Grünes Hochhaus für Lausanne: Erster Bosco Verticale der Schweiz
In Mailand ist das grüne Hochhaus Bosco Verticale bereits bezugsfertig, jetzt gibt es bald eine weitere Version des Wolkenkratzers in Lausanne. So wird der erste Vertikale Wald der Schweiz aussehen.
Bosco Verticale kommt in die Schweiz: Grün wohnen mitten in Lausanne
Der Bosco Verticale, übersetzt vertikaler Wald, ist ein 2014 mit dem Internationalen Hochhauspreis prämiertes, einmaliges Bauprojekt des italienischen Architekten Stefano Boeri. Dank einer massiven Begrünung der Fassade, leben die Bewohner des ersten Vertikalen Walds in Mailand, mitten in der Betonwüste, bereits wie in einer grünen Vorstadtsiedlung.
Die Bäume, Sträucher und Kleinpflanzen des Bosco Verticale erfüllen dabei gleich mehrere Aufgaben: Die Luft vor dem Wohnzimmer von Feinstaub und CO² befreien, sowie die Wohnungen schattieren und bedingt vom Grossstadtlärm abschotten.
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Nach dem Bosco Verticale in Mailand soll nun auch in Chavannes-Près-Renens, eine Gemeinde in Lausanne-West, ein grünes Hochhaus im Stile des Vertikalen Waldes entstehen. Der erste Schweizer Bosco Verticale in Lausanne soll aus 36 Stockwerken bestehen und ab 2017 bezugsbereit sein. Foto: © Boeri Studio / Bosco Verticale Lausanne
Wie zukunftsweisend der Aufbau des vertikalen Walds ist, beweist Stefano Boeri jetzt damit, dass er den Zuschlag dafür bekommen hat, in Lausanne einen weiteren Bosco Verticale zu bauen. Das nach dem Vorbild in Mailand gefertigte Wohn- und Geschäftsgebäude «Tour des Cèdres» wird ab 2017 in die Bauphase gehen.
So wird der erste Bosco Verticale der Schweiz einmal aussehen
Auch in dem zukünftigen vertikalen Wald mit 117 m Höhe werden Bäume in die Fassade integriert sein. So ist geplant, dass die späteren 2- bis 5-Zimmer-Wohnungen mit mehr als 100 Zedern, Eichen und Ahorn sowie einer schönen Unterbepflanzung begrünt werden. Auf insgesamt 3'000 m2 soll sich die Begrünung summieren.
Wie das an der Umsetzung des Lausanner Bosco Verticale beteiligte Ingenieurbüro BuroHappold Engineering versichert, wird das spätere Gebäude aber nicht nur von aussen grün. Das Innere soll den hohen Energiestandards nach Minergie entsprechen. Erreicht wird dies unter anderem durch optimale Dämmung, eine Erdwärmepumpe und eine Photovoltaikanlage sowie mit einer Regenwassersammelanlage. Letztere dient vornehmlich der ressourcenschonenden Bewässerung des vertikalen Waldes.
Der Bosco Verticale in Lausanne ist nicht als Luxuswohnobjekt geplant. Vielmehr sollen sich die Wohnungen im gehobenen Segment auch ganz normale urbane Waldliebhaber leisten können. Zusätzlich in dem neuen Quartier geplant wird ein Einkaufszentrum und auf dem Dach des vertikalen Waldes in Lausanne soll ein Restaurant mit Blick auf den Genfer See entstehen.
Bepflanzung des Bosco Verticale wird zu Unrecht kritisiert
Bereits beim Mailänder Vertikalen Wald wurde der Plan, Bäume in lediglich einen Meter tiefe Erde zu pflanzen, häufig kritisiert. Doch nicht nur die nun vorhandene Umsetzung nach jahrelangen Tests mit passenden Bäumen zeigt, dass diese Bepflanzung sehr wohl gelingt.
Bereits in den 1930er Jahren wurde ein 6'000 m2 grosser Dachgarten auf einem Londoner Einkaufszentrum gebaut. Lediglich 1,5 m tief ist das Erdreich von «The Roof Gardens» im quirligen Stadtteil Kensington. Einer der drei damals bepflanzten Themengärten ist auch ein Wald. Dieser ist, 80 Jahre später, noch immer eine Augenweide und die teils mächtigen Eichen kommen sehr gut mit den kargen Bedingungen zurecht.
Quellen: burohappold.com, designboom.com, virginlimitededition.com
Autor: Jürgen Rösemeier-Buhmann