Pssst! Wie unsere Waldbewohner ihren Winterschlaf halten

Für die kalte Jahreszeit haben viele Tiere eine clevere Strategie entwickelt: Den Winterschlaf oder die Winterruhe. Wer alles in den Stand-by-Modus schaltet und wie man helfen kann.

Tiere im Winterschlaf: Diese Waldbewohner nicht stören
Foto: Maurizio Bonora / Kichigin / Neil_Burton / iStock / Thinkstock

Winterschlaf, Winterruhe und Winterstarre: Wo liegt der Unterschied?

Grundsätzlich wird zwischen Winterschlaf und Winterruhe unterschieden. Zusätzlich gibt es noch die Kälte- oder Winterstarre.

Der Winterschlaf ist die extremste Überwinterungsstrategie

Beim Winterschlaf ziehen sich die Tiere, meist sind dies Säuger, für drei bis sechs Monate zurück. Um Energie zu sparen, reduzieren sie ihre Körperfunktionen drastisch und zehren nur noch von ihren angefressenen Fettreserven.

Die Fledermaus hat beispielsweise im Winterschlaf pro Minute maximal 12 Herzschläge. Im Vergleich hat eine Fledermaus im Flug einen Herzschlag von um die 1000. Weil sie ihren Körper so stark herunterfährt, kommt sie ohne Nahrung durch die Winterzeit. Eine Fledermaus benötigt im Winter in 12 Tagen so viel Energie wie während nur einer Stunde Aktivität im Sommer, wie der Schweizer Fledermausschutz berichtet.

Einen ähnlich tiefen Winterschlaf halten Igel, Murmeltier, Haselmaus und Siebenschläfer. Diese können jedoch an warmen Tagen auch mal ihr Quartier verlassen. Murmeltiere halten übrigens einen sozialen Winterschlaf in Gruppen von bis zu 20 Tieren. Dieser soll ihre Überlebenschancen erhöhen – insbesondere die von Jungtieren.

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Der Braunbär zeiht sich zum Winterschlaf in seine Höhle zurück

Braunbären halten in gemässigteren Klimazonen Winterruhe und ziehen sich zwischen Oktober und Dezember in selbst gegrabene Höhlen oder auch Felsspalten zurück. Den Winterbau polstern sie mit viel Laub, Gras, Farnen und Moos aus.

Einen wirklich tiefen Winterschlaf halten Bären nicht. Die Ruhe wird mehr genutzt, um die Atem- und Herzfrequenz runterzuschalten. Sie haben aber immer ein wachsames Ohr, um einen allfälligen feindlichen Angriff abzuwehren, auch wenn dieser Energie kosten würde. Denn während der Winterruhe verlieren Braunbären bis zu einen Drittel ihres Körpergewichts. Foto: © Dennis ErikMandre / iStock / Thinkstock

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Winterruhe wird nur bei sehr starker Kälte gehalten

Tiere, die Winterruhe halten, schlafen im Gegensatz meist nur bei extremer Kälte. Ihre Körpertemperatur ändert sich währenddessen auch nicht.

Eichhörnchen zum Beispiel verlassen lediglich bei extrem kalten Temperaturen ihre Nester nicht mehr. Stattdessen geniessen sie dann die vergleichsweise warmen Temperaturen in ihren mit Moos ausgekleideten Behausungen. Auch Eichhörnchen, Dachse, Marder und Braunbären halten Winterruhe.

Die Winterstarre betrifft hauptsächlich Amphibien, Reptilien und Insekten

Zusätzlich zum Winterschlaf und der Winterruhe gibt es die Kälte- oder Winterstarre. Dies kommt meist bei wechselwarmen Tieren wie Amphibien oder Reptilien und auch bei manchen Insekten vor.

Um nicht zu erfrieren, wenden diese Tiere einen ganz besonderen Trick an: Sie erstarren, um möglichst wenig Wärme zu verlieren. Dabei sammeln sie in ihren Körpern eine hohe Konzentration an Glukose an, die zusätzlich verhindert, dass ihre Körperflüssigkeiten einfrieren.

Wie Sie Tieren beim Winterschlaf helfen können 

Für Winterschläfer kann es schwierig sein, ein geeignetes Plätzchen zu finden. Der Mensch kann dabei aber behilflich sein. So kann er zum Beispiel an alten Häusern oder Scheunen manche Zugänge nicht völlig dichtmachen, damit Fledermäuse darin ihr Winterquartier einrichten können. Oder Sie kaufen spezielle Nistkästen zum Aufhängen.

Igel dagegen lieben dichte Laubhaufen oder ruhig gelegene Holzstapel für den Winterschlaf. Und so ein Winterlager ist schnell selbst gebastelt: So können Sie einfach einen Laubhaufen errichten, der dicht mit Reisig abgedeckt wird. Wenn mehr Platz vorhanden ist, hilft auch ein grosser Holzstapel.

Beim Winterschlaf gilt «Bitte nicht stören!»

Könnten Winterschäfer sich verhalten wie so mancher Feriengast im Hotelzimmer, dann würden sie in ihrem Winterquartier ein Schild mit «Bitte nicht stören!» aushängen. Denn die Winterschläfer benötigen absolute Ruhe, um mit ihren Energiereserven haushalten zu können.

Werden sie gestört, kommt ihr Kreislauf in Schwung. Im schlimmsten Fall ergreifen sie die Flucht und sind dann eventuell dem Tod geweiht in der nahrungslosen, kalten Jahreszeit. Daher sollten Sie sich von möglichen Behausungen fernhalten.

Besonders häufig gestört werden Igel im Winterschlaf. Finden Sie in der Eiseskälte einen Igel, der krank, verletzt oder abgemagert wirkt, sollten Sie eine Igelhilfstation aufsuchen. Das Igelzentrum Zürich kümmert sich beispielsweise seit Jahren um die Winterschläfer. Wie dort gearbeitet wird, erzählt ein etwas ungewöhnliches Video:

Quellen: Fledermausschutz.ch, Wildtier.ch, Wikipedia, Jagdkritik.ch Text: Jürgen Rösemeier-Buhmann

 

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