Wegen Klimaschäden: Bewohner von Pari klagen gegen Holcim

02.02.2023 – Vier Bewohnerinnen und Bewohner der indonesischen Insel Pari ziehen gegen den Schweizer Zementkonzern Holcim vor Gericht. Sie machen das Unternehmen für Klimaschäden in ihrer Umwelt verantwortlich.

Blick auf Teile der indonesischen Insel Pari mit Booten am Strand
Die Insel Pari wird zunehmend überschwemmt.  © Pramod Kanakath / iStock / Getty Images Plus

Die indonesische Insel Pari wurde im Jahr 2022 fünfmal überflutet, wie das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz, kurz Heks, in einem Bericht schreibt. Die Auswirkungen des Klimawandels bedrohen die Existenz der 1500 Menschen, die auf der Insel leben.

Hierfür machen vier Inselbewohnerinnen und -bewohner nun den Schweizer Zementkonzern Holcim mitverantwortlich.

«Unsere Existenz ist bedroht. Wir wollen, dass die Verantwortlichen nun endlich handeln», wird eine der Klägerinnen im Bericht von Heks zitiert.

Nachdem ein Schlichtungsgesuch im Oktober 2022 nicht von Holcim angenommen wurde, zogen die Klägerinnen und Kläger am 30. Januar 2023 im Namen der ganzen Insel vor das Kantonsgericht in Zug.

Warum wird ausgerechnet Holcim angeklagt?

Holcim ist der weltweit führende Zementhersteller und zählt laut Heks zu den 50 grössten CO2-Emittenten unter allen Unternehmen der Welt. Die Klägerinnen und Kläger verweisen auf eine Studie des Climate Accountability Institute, nach der das Schweizer Unternehmen zwischen 1950 und 2021 über sieben Milliarden Tonnen CO2 emittiert habe. Das ist mehr als das Doppelte der Emissionen, welche die gesamte Schweiz im gleichen Zeitraum ausgestossen hat. Damit spiele Holcim eine entscheidende Rolle beim Klimawandel. Zudem reichen die Klimaziele des Schweizer Konzerns nicht aus, um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen.

Die Einreichung der Klage aus Indonesien ist das erste ordentliche Zivilverfahren gegen einen Schweizer Konzern wegen seines Beitrags zum Klimawandel. Die vier Inselbewohnerinnen und -bewohner klagen wegen «Persönlichkeitsverletzung» (ZGB 28) aufgrund des übermässigen CO2-Ausstosses durch Holcim, aufgrund dessen die Insel grosse Schäden erlitten hat. Dass die Wetterextreme auf der Insel durch den Klimawandel verursacht wurden, belegt eine Studie des Clobal Climate Forum.

Das fordern die Klägerinnen und Kläger

Daher fordern die klagenden Inselbewohnerinnen und -bewohner anteilsmässige Entschädigung für die erlittenen Klimaschäden sowie eine finanzielle Beteiligung an Flutschutzmassnahmen von Holcim. Unterstützt werden sie dabei vom Verein European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR), der indonesischen Umweltorganisation WALHI und dem Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz (Heks) mit der Kampagne «Call for Climate Justice».

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