Diese Pflanzenwand verbessert die Luft so gut wie 275 Bäume
Gegen die stickige Luft in Städten helfen ein paar Bäume wenig. Diese Pflanzenwand filtert aber so viel Feinstaub heraus wie mehrere hundert davon. Wie der CityTree es schafft, Schluss mit Smog zu machen.
Bäume filtern Schadstoffe aus der Umgebung und spenden Sauerstoff. Leider sind jedoch in vielen Städten immer weniger davon zu finden. Mit Ausnahme von Bern ging der Bestand von Bäumen im innerstädtischen Bereich schweizweit um fast 10 Prozent zurück in den letzten zwei Jahrzehnten.
Die Pflanzenwand CityTree setzt dem so richtig etwas entgegen. Ihre vier Erfinder von Green City Solutions haben damit eine Art Biofilter geschaffen, welche die Funktion von etwa 275 Bäumen übernimmt – und das auf gerademal 3 m² Stellfläche. Grund für die Produktion dieser geballten Ladung frische Luft auf so kleiner Fläche sind die darin verbauten 13'500 Einzelpflanzen.
Darüber hinaus hat die Pflanzenwand einen enormen Kühlungseffekt auf die direkte Umgebung. Dieser entsteht durch die Verdunstung von Wasser über die Blätter.
Der CityTree ist beidseitig bepflanzt und kann praktisch überall aufgestellt werden. Bei der Pflanzenauswahl setzen die Erfinder überwiegend auf Moose.
Bild: 6 von 6
Besonders in Smog geplagten Grossstädten wie Hongkong können die City Trees erheblich dazu beitragen, das Klima zu reinigen und so die Lebensqualität zu verbessern. Denn im Umkreis von 50 Metern um die Pflanzenwände befinden sich bis zu 30% weniger Schadstoffe in der Luft. Foto: © Green City Solution
Warum Moos die Pflanzenwand so effektiv macht
Es kommt nicht umsonst richtig viel Moos auf die beiden Seiten des CityTree. Keine Pflanze auf der Welt hat auf so geringer Fläche eine so hohe Anzahl an Blättern wie das Moos. Viele tausende davon finden hier auf wenigen Quadratmillimetern Platz, dennoch arbeiten diese winzigen Blätter so effektiv wie die ihrer grossen Verwandten, den Bäumen.
Zudem kann sich Moos optimal an unterschiedlichste Klimazonen anpassen. Die Pflanzenwand kann damit nahezu überall eingesetzt werden. Nur Trockenheit mag Moos nicht wirklich. Dafür haben die Erfinder aber eine passende Lösung gefunden.
Computer steuert Bewässerung und Wartung
So richtig gefällt es dem Moos erst mal nicht, in eine enge Pflanzenwand gesteckt zu werden, die von alleine auch schnell austrocknen könnte. Deshalb bekommen sie Gesellschaft von schattenspendenden Gewächsen.
Damit die Pflanzen immer ausreichend Wasser haben, versorgt sie zudem eine sensorgesteuerte Tröpfchenbewässerung. Der dafür nötige Wassertank ist in der Pflanzenwand integriert. Damit ist gesichert, dass alle Gewächse immer die richtige Menge Wasser erhalten.
Um den Aufwand zu minimieren, steuert der Stadtbaum diese Bewässerung selbst. Er kann Wetter- und Klimadaten aus dem Internet abrufen und analysieren. Aufgrund der Daten werden die Pflanzen dann bewässert. Der hierbei benötigte Strom kommt von integrierten Solarpaneelen.
So viel Smog schluckt die Pflanzenwand
Bevor eine Pflanzenwand aufgestellt wird, gibt es eine genau Analyse des passenden Standorts, die Klima-, Umwelt- und Schadstoffdaten mit einbezieht. Dabei geht es unter anderem darum, wo am meisten Schadstoffe anfallen oder wo die Luft am stickigsten ist. Diese Analyse bestimmt den optimalen Platz für den CityTree, damit er die Luft vor Ort entscheidend verbessern kann.
Jährlich 240 Tonnen CO2 können so von nur einem CityTree aus der Luft gefiltert werden. Auch wird die Feinstaubbelastung der Umgebung um 25 Prozent reduziert, die von gefährlichen Stickstoffoxiden um 15 Prozent. Kurz gesagt: Im Umkreis von bis zu 50 Metern ist die Luft um etwa 30 Prozent weniger mit Schadstoffen belastet.
Zudem verdunstet die Pflanzenwand einiges an Wasser, was die Umgebungsluft merklich abkühlt. Auch ein Grund für die Erfinder, in die Konstruktion des Stadtbaums eine Sitzgelegenheit zu integrieren.
Wo die Pflanzenwand bereits im Einsatz ist
Bei der Hochschule Dresden, am Berliner Hauptbahnhof, in Oslo, Paris und Hongkong stehen bereits die ersten CityTrees und verbessern dort die Luft. Doch die einfachen Pflanzenwände sind noch nicht das Ende der Entwicklung. Weitere Mehrwerte wie Touchscreens, E-Bike-Ladestationen oder Wi-Fi-Hotspots könnten künftig ebenfalls darin integriert werden.
Quellen: Greencitysolutions.de, Bern.ch
Autor: Jürgen Rösemeier-Buhmann, 25.10.2016