Mein Auto wird grün
Ältere Autos entsprechen meist nicht mehr den heutigen Umweltstandards. Und bevor ein neues in die Garage kommt, lohnt es sich oft, das alte ökologisch nachzurüsten. Doch Achtung: Nicht alle Umbauten erhöhen die Umweltfreundlichkeit des Fahrzeugs.
Es gibt viele Gründe, das ökologisch unkorrekte alte Auto nicht gleich zum Schrottplatz zu bringen: zum einen ist es ressourcenschonend, es so lang als möglich zu fahren - zum anderen wachsen Autos als treue Begleiter den Besitzern ans Herz. Welche Wege gibt es nun, das Auto umweltfreundlicher zu machen? Ein Fahrzeug mit einem normalen Verbrennungsmotor kann beispielsweise auf Gasbetrieb umgebaut werden. Gerade bei den steigenden Ölpreisen ist dies verlockend. Denn die einmalige Investition kann nach einigen Jahren schon amortisiert sein. Wenn das Auto noch so lange fährt…
Erdgas zahlt sich aus
Das Umrüsten auf Gas ist einfacher geworden. Ein Grossteil der Autos in der Schweiz ist dafür geeignet. Auch ist es heute möglich, dass die Fahrzeuge nach einem Umbau bivalent betrieben werden. Das heisst, dass sie mit Gas oder mit Benzin angetrieben werden können. Das macht den Fahrer unabhängiger von Gas-Tankstellen, obwohl auch sie in der Dichte zunehmen: Bereits 126 Erdgas-Tankstellen sind schweizweit in Betrieb. «Erdgas kombiniert mit Biogas ist schon heute eine wichtige Stütze der Schweizer Energieversorgung», erklärt Hajo Leutenegger, Präsident des Verbands der Schweizerischen Gasindustrie. Entgegen der verbreiteten Meinung ist der Gastank im Auto auch keineswegs gefährlich. Die Tanks sind heute so konzipiert, dass auch bei besonders schweren Unfällen oder grosser Hitzeentwicklung keine Gefahr besteht. Je nach Fahrzeugtyp variieren die Kosten für den Umbau, doch laut Experten ist es möglich, dass sie sich schnell amortisieren. Ob das eigene Auto auch wirklich für eine Umrüstung geeignet ist, bespricht man am besten mit seinem Garagisten.
Für die Umwelt zahlt sich eine Umrüstung auf Erdgas auf jeden Fall aus. Erdgas-Autos stossen zwischen 60 und 95 Prozent weniger Schadstoffe aus als Benzin- und Dieselfahrzeuge und auch der CO2-Ausstoss kann leicht reduziert werden.
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Nicht jeder Umbau macht Sinn
Eine weitere Möglichkeit ist es, einen Elektromotor einzubauen. Hier raten aber viele Hersteller von einem Umbau ab. Denn der ist teuer und nicht bei allen Modellen möglich. Ein grosser Kostentreiber ist die heute noch immer kostspielige Batterie. Trotzdem: Wer unbedingt ein Elektroauto möchte, für den ist ein Umbau eine echte Alternative. Denn originäre Elektroautos sind in der Schweiz noch immer Mangelware. «Das Problem ist wirklich, dass ein breites Angebot an Elektroautos fehlt. Die Nachfrage wäre da», sagt Susanne Wegmann, Geschäftsleiterin von e-mobile. Um die Zeit bis zur Markteinführung zu überbrücken, rüstet beispielsweise das Unternehmen kamoo in Schlieren schon heute Autos um. Das Unternehmen hat umgebaute Renault Twingos sowie umgebaute Fiat 500 im Angebot.
Theoretisch kann ein Auto auch auf Ethanol-Antrieb umgebaut werden. Das Umrüsten ist eigentlich einfach und ein mit Ethanol angetriebenes Fahrzeug stösst bis zu 85 Prozent weniger CO2 aus. Trotzdem stehen die Bio-Treibstoffe in der Kritik. Denn noch ist die Produktion der Agrotreibstoffe zu wenig nachhaltig. Ethanol zutanken kann man währenddessen schon meist auch ohne Umbau. Denn schon heute vertragen die meisten Autos schon zehn bis 35 Prozent des Biotreibstoffes.
Autos teilen - der Umwelt zuliebe
In jedem Falle gilt es mit kühlem Kopf zu rechnen, ob sich die Investition für das alte Auto lohnt. So ist es am Ende vielleicht doch der bessere Weg ganz auf ein neues Elektro-, Erdgas oder Hybridfahrzeug zu setzen und sich ein neues Auto anzuschaffen, auch wenn die Neuproduktion letztlich ebenso Ressourcen verbraucht.
Wer das alte abschafft und noch eine Weile warten will, bis das Angebot der Elektroautos sich zu seiner Zufriedenheit vergrössert hat, dem bleibt in der Zwischenzeit, sich mit anderen ein Auto zu teilen. Denn die Schweizer besitzen einen sehr grossen Fuhrpark. 2006 zählte der Bund rund 3,9 Millionen Fahrzeuge. Das entspricht rund 523 Fahrzeugen auf 1000 Einwohner, wobei die Fahrzeuge aber meist nicht vollständig ausgelastet sind. Mit Car-Sharing wie Mobility kann jeder seine Ökobilanz schnell verbessern.
Text: Raphael Corneo