Weg mit dem Winterblues: Tipps gegen Müdigkeit
Der graue Wolkenpanzer lässt kaum Tageslicht durch. Ist es mal einigermassen hell geworden, wird es auch schon bald wieder dunkel. Vielen machen im Winter Müdigkeit und Stimmungstiefs zu schaffen. Die gute Nachricht: Gegen den Winterblues kann man viel tun.
So düster wie der Blick nach draussen ist die Stimmung an manchen Wintertagen. Bei vielen Menschen geht das mit Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Heisshungerattacken einher. Aus gutem Grund nennt man die jahreszeitbedingte Stimmungslage auch «saisonal abhängige Depression» (SAD). Betroffen ist durchschnittlich jeder zehnte Erwachsene. Bei zwei Prozent der erwachsenen Schweizer sind die Auswirkungen so stark, dass sie therapeutisch behandelt werden.
Gegen Müdigkeit im Winter: Die innere Uhr umstellen
Eine Möglichkeit, den Winterblues zu vertreiben, ist die «innere Uhr» auszutricksen. Davon berichtet das Magazin «Gesundheitstipp». Der Beitrag bezieht sich auf Forschungen von Prof. Anna Wirz-Justice von der Psychiatrischen Universitätsklinik Basel. Die Chronobiologin untersuchte mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds die saisonale Depression und Therapiemöglichkeiten. Dabei widmete sie sich auch dem Phänomen der inneren Uhr. Diese genetisch vorprogrammierte Kontrollinstanz steuert den Tagesrhythmus des Menschen und seine Körperfunktionen.
Nur tickt die innere Uhr noch in einer Weise, wie sie das Überleben vor Jahrtausenden sicherte. «Mit der Erfindung des elektrischen Lichtes und der Zentralheizung ist die Saisonalität immer mehr aus unserem Leben verschwunden», erklärte die gefragte Expertin in einem Interview gegenüber dem Wissensmagazin ch-Forschung. In früheren Zeiten hingegen war es erforderlich, sich für die karge Jahreszeit ein Polster anzufuttern und mehr zu ruhen, um mit den Energiereserven hauszuhalten. Es ist demnach biologisch vorprogrammiert, dass der Mensch im Winter ein erhöhtes Bedürfnis nach Schlaf und einen grösseren Hunger auf Kohlenhydrate verspürt.
Tipp: Spaziergänge gegen Wintermüdigkeit
Stimmen die innere Uhr und der reale Tagesablauf nicht überein, können depressive Verstimmungen die Folge sein. Umgekehrt lässt sich das Wohlbefinden steigern, wenn beides in Einklang gebracht wird. Nach Einschätzung von Prof. Wirz-Justice ist Lichtzufuhr dafür ausschlaggebend. Schon ein Spaziergang von einer halben Stunde könne die Stimmung heben, selbst an grauen Wintertagen. Denn das Tageslicht ist draussen dann immer noch deutlich stärker als in Innenräumen. Weil sich die meisten Menschen im Winter weniger im Freien aufhalten, erhalten sie zu wenig davon.
Unter Einfluss von Licht produziert der Körper verstärkt den stimmungsaufhellenden Botenstoff Serotonin, bei Lichtmangel (beziehungsweise Dunkelheit) dagegen mehr von dem müde-machenden Melatonin. Für die Spaziergänge nennt die Professorin den Morgen als optimalen Zeitpunkt, weil das Licht dann am wirkungsvollsten sei.
Johanniskraut ist ein echter Stimmungsmacher. Foto: © Hemera / Thinkstock
Mittel gegen Wintermüdigkeit: Johanniskraut
Auch die Natur hat etwas gegen Wintermüdigkeit zu bieten. «Eine Tasse Johanniskraut-Tee wirkt Wunder», informiert Regina Helfenstein auf ihrer Homepage. Die Kinesiologin und Ernährungsberaterin führt eine Praxis in Dornach. Sie empfiehlt das gut verträgliche Johanniskraut bei Antriebsschwäche und Tagesmüdigkeit. Es helle die Stimmung auf, bringe in Schwung und mache dabei nicht abhängig. «Allerdings erhöht Johanniskraut die Lichtempfindlichkeit der Haut, doch dies ist im Winter wohl das kleinere Problem».
Eine positive Wirkung haben laut der Expertin auch tryptophanhaltige Nahrungsmittel. Aus diesem Eiweissbaustein produziere der Körper Serotonin. Er steckt in Nüssen, Sonnenblumenkernen, Weizenkeimen, Buchweizen, Haferflocken, Dinkel, Fisch, Fleisch, Hühnerei und Emmentaler Käse. Und Vorsicht mit Schokolade & Co. als Seelentröster: Süssigkeiten lösen schneller wieder Heisshungergefühle aus als vollwertige Nahrungsmittel.
Tipp: Farben und Aroma-Öle gegen Wintermüdigkeit
Neben diesen und anderen Tipps rät Regina Helfenstein, die Sinne gezielt anzuregen. «Gelbe, orangefarbene und rote Farbtöne wirken anregend und belebend. Sommerdüfte wie Jasmin, Bergamotte oder Zitrusöle in einer Aromalampe unterstützen diese positiven Gefühle».
Lichttherapie kann helfen
In gravierenden Fällen kann eine Lichttherapie helfen. Dabei werden Menschen, die unter SAD leiden, von einer hellen Speziallampe bestrahlt. Um eine Winterdepression therapieren zu können, ist laut Prof. Wirz-Justice eine Therapielampe mit einer Beleuchtungsstärke von 2 000 bis 10 000 Lux nötig. Wellness-Leuchten mit Lichtstärken von 1 000 Lux, wie sie im Handel erhältlich sind, sind für eine Lichttherapie nicht geeignet. Darauf weist das Magazin Konsumententipp hin, das ebenfalls die Expertin aus Basel zitiert. Ohnehin sei es nicht ratsam, ohne Vorabklärung eine teure Therapielampe anzuschaffen.
Wer bei sich Anzeichen für eine Winterdepression entdeckt, sollte zuerst einen Arzt oder die Lichttherapie-Sprechstunde in einer psychiatrischen Poliklinik aufsuchen. Auch das Solarium ist nach den Worten der Chronobiologin keine Alternative bei Winterdepression. Zumal die Hautkrebsgefahr durch die schädlichen UV-Strahlen hinzukommt. Bei den Therapieleuchten hingegen werden diese Strahlen herausgefiltert.
Quellen: Gesundheitstipp, Konsumententipp, ch-Forschung, Praxis Regina Helfenstein
Text: Christine Lendt