Wanderschuhe im Ökotest: Ganz ohne Chemie geht es nicht
Mit einigen Wanderschuhen schnüren Sie sich richtige Giftcocktails an die Füsse. Viele andere sind nur leicht belastet, wie Tests zeigen. Was so alles in welchen Schuhen steckt und worauf Sie beim Kauf achten sollten.
Eine Untersuchung der Zeitschrift Ökotest von 2012 zeigt, wie weitreichend einige Schadstoffe bei Wanderschuhen verbreitet sind. So fanden die Tester in neun von zehn Wanderschuhen sogenannte PAK. Das ist ein Weichmacher, der in Kunststoffen, Farben oder Gummi steckt und als krebserregend gilt.
Ebenfalls in vielen Wanderschuhen enthalten war laut diesem Test Chrom, das sehr oft für das Gerben von Leder eingesetzt wird. Chrom ist ein Schwermetall und soll Allergien wie auch Ekzeme auslösen. Der Gerbstoff wurde in allen Wanderschuhen im Test gefunden. Zudem enthielten fünf der Testschuhe den krebsverdächtige Farbstoff Anilin.
Kaum ein Wanderschuh fällt ganz durch den Test
Die Stiftung Warentest nahm 2013 zum letzten Mal leichte Wanderschuhe und Trekkingstiefel unter die Lupe. Von den 15 getesteten Modellen wurden in insgesamt neun der robusten Treter gefährliche Chemikalien gefunden. Dies waren sogenannte PFOS, Fluorverbindungen, die als Imprägnierstoff dienen.
Diese Fluorverbindungen schaden der Umwelt. Zudem stehen sie im Verdacht krebserregend zu sein und die Fortpflanzungstätigkeit negativ zu beeinflussen. Da die Konzentration in den Wanderschuhen im Test jedoch nicht sonderlich hoch war, wurde der Gehalt von PFOS als unbedenklich eingestuft.
Nur ein Wanderschuh fiel im Test durch. Dies war ein Stiefel von Mammut (Modelljahr 2013), der zu viel Naphthalin enthielt. Naphthalin ist ein schädlicher Weichmacher. Mit am besten kamen bei den Testern der Aku Trekker Lite II GTX, der Hanwag Nazcat GTX, der Globetrotter / Kaikkialla Inari und der Lowa Camino GTX weg. Über das Urteil «gut» kam jedoch keiner der getesteten Wanderschuhe hinaus.
Wanderschuhe im Test: Ökosiegel können helfen
Wenn Sie auf Wanderschuhe setzen, deren Materialien aus Europa stammen und die auch hier produziert wurden, geraten Sie kaum an einen echten Giftcocktail. Am besten fragen Sie nach, woher ein Wanderschuh stammt, wenn Sie den Hersteller nicht kennen. Selbst achten können Sie eigentlich beim Wanderschuhe kaufen nur auf den Geruch. Ist er besonders stark und beissend, stecken oft gefährliche Schadstoffe darin, die Sie vielleicht nicht unbedingt über Stunden an den Füssen tragen möchten.
Bei manchen Herstellern finden Sie auch bereits ein Ökosiegel wie das BlueSign-Logo. Oder das Unternehmen setzt sich one Label für eine nachhaltige Produktion ein. Dazu gehört etwa Vaude. Und auch wenn der eine Schuh von Mammut beim Test durchfiel, steht die Marke grundsätzlich für Nachhaltigkeit ein. Der italienische Hersteller AKU, der spanische Bessard oder auch LOWA haben sich ebenfalls Made in Europe und besonders umweltschonende Herstellungsverfahren auf die Fahne geschrieben.
Völlig ohne Chemikalieneinsatz können die hochfunktionalen Treter allerdings nicht hergestellt werden.
Quellen: Ökotest, AKU, LOWA, Vaude, alles-zur-allergologie.de, test.de/Stiftung Warentest
Text: Jürgen Rösemeier-Buhmann