramm fördert die Angebots-, Service- und Erlebnisqualität der touristischen Schweiz. Mehr Informationen zum Pilotprojekt im Safiental finden Sie unter www.solarskilift.ch.

 

Interview: Lea Schwer

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