Wohnen am Abgrund: Dieses Haus braucht keine Heizung
In diesem smarten Haus hat es auch ohne Heizung oder Lüftung immer die ideale Temperatur. Zudem besteht die Wohnung im Fels fast nur aus regionalen Materialien. So nachhaltig und cool wohnt es sich am Abgrund.
Lediglich die Terrasse im Erdgeschoss wagt sich mutig aus dem Fels heraus, alles andere des Traumhauses ist in ihm verborgen. Zusammen mit dem natürlich geschwungenen, schuppigen Dach wirkt der Bau gerade so, als wäre es ein mystischer Drache, der aus dem Hügel hervorschaut. Das von GilBartolomé Architects geplante Traumhaus an der Küste des spanischen Granada ist damit wohl eines der ungewöhnlichsten weltweit.
In Stein gemeisselt: Warum man ein Traumhaus im Berg versenkt
Gerade im warmen Süden hat eine Wohnung im Fels entscheidende Vorteile, wenn es um die Raumtemperatur geht. Diese beträgt in der «Casa del acantilado» konstant 19,5 Grad Celsius, und zwar im Sommer wie im Winter. Diese gleichbleibend angenehme Temepratur entsteht zum einen dadurch, dass das Traumhaus wie eine Höhle im Fels liegt und die Hitze oder Kälte von aussen so kaum darauf trifft.
Zum anderen hängt das stabile Raumklima mit der intelligenten Dachkonstruktion zusammen. Sie besteht aus einer speziellen 40 Zentimeter dicken Dämmschicht, welche im Sommer die Wärme draussen hält und im Winter isoliert. Deshalb sucht man in dem Traumhaus vergeblich eine Heizung oder Klimaanlage, was Unmengen an laufenden Kosten und Energie spart.
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Das Dach des Traumhauses besitzt eine aussergewöhnliche, fliessende Form. Es passt sich seiner Landschaft an, indem es hügelartige Wellen nachahmt. Das von Hand gefertigte Dach sieht aber dadurch nicht nur besonders stylisch und lebendig aus, es erfüllt auch wichtige Funktionen.
Die von Hand aus einem flexiblen Metallgewebe geformte Grundkonstruktion ist mit einer 40 cm dicken Isolierung versehen. Damit unterstützt sie das konstante Klima im Inneren. Foto: © Jesus Granada, La Casa del Acantilado, JG52558
Mehr als umweltfreundlich: Traumhaus mit sozialem Gewissen
Das Traumhaus in Grenada wurde zu einer Zeit erbaut, in der Spanien seine grösste Wirtschaftskrise erlebte. Die Folge: Landesweit 26 Prozent Arbeitslosigkeit, in der Region um Grenada sogar 36 Prozent. Darum beschlossen Architekt und Bauherr eine besondere Massnahme. Man wollte nicht mit vorgefertigten Teilen oder intensivem Maschineneinsatz arbeiten, sondern mit Manpower. Das verschaffte vielen Arbeitern vor Ort, zumindest für eine gewisse Zeit, einen Arbeitsplatz.
Auch die Innenausstattung wurde das gesamte in traditioneller Handarbeit angefertigt. Der organischen Dachform folgend, erhielt das Interieur sanft fliessende Möbel.
Die Ein- und Ausblicke der «Casa del acantilado» in einmaligen Bildern festgehalten hat der Starfotograf Jesus Granada, der die nachhaltige Villa zudem im folgenden Video dokumentierte.
Mehr zu ungewöhnlichen Wohnhäusern lesen Sie in dem Beitrag «Natürlich wohnen: Erdhäuser haben viele Vorteile».
Autor: Jürgen Rösemeier-Buhmann