Forscher weisen erstmals Mikroplastik im Menschen nachÖsterreichische Forscher weisen erstmals Mikroplastik im Menschen nach – und zwar bei allen Probanden. Die Wissenschaftler schätzen, dass bei mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung Mikroplastik im Stuhl gefunden werden könnte.Foto: © metamorworks/ iStock / Getty Images Plus Michelle Kägi Merken Österreichische Forscher haben in einer Pilotstudie erstmals Mikroplastik in Stuhlproben von Menschen nachgewiesen. Betroffen waren alle acht Teilnehmer der Studie, wie die Medizinische Universität Wien und das österreichische Umweltbundesamt mitteilen. Die 8 Probanden sind im Alter zwischen 33 und 65 Jahren und leben in unterschiedlichen Ländern in Europa oder Asien. Während einer Woche führte jeder von ihnen ein Ernährungstagebuch und gab am Ende der Woche eine Stuhlprobe ab. Alle acht Probanden assen in dieser Zeit Lebensmittel aus Plastik-Verpackungen oder tranken Getränke aus PET-Flaschen. Ein Grossteil von ihnen konsumierte ausserdem Fisch oder Meeresfrüchte, keiner ernährte sich rein vegetarisch. 20 Mikroplastik-Teilchen pro 10 Gramm Die Wissenschaftler untersuchten die Stuhlproben auf die 10 meistverbreiteten Kunststoffe und fanden bei allen Proben 20 Mikroplastik-Teilchen pro zehn Gramm Stuhl. Als Mikroplastik werden Plastikteilchen mit einer Größe kleiner als 5 Millimeter bezeichnet. Er wird einerseits in Kosmetikprodukten verwendet, entsteht aber hauptsächlich ungewollt durch Zerkleinerung oder Zersetzung von größeren Plastikteilen in der Umwelt. «In unserem Labor konnten wir neun verschiedene Kunststoffarten in der Größe von 50 bis 500 Mikrometer nachweisen», sagt Bettina Liebmann, Expertin für Mikroplastik-Analysen im Umweltbundesamt. «Am häufigsten fanden wir PP (Polypropylen) und PET (Polyethylenterephthalat) in den Proben.» Laut den Forschern würde man wahrscheinlich bei mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung Mikroplastik im Stuhl vorfinden. Zu geringe Anzahl an Probanden für klares Fazit Einen genauen Zusammenhang zwischen der Ernährung der Probanden und der Menge an vorgefundenem Mikroplastik konnte jedoch aufgrund der kleinen Anzahl an Teilnehmern nicht hergestellt werden. Die Auswirkungen auf den Menschen, vor allem auf den Verdauungstrakt, müssen erst im Rahmen einer grösseren Studie erforscht werden. «Obwohl es erste Anzeichen gibt, dass Mikroplastik durch die Begünstigung von Entzündungsreaktionen oder Aufnahme schädigender Begleitstoffe den Magendarmtrakt schädigen kann, sind weitere Studien notwendig, um potenzielle Gefahren von Mikroplastik für den Menschen abzuschätzen,» sagt Mitautor Philipp Schwabl von der Medizinischen Universität Wien. Mehr zum Thema Mikroplastik Wie sehr schadet uns Mikroplastik und wo steckt es überall drin? Ausgerechnet Fleur de Sel ist voll von Mikroplastik So vermeiden Sie Mikroplastik in Shampoo, Duschgel und Co. Mikroplastik heizt das Klima zusätzlich auf The Ocean Cleanup: Grösster Müllsammler startet Säuberung im Pazifik Das Mittelmeer ist so voll von Mikroplastik wie noch nie Müllproblem gelöst? Forscher finden Plastik fressende Bakterien Autorin: Michelle Kägi, Oktober 2018