Gesundheitsrisiko Haarspray? Da bleibt einem die Luft weg!«Mittel- bis schwergradige Ventilationsstörung und Asthma bronchiale», so lautete ein Teil der Untersuchungsergebnisse einer Coiffeurin. Jahrelang hatte die Frau Haarspray eingeatmet und wurde dadurch arbeitsunfähig. Mit nur sechs Pumpstössen aus einer Haarsprayflasche finden sich laut Öko-Test bis zu 350‘000 Partikel in der Luft, die der Gesundheit schaden können.Haarspray soll wahre Wunder für unser Haar wirken. Doch wie schädlich ist das Mittel aus der Sprühdose wirklich? Foto: © iStock / Thinkstock Merken Das Untersuchungsergebnis ist besorgniserregend: Haarspraylunge und Arbeitsunfähigkeit. Mit 32 Jahren. Zumindest in diesem Beruf. Aber wie bedenklich ist es dann, jeden Tag zu Hause Haarspray zu benutzen? Eine Frage die sich auch Ökotest stellte, und deshalb Haarsprays mal genauer unter die Lupe nahm, um zu schauen, mit was sich viele morgens vor dem Badspiegel einnebeln. Haarspray im Test: Das ist drin und sollte gemieden werden Zwar ist die anfangs erwähnte Diagnose einer Haarspraylunge, ermittelt vom Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, bereits aus dem Jahr 2007. Doch die verantwortlichen Stoffe hierfür sind auch heute noch zu finden, wie die Produktinformation eines so manchen Haarsprays zeigt. 1 von 10 Für mehr Volumen, mehr Glanz und extra starken Halt: Der Griff zur Spraydose soll wahre Wunder fürs Haar bewirken. Doch was wir grosszügig auf unseren Kopf und unfreiwillig in unsere Lungen sprühen wissen wir oft nicht. In dieser Bildgalerie zeigen wir Haarsprays und ihre Inhaltsstoffe im Test. Weitere Informationen finden Sie in unserem Artikel «Gesundheitsrisiko Haarspray? Da bleibt einem die Luft weg!» Foto: © yuriyzhuravov / iStock / Thinkstock Dies wurde auch in einer Untersuchung der Zeitschrift Öko-Test zu Haarsprays im Jahre 2010 bemängelt. Besonders Filmbildner und Weichmacher wie Polyvinylpyrrolidon, kurz PVP, und modifizierte Kunststoffe befinden sich nach wie vor in so manchem Haarspray, die Auslöser der Haarspraylunge bei der jungen Coiffeurin. Das Problem ist die winzige Grösse der Partikel, die so gering ist, dass sie sogar in Poren, Schleimhäute und Lungenbläschen eindringen. Bereits 2004 warnte Jan-Olaf Gebbers, Leiter des pathologischen Instituts am Kantonsspital Luzern, in einem Interview mit Ktipp zur Gefahr von Filmbildner in Haarsprays: «Geraten Filmbildner in höheren Konzentrationen in die empfindlichen Lungenbläschen, kann das zu Entzündungen mit Zerstörung des Lungengewebes führen.» Aber noch weitere kritische Stoffe sind enthalten, wie der Haarspray-Test ergab. So sind Lichtschutzfilter in den Sprays, die zwar die Haare vor UV-Strahlung schützen, denen allerdings auch eine hormonelle Wirkung nachgesagt wird. Diese wirken zudem mehr oder weniger stark allergisierend und sind gar in der Muttermilch nachzuweisen. Auch so mancher Duftstoff, allen voran Coumarin, zählt zu den kritischen Stoffen auf der Inhaltsliste von Haarspray. Allergien können das Ergebnis sein, atmet man Coumarin regelmässig ein. Auch Hautrötungen oder Juckreiz können folgen. Organbelastende Phtalate, die noch dazu hormonell wirken sollen und beispielsweise Diabetes auslösen können, wie US-amerikanische Forscher herausfanden, und weitere gesundheitsschädliche Stoffe machen die flüssigen Frisurenkleber insgesamt zum wahren Chemiecocktail. Und dann ist da noch der Treibstoff in Haarsprays. Diese Butane und Isobutane sind hochentzündlich und unterliegen etwa in Deutschland der Gefahrstoffverordnung. Als klimaschädlich sind sie zwar nicht mehr eingestuft, wie das früher übliche FCKW. Doch sie blasen dem Anwender die ganzen, teils bedenklichen Inhaltsstoffe förmlich um die Ohren. Und jeder Haarsprayer hatte hierdurch sicherlich schon einmal einen eigenartigen Geschmack auf den Lippen. Butane und Isobutane befinden sich immerhin in 161 der beim Vergleichsportal Codecheck aufgelisteten oft verwendeten Haarsprays. Übrigens auch in derzeit 415 Deos. Haarspray im Test: Pumpsprays und Naturkosmetikprodukte die bessere Wahl Wenn Haarspray, dann eher Pumpsprays. Denn wie die Untersuchung von Öko-Test bezüglich Haarsprays ergab, vernebeln nur 53‘000 Partikel die Sinne des Sprühkleber-Anwenders. Eine weitere Alternative: Haarsprays von Naturkosmetikherstellern. Hierin ist zumindest alles pflanzlicher und natürlicher Herkunft. Das ist zwar kein Schutz vor möglichen Allergien, aber wohl doch noch gesünder als Kunststoffe und Co. Quellen: Öko-Test, Codecheck-info, Ruhr-Uni-Bochum, Blick.ch, Ktipp.ch, Text: Jürgen Rösemeier-Buhmann