Auch in Sonnencreme: Oft enthält Kosmetik schädliche Phthalate
Neben Kunststoffen enthalten häufig auch Kosmetikprodukte gefährliche Weichmacher wie Phthalate. Wo sie in Kosmetik überall zu finden sind, wie schädlich das sein kann und was man tun kann, um Schadstoffe zu vermeiden.
Wie schädlich einige Weichmacher sein können ist bekannt und ein Grund dafür, dass sie besonders in Babyartikeln und Kinderspielzeug verboten sind. Doch in vielen Alltagsprodukten sind Phthalate und Co. noch immer vorhanden, so auch in zahlreicher Kosmetik.
Phthalate in Kosmetik: Wo sie überall enthalten sind
Sie heissen DEP, Diethylphthalat, DMP, Dimethylphthalat, oder sind an anderen Bezeichnungen die auf «-phthalat» enden zu erkennen. Auch die Bezeichnung «Alcohol denat.» weisst auf diesen Weichmacher hin.
Enthalten sind Phthalate in Kosmetik vor allem in vielen Hygieneprodukten wie Shampoo, Duschgel oder Zahpasta. Aber auch in diversen Haut- und Sonnencremes, Haarsprays oder Hargel sind Phthalate zu finden, ebenso wie in Parfüm, Deo, Nagellack oder auch Wimpern- und Augenbrauenfarbe.
Welche Wirkung Phthalate haben können
Gerade Kosmetikprodukte die auf der Haut verbleiben gelten als besonders bedenklich, wenn sie Phthalate enthalten. In einem Bericht der österreichischen Umweltorganisation Global 2000 über Phthalate in Parfums erklärt Professor Dr. med. Andreas Lischka: «Diese DEP-Belastungen sind bedenklich. Denn aktuelle Untersuchungen zeigen, dass DEP aus Parfums über die Haut aufgenommen wird und in relevanten Mengen in den menschlichen Körper gelangt. Kosmetika, insbesondere Parfums, gelten als Hauptursache für die in zahlreichen Studien gefundenen DEP-Belastungen beim Menschen.»
«Das Fatale daran ist, dass DEP zu jenen hormonell wirksamen Chemikalien zählt, die im Verdacht stehen, sensible Entwicklungsprozesse beim heranreifenden Organismus irreversibel zu beeinträchtigen. Dadurch könnten bereits im Mutterleib Krankheiten, die im späteren Erwachsenenleben auftreten, gleichsam vorprogrammiert werden» erklärt der Experte weiter.
US-amerikanische Studien haben zudem aufgezeigt, dass Phthalate gerade bei Frauen erhebliche Schäden zur Folge haben können. Das Brigham and Women`s Hospital, Lehrkrankenhaus der Harvard-Universität, stellte in einer Studie mit 2'350 Teilnehmerinnen fest, dass Frauen die mit Phthalaten belastet sind ein 60 bis 70 Prozent höheres Risiko haben, an Diabetes zu erkranken. Eine andere Studie errechnete bei dauerhafter Belastung mit Weichmachern ein mehr als zwei Jahre früheres Einsetzen der Menopause, verbunden mit einem erhöhten Risiko an Herzkreislauf-Erkrankungen und Osteoporose zu erkranken. Weiterhin werden Phtalate mit ADHS, Krebs, verfrühter Pubertät oder Fruchtbarkeitsstörungen in Verbindung gebracht.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnet Phthalate wie auch andere hormonell wirkende Substanzen in Kosmetik und Co. als eine weltweite Bedrohung für Mensch und Umwelt.
Wie kann man Phthalate und andere Weichmacher in Kosmetik umgehen?
Grundsätzlich kann man zum Vermeiden von Weichmachern und anderen Schadstoffen auf zertifizierte Naturkosmetik zurückgreifen. Weiter unten in der Bildergalerie finden Sie Informationen zu einigen Naturkosmetik-Siegeln und -Marken.
So schneiden etwa bei Tests von Sonnencremes auch Naturprodukte mit am besten ab. Bei einer Untersuchung von 2012 der Zeitschrift Ökotest landete mit «sehr gut» auf dem ersten Platz die Soleil Sun Lotion LSF 20 von Santé. Mit «gut» ausgezeichnet wurden drei weitere Naturkosmetikprodukte: Eco Cosmetics Sonnencreme sensible Haut LSF 20, Eubiona Sonnencreme Sheabutter-Granatapfel LSF 20 und Lavera Suns Sensitiv Neutral Sonnenmilch LSF 20.
Aber auch einige konvetionelle Produkte konnten im Sonnencreme-Test punkten. Hierbei schnitten etwa die Ladival Sonnenschutz Lotion normale bis empfindliche Haut 15 Mittel (hierin ist allerdings ein hormonell wirksamer Stoff enthalten) sowie die Ombia Sun Classic Sonnenmilch 25 mittlerer Schutz mit «gut» ab.
Wer seine Sonnencreme oder andere Kosmetikprodukte selbst auf Schadstoffe testen möchte, kann das unter «Produktinformationen abfragen». Geben Sie dafür einfach das gewünschte Produkte ein, klicken Sie auf Suchen und schon wird Ihnen angezeigt, welche empfehlenswerten und nicht empfehlenswerten Zutaten die Kosmetik enthält.
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Der Begriff «Naturkosmetik» ist in Europa nicht geschützt. In Produkten, die als «Bio» oder «rein natürlich» beworben werden, sind deshalb wider Erwarten oft chemische Inhaltsstoffe zu finden. NaTrue ist eines der verlässlichen Gütesiegel, welches uns dabei hilft, echte Naturkosmetik von Scharlatanen zu unterscheiden. Produkte, die mit dem NaTrue-Siegel ausgezeichnet sind, enthalten keine chemischen Stoffe und wurden nachhaltig produziert. Foto: NaTrue
Quellen: brighamandwomens.org, ots.at/Global 2000, Codecheck.info
Text: Jürgen Rösemeier-Buhmann