Trotz veganer Ernährung erfolgreich im Leistungssport?

Veganismus und Leistungssport, passt das zusammen? Fleisch enthält wichtige Proteine, die den Muskelaufbau fördern. Trotzdem setzen einige Spitzensportler mit Erfolg teilweise oder sogar komplett auf vegane Ernährung. Wie das geht und was dabei zu beachten ist.

Veganismus und Hochleistungssport? Vegan leben und Sport
Venus Williams ernährt sich überwiegend vegan. Foto: © Matthew Stockman, Getty Images Sport, Thinkstock

Sportliche Höchstleistungen trotz veganer Ernährung

Der Arzt und Bodybuilder Alexander Dargatz zeigt, dass man komplett vegan leben und erfolgreich Spitzensport betreiben kann. Auch ohne tierische Produkte schaffte er es unter anderem zum Bodybuilding-Weltmeister.

Eine Ikone unter den sportlichen Veganern ist Patrik Baboumian. Der Sportler startete mit 15 Jahren Krafttraining und mit dem Training für Strongman-Wettbewerbe. In der Sportart, in der man dicke Baumstämme wirft oder LKW zieht, wurde er 2011 deutscher Meister. Zwar hat er sich erst danach dem Veganismus verschrieben, aber er ist heute ebenso kräftig wie zuvor.

Auch das einstige Sprinter-Ass Carl Lewis lebte lange vegan. Seiner eigenen Aussage nach war er mit 30 Jahren und dank veganer Ernährung auf seinem Leistungshöhepunkt, wie spiegel.de berichtet.

Sportstars, die (fast) vegan richtig erfolgreich sind

Marco Koch, Europa- und Vizeweltmeister im Schwimmen, hatte vor zwei Jahren ein echtes Formtief. Ein Bluttest ergab, dass er gegen so Manches im Essen allergisch ist, zum Beispiel Gluten. Um wieder fit zu werden, stellte er seine Ernährung komplett um, und zwar überwiegend auf vegane Kost, wie watson.ch berichtet. Die anschliessenden Medaillen in 2014 zeigen, dass Veganismus und Leistungssport sehr wohl zusammengehen können. «Ich kann härter trainieren, regeneriere schneller, hab im Vergleich zum vergangenen Jahr fünf Kilo abgenommen und bin trotzdem stärker geworden», wird Marco Koch in der Süddeutschen Zeitung zitiert. Ganz hält er die vegane Ernährung allerdings auch nicht durch, denn ab und zu gönnt er sich noch ein Stück Fleisch oder eine Pizza.

Auch die Tennisspielerin Venus Williams lebt weitgehend vegan. Ein paar Jahre zurück musste sie krankheitsbedingt Turniere auslassen, da sie an der Autoimmunkrankheit Sjögren-Syndrom leidet. Diese seltene Erkrankung löst ständige Augenentzündungen und Mundtrockenheit aus, Gelenkschmerzen oder das Fatigue-Syndrom, einen dauerhaften Erschöpfungszustand. Mit einer strengen Rohvegan-Diät auf Zeit bekam sie die Beschwerden sehr gut in den Griff und gelangte wieder zu alter Stärke. Heute, so Venus Williams, esse sie «cheagan». Das ist eine Mischung aus den englischen Wörtern «cheating» (dt. etwa «Mogelei») und «vegan». Die Mogel-Veganerin ernährt sich laut eigener Aussage demnach zwar vornehmlich pflanzlich, aber nanchmal greift auch sie auf tierische Produkte zurück.

Was vegane Sportler beachten sollten

Der Ernährungsexperte und Berater beim Deutschen Leichtathletik-Verband, Uwe von Renteln, sieht die vegane Ernährung in Kombination mit Spitzensport laut spiegel.de kritisch. Denn, um den Körper mit der notwendigen Energie zu versorgen, bedarf es einer ausreichenden Menge Vitamin B 12. Das Vitamin ist jedoch vor allem in tierischen Nahrungsmitteln zu finden, ebenso wie das Mineral Eisen, zuständig für den Sauerstofftransport im Blut. Da bei Sportlern der Bedarf an beiden Stoffen recht hoch ist, muss der aktive Veganer hier eventuell mit künstlichen Präparaten die Zufuhr verstärken.

Und dann ist da noch das Eiweiss, ebenfalls essentiell für die Leistungsfähigkeit im Sport. Auch hierfür ist zwar Fleisch ein guter Lieferant. Aber es gibt ebenso pflanzliche Eiweissquellen wie Quinoa, Hanf und Chiasamen, Buchweizen oder Sojaprodukte. Diese dürfen bei einer veganen Ernährung und Sport – egal, ob im Hobbybereich oder Spitzensport – nicht fehlen.

Eine Alternative zum strikten Veganismus kann denn auch eine Ernährung sein, wie sie Mogelveganerin Williams vormacht. Wer tierische Produkte nicht aus moralischen Beweggründen ausschliesst, kann hin und wieder auf ein Stück Fleisch, Fisch oder auch Milchprodukte zurückgreifen. Das schadet der Gesundheit nicht und versorgt den Körper mit wichtigen Vitaminen und Proteinen.

Quellen: Spiegel.de, Watson.ch, Sueddeutsche.de

Autor: Jürgen Rösemeier-Buhmann, 2015

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