Warum auch Luxus nachhaltig sein kann

Nachhaltigkeit wird meistens mit Verzicht in Verbindung gebracht. Aber kann ein nachhaltiger Lebensstil auch mit Luxus einhergehen? Ja, sagt der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx in seinem Vortrag über «Sustainable Luxury» an einem Medien-Event zu nachhaltiger Mobilität in Zürich.

Luxus und Nachhaltigkeit: Passt das zusammen?
Luxus und Nachhaltigkeit müssen sich nicht ausschliessen. Foto: © Thinkstock

Es ist gar nicht so lange her, dass Ökos bloss langhaarige Aussenseiter mit selbst gestrickten Pullovern waren, die im Reformhaus überteuerte Bio-Produkte einkauften. Doch heute ist Nachhaltigkeit längst nicht mehr nur etwas für Aussenseiter, sondern in der Gesellschaft angekommen. «Es gibt eine Verschmelzung von Lebensstilen die früher getrennt waren», wie Matthias Horx bei seinem Vortrag anlässlich eines Volvo Medien-Events im Zürcher Hauptbahnhof erklärt. Der bekannte Trend- und Zukunftsforscher gehörte selbst zu den ersten Ökos.

Von den Ökos zu den LOHAS

Inzwischen gibt es die Neo-Ökos, wie der Stern sie nennt. Sie haben ein überdurchschnittliches Einkommen und wollen das Leben geniessen. Für Horx zeigen sie «eine neue Form des Konsums, in der die Menschen tatsächlich auch wieder Sinn und Ausgleich suchen mit der sie umgebenden Gesellschaft und natürlich der Umwelt.» Diese auch als LOHAS (Lifestyle Of Health And Sustainability) bezeichnete Gruppe will beides, Luxus und Nachhaltigkeit.  Und das muss sich laut Horx eben nicht ausschliessen. Im Gegenteil gibt es Bereiche, in denen beide Ansprüche sich gut vereinbaren lassen. Einer davon ist die Mobilität.

Nachhaltiger Luxus in der Mobilität

Lange hat sich die Autoindustrie dagegen gewehrt, umweltfreundliche Autos auf den Markt zu bringen. Doch einerseits neue, europaweite Gesetze zu CO2-Beschränkungen bei Neuwagen, aber auch andererseits der Trend zu mehr Nachhaltigkeit machen hierzulande deutliche Veränderungen in der Mobilität erforderlich. Wir werden alle «unsere Arten uns zu bewegen verändern müssen. Das ist die grosse Herausforderung», erklärt Matthias Horx. Die grossen Spritfresser müssen also von den Strassen weg und durch umweltfreundlichere Antriebe ersetzt werden. Das ist aber nicht ganz so einfach, denn die Entwicklung und die Herstellung klimaschonender Fahrzeuge sind relativ teuer.

Matthias Horx

Matthias Horx, Trend- und Zukunftsforscher (www.zukunftsinstitut.de), Foto: Klaus Vyhnalek

Und gerade da haben LOHAS die Möglichkeit, Veränderungen herbeizuführen. Als Konsumenten mit hohem Einkommen fahren sie nicht nur oft Auto, sondern sie können es sich auch leisten in neue, umweltfreundliche Modelle zu investieren. Die heutigen klimaschonenden Fahrzeuge, die mit Elektroantrieb oder Biogas betrieben werden, können die Bedürfnisse der Neo-Ökos aber noch nicht erfüllen. Sie haben nicht die Reichweite oder die benötigte Ausstattung. «Bei ökologisch bewussten Wohlhabenden, und das ist eine erhebliche Schicht inzwischen, haben wir immer die Tendenz zu zwei Autos», verdeutlicht Matthias Horx. Mit dem kleinen Elektroflitzer fahren sie kurze Strecken in der Stadt, aber für weite Fahrten braucht es weiterhin ein Auto mit längerer Reichweite, mehr PS und mehr Freiraum. Die Vereinigung von Luxus und Nachhaltigkeit in einem Auto ist daher durchaus sinnvoll, damit nur noch ein Fahrzeug statt zwei benötigt wird. Deshalb ist es an der Autoindustrie, ebenfalls umzudenken und mit angepassten Modellen für die neuen Ökos aufzuwarten.

Text: Bianca Sellnow, 2012

Zur Person:

Matthias Horx gilt als einflussreichster Trend- und Zukunftsforscher im deutschsprachigen Raum. Nach einer Laufbahn als Journalist (bei der Hamburger ZEIT, MERIAN und TEMPO) gründete er zur Jahrtausendwende das «Zukunftsinstitut», das heute zahlreiche Unternehmen und Institutionen berät.

Quelle: horx.com

  • 19
  • 0
Kommentieren / Frage stellen