Biobäuerin Edith Albin: «Unsere Kühe dürfen ihre Hörner behalten»

Nachhaltigkeit ist ihr Leben und ihre Leidenschaft und das merkt man Edith Albin auch an. Sie ist begeisterte Biobäuerin und Mutter von vier Kindern. Nebenbei engagiert sie sich aber auch in der Umweltbildung und empfängt Gäste in ihrem Bed & Breakfast. Wie sie das alles schafft?

Biobäuerin Edith Albin engagiert sich für Nachhaltigkeit
Edith Albin engagiert sich für Nachhaltigkeit. Foto: © Christof Christen

Ein Tag im Leben von Edith Albin scheint mehr als 24 Stunden zu haben. Doch trotz ihres strengen Terminplans ist sie entspannt und voller Energie, während sie in der gemütlichen Küche ihres Bauernhauses steht und über die Kunst des Buttermachens berichtet. Denn genau wie viele andere Produkte im Haus der Albins kommt Butter nur selbstgemacht auf den Tisch! 

«Die Kühe sollen es gut bei uns haben»

Edith Albin betreibt gemeinsam mit ihrem Mann Robert im idyllischen Bündner Dorf Tersnaus einen kleinen Biohof, auf dem sie hauptsächlich Bio-Fleisch produziert. Wie sehr ihr dabei eine tierfreundliche Haltung am Herzen liegt, fällt sofort auf. Anstelle von Anbindehaltung oder engen Boxen findet man im Stall der Albins eine grosse, mit frischem Stroh eingestreute Fläche. In diesem «Laufstall» können sich die Tiere frei bewegen, sich aneinander legen oder nach Lust und Laune nach draussen auf die Weide gehen. Kälbchen und Kühe sind dabei bunt gemischt, denn die Albins haben vor einigen Jahren auf Muttertierhaltung umgestellt.

Artgerechte Tierhaltung: Die Biokühe der Albins dürfen ihre Hörner behalten

Tierfreundliche Haltung: Ediths Kühe behalten ihre Hörner. Foto: © Biohof Albin

Sofort ins Auge sticht auch, dass alle Kühe Hörner tragen. Was in der konventionellen Haltung so gut wie ausgeschlossen, und auch in Bio-Betrieben selten ist, findet die Bio-Bäuerin wichtig und sinnvoll. «Die Hörner einer Kuh sind mehr als blosser Kopfschmuck, sie dienen zur Verständigung untereinander sowie zur Körperpflege», wie die studierte Agronomin weiss. Wegen der Verletzungsgefahr für den Menschen und vor allem aus Kostengründen werden Kühe zumeist jedoch enthornt. Ein Stall mit behornten Tieren muss mehr Platz bieten – das kostet.  Edith Albin möchte ihren Tieren das natürliche Sozialverhalten ermöglichen und die Schmerzen der Enthornung vermeiden. «Man muss einfach lernen, damit umzugehen. Dann kann das Tier auch ganz bleiben», erklärt sie.

«Hier kommt nur Nachhaltiges auf den Tisch»

Neben dem Fleisch aus eigener Herstellung gibt es bei den Albins auch selbstgemachte Milchprodukte und Marmeladen. Auch Brot und duftenden Zopf wird selbst gebacken. Mit diesen Leckereien verwöhnt Edith Albin dann auch die Gäste in ihrem Bed&Breakfast, das sie seit 2010 betreibt. Dafür hatte sie zusammen mit ihrem Mann das leerstehende Gemeindehaus angemietet und darin helle und stilvolle Ferienwohnungen eingerichtet. In ihrem Gästehaus geht es sehr ungezwungen und familiär zu. Darauf legt sie Wert. «Mein Bead&Breakfast ist kein 0815-Betrieb», erklärt die schwungvolle Frau mit den rosigen Wangen. Zwar war sie anfangs nicht ganz von der Idee überzeugt, denn wer komme denn schon in das Dörfchen Tersnaus? Doch die Mühe hat sich ausgezahlt. Von ihren Gästen weiss Edith Albin inzwischen: «Die Ruhe in der Natur und die Ursprünglichkeit ist genau das, was geschätzt wird».

Biohof Albin: Im Bed and Breakfast gibt es regionale Biokost

Ediths Bed&Breakfast. Foto: © Biohof Albin

Und wer durch das familiäre Ambiente Lust bekommt, mehr über das Leben auf dem Hof und nachhaltige Landwirtschaft zu erfahren, ist auch damit bei den Albins richtig. Denn genau das macht Edith Albin besondere Freude: anderen Menschen zu vermitteln, wie komplex, wertvoll und daher auch schützenswert die Schweizer Natur ist.

 

«Das Wissen über Natur und Umwelt weiterzugeben, ist eine wichtige Aufgabe»

Im Regionalmuseum in Ilanz leitet Edith Albin deshalb verschiedene  «Erlebniswerkstätten», wie etwa ihre Alp- oder Butterseminare. Ob Kinder oder Erwachsene – alle schütteln eifrig den abgeschöpften Rahm, bis sich am Ende jeder seine selbstgemachte Butter auf der Zunge zergehen lassen kann. Weil ihre Kurse so gut ankommen, will sich die Bio-Bäuerin zukünftig noch mehr im Bildungsbereich engagieren. Deshalb macht sie nebenbei gerade die Fortbildung «naturbezogene Umweltbildung».

Wie sie all ihre Pflichten so scheinbar mühelos erledigt und zusätzlich die Energie findet, sich immer wieder auf neue nachhaltige Projekte zu stürzen, bleibt grösstenteils Edith Albins Geheimnis. Zu ihrem Erfolgsrezept gehört aber zweifellos ihre Leidenschaft für das, was sie tut. Ob es nun darum geht, die Schönheit der Natur selbst zu erleben und zu respektieren, oder sie anderen weiter zu geben – Edith Albin setzt sich mit Herz und viel kreativem Schwung dafür ein, dass Nachhaltigkeit verstanden und gelebt wird.

  • 5
  • 0
Kommentieren / Frage stellen

Passend zum Thema: