Der Sonne entgegen: Dieses Haus kann sich zum Licht drehen
Das «359» ist als Minihaus von der Wohnfläche her nicht das grösste. Dafür kann es so richtig was, denn um die Aussicht zu ändern, wechseln die Bewohner nicht den Raum. Sie drehen stattdessen einfach das ganze Haus – und sparen so einiges an Energie.
PATH Architecture ist ein innovatives Architekturbüro, dass sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat. Jetzt sorgen die Kreativen mit einer spannenden Innovation für Aufsehen. Das «359» getaufte Minihaus ist nicht nur umweltfreundlich, weil es aus dem nachhaltigen Rohstoff Holz gefertigt ist und wegen seiner schlauen Raumaufteilung auf nur 13,4 m² Wohnfläche alles bietet, was eine Wohnung braucht.
Das zweistöckige Minihaus lässt sich auch jederzeit fast um seine gesamte eigene Achse drehen. Und zwar um genau 359 Grad, daher auch der Name. Dass ein Grad fehlt, um die gesamte Drehung vollziehen zu können, dient dem Schutz der Elektroinstallation und des Wasseranschlusses.
Aber was bringt es, das Minihaus zu drehen?
Als wichtigstes Argument für die Konstruktion nennt Bemjamin J. Kaiser, Chef des PATH Architekturbüros, die optimale Nutzung des Sonnenlichts. Da die Front des Hauses nahezu komplett verglast ist, können die Bewohner es etwa in der kälteren Jahreszeit mit wenigen Handgriffen zur Sonne hin richten.
Foto: © Evan Stravers / PATH Architecture, Inc.
Durch das Einfangen von möglichst viel Sonnenlicht im Winter spart das Minihaus viel Energie. So reicht laut Internetseite des Architekturbüros zusätzlich lediglich ein 110 Volt-Heizlüfter, um die zweistöckige Wohnung ausreichend zu heizen.
Und im Sommer? Da läuft es dann genau anders herum als im Winter. Die Bewohner können die Glasfront des Minihauses von der Sonne wegdrehen. So heizt sie die Räume nicht zusätzlich auf, sondern prallt an der hölzernen Rückwand des Gebäudes zum grössten Teil ab.
Ein weiteres Argument ist für Kaiser aber auch der mit dem Drehen verbundene Komfort die Perspektive wechseln zu können. So lässt sich mal der Sonnenuntergang vom Wohnzimmer aus betrachten oder am Morgen wird man geweckt mit der Aussicht auf eine andere Ecke des Gartens – und alles nur mit einem Dreh.
Das drehbare Minihaus bietet alles, was eine Wohnung braucht
Bis auf den immer passenden Dreh ist das «359» nicht viel anders ausgestattet als andere kompakte Ökohäuser. Es hat eine kleine Küchenzeile, einen Wohn-Essbereich, Bad, Schlafzimmer und sogar eine Terrasse. Damit hat das Minihaus alles, was es zum Wohnen braucht.
Foto: © Evan Stravers / PATH Architecture, Inc.
Wer das kleine Haus sein Eigentum nennen möchte, muss dafür um die 145.000 US-Dollar (etwa 140.000 Franken) ausgeben. Installationen, Innenausbau und Drehmechanismus sind dabei inklusive. Knapp 50'000 Franken würde es billiger, wenn die Hausherren ohne Installationen auskommen und das Minihaus «off-grid» bewohnen wollten.
Autor: Jürgen Rösemeier-Buhmann