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Regenjacken im Test: So umgehen Sie schädliche Chemikalien

Ständig wird daran gearbeitet, Regenjacken zu verbessern, um uns noch optimaler vor Nässe zu schützen. Doch Tests zeigen, dass «wasserfest» oft mit jeder Menge Chemie einhergeht, die der Umwelt schadet, aber auch uns selbst belasten kann.

Regenjacken im Test: Viele Marken enthalten giftige PFC
Foto: © Dirima / iStock / Thinkstock

Was Regenjacken heute leisten, ist schon bemerkenswert. Man könnte sich unter einen Wasserfall stellen und bliebe mit der richtigen Funktionsjacke trotzdem trocken. Selbst ein Schlammbad würde so einer imprägnierten Jacke wenig anhaben. Doch gerade in diesem Allround-Schutz liegt genau das Problem, wie das deutsche Umweltbundesamt UBA in einer Studie resümiert. Denn wetterfeste Jacken setzen für extremen Schutz häufig auf poly- und perfluorierte Chemikalien, kurz PFC. Und das hat schwerwiegende Folgen für die Umwelt, aber kann auch unserer Gesundheit schaden.

Regenjacken im Test: Wie Imprägniermittel schadet

«Wetterschutz schädigt die Gewässer» titelt die Meldung über einer Studie zu wetterfesten Funktionsjacken des deutschen Umweltbundesamts. Die Ergebnisse des Regenjacken-Tests sind genauso ernüchternd, wie sich die Überschrift anhört, denn «In allen 15 getesteten Jacken wurden PFC nachgewiesen, die durch Waschprozesse und Ausgasung in die Umwelt freigesetzt werden. Dort verbleiben sie eine lange Zeit, werden weltweit in der Umwelt verteilt und reichern sich in Organismen an.» Für einige dieser PFC sei laut UBA sogar bereits nachgewiesen worden, dass sie die Fortpflanzung von Tieren schädigen könnten.

Noch schlimmer als die aus PFC bestehenden Imprägniermittel, die unter anderem in vielen Gore-Tex-Produkten stecken, sind Regenjacken mit Schadstoffen wie der giftigen PFOA, Perfluoroktansäure. Denn diese Chemikalie verdunstet zusätzlich im Laufe der Zeit und kann sich so auch direkt auf unsere Gesundheit auswirken.

Da weder eine Kläranlage noch die Natur diese Schadstoffe abbauen kann, sind sie heute bereits überall nachzuweisen, vom Grundwasser bis in die Tiefsee, selbst in menschlichem Blut oder jenem von Eisbären in der Arktis. In unser Blut gelangen die Chemikalien einerseits durch die Nahrungskette. Andererseits nehmen wir PFCs aber auch durch das Tragen der Regenjacke in uns auf.

Öko-Test der Regenjacken: Der Preis ist nicht entscheidend

Die vom UBA getesteten Outdoor- und Regenjacken stammten aus allen Preisklassen. Dass sich giftiges Imprägniermittel in allen fand, zeigt, dass der Preis keinen Einfluss haben muss, wenn es um den Einsatz von Chemie geht. 10 Regenjacken im Test überschritten dabei sogar festgelegte Grenzwerte, darunter auch Regenjacken von so gängigen Marken wie North Face, Vaude, Schöffel, Patagonia, Jack Wolfskin, Berghans oder Campagnolo.

Ähnlich verlief ein Detox-Test von Greenpeace. Auch die Umweltaktivisten hatten Funktions- und Regenjacken im Test. 14 an der Zahl, und auch hier kam keine ohne PFC aus. Allerdings lag bei diesem Test der Anteil bei allen Regenjacken unter den gesetzlichen Grenzwerten.

Regenjacken im Test: Viele Marken enthalten giftige PFC
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Regenjacken im Test: Es geht auch ohne PFC

Fjäll Räven kommt heute schon ohne PFC oder PFOA aus, Mammut will bis 2015 die giftigen Stoffe verbannen. Eine deutsche Firma, Maier-Sports, bietet ab diesem Jahr ebenfalls funktionale Wetterschutzkleidung, die ohne PFC auskommt.

Ein Vorzeigeunternehmen für schadstofffreie Regenjacken ist der deutsche Outdoorausrüster Puya. Das noch junge Unternehmen setzt auf «Ecorrect Outerwear». Alle Kleidungsstücke können problemlos recycelt werden und sind mit garantiert PFC-freier Beschichtung hergestellt. Trotzdem garantiert das Unternehmen alpine Einsatzfähigkeit. Die Jacken sind allerdings keine Regenjacken, sondern eher für den Wintersport ausgelegt. Erhältlich sind sie unter anderem im Onlineshop Blue-Tomato.com.

Puya steht zudem dafür ein, dass seine Kleidung 100-prozentig in Europa hergestellt ist. Das machen nur wenige Hersteller, wie Lena Vierke vom Umweltbundesamt im Interview versichert. Nicht umsonst werden die jährlich verarbeiteten 11.000 Tonnen PFC allesamt in fernen Ländern verarbeitet, meist in den Produktionsstätten im fernen Osten.

Eine Öko-Alternative zur belasteten Regenjacke ist auch eine althergebrachte, gewachste Jacke oder ein Schutz aus Sympatex. Diese hieraus gefertigten Outdoor- und Regenjacken enthielten im Test keinerlei PFC. Sympatex gibt zudem auf seiner Webseite an, dass ihre Produkte zu 100 Prozent PFC-frei sind. Zwar weisen diese Regenjacken dann nicht die hervorragenden Eigenschaften der anderen Superstoffe auf. Doch für den Gang ins Büro oder einen kurzen Regenschauer bei der Wanderung reicht es allemal.

Wer mehr über PFC wissen will, kann sich über eine App des UBA informieren. Sie zeigt ausserdem, wo die Chemikalie überall zu finden ist. Mehr dazu unter PFC-Planet. Tipps zu weiteren Schadstoffe in Kleidung finden Sie in unserem Beitrag Schadstoffe in der Kleidung: Was kann ich noch anziehen?

Quellen: Ökotest, Greenpeace, Sympatex.com, Spiegel.de, UBA.de, Text: Jürgen Rösemeier-Buhmann

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