Keine Orientierung: Konsumenten irren durch den Label-Dschungel

Naturaplan, Migros Bio, Max Havelaar – die Liste an Labels auf Produkten ist lang. Um genau zu sein: Im deutschsprachigen Raum gibt es mehr als 1000 Labels – Tendenz steigend. Aber halten die Gütesiegel auch das, was sie versprechen?

App von Codecheck: Glaubwürdigkeit der Labels einfach prüfen
Foto: © Codecheck.info

Mehr als zwei Drittel der Konsumenten achten beim Einkauf auf Gütesiegel. Allerdings sind viele von der Flut an Labels verunsichert. Und so fragt sich der eine oder andere: Welche Banane kann ich guten Gewissens essen – die mit dem Aufkleber von Max Havelaar oder doch die mit einem Fair-Trade-Label? Und worin unterscheiden sich die Äpfel mit dem Migros Bio Label von den Äpfeln bei Coop, die mit Naturaplan gekennzeichnet sind?

Konsumenten stehen aber nicht länger allein da - Hilfe naht: Mit der App von Codecheck behält man den Überblick, denn Codecheck.info hat 160 Labels der Bereiche Körperpflegeprodukte und Lebensmittel auf ihre Glaubwürdigkeit untersucht.

Bewertung der Labels

Bewertet wurden die Gütesiegel anhand einer einheitlichen Matrix. In vier Kategorien – Anspruch, Unabhängigkeit, Kontrolle und Transparenz – kann jedes Label insgesamt zwölf Punkte holen. Hat ein Siegel die volle Punktzahl, erhält es von der deutschen Verbraucher Initiative das Prädikat «besonders empfehlenswert». Das bedeutet, Konsumenten können sich darauf verlassen, dass das Zeichen tatsächlich etwas über die Qualität eines Produktes aussagt und nicht nur ein Marketing-Gag ist.

Konsumenten sind überfordert

Dass etwa ein Drittel der Schweizer sich von Labels verunsichert fühlen, ergab eine Studie der Universität St. Gallen. Darin heisst es, dass jeder zehnte Befragte angab, Labels als unverständlich und unglaubwürdig zu empfinden. Gut ein Viertel steht den Gütesiegeln neutral gegenüber und findet diese weder glaub- noch unglaubwürdig. Und trotzdem nimmt die Zahl neuer Labels jährlich zu.

Der Handel und die Anbieter der Labels sehen in der zunehmenden Flut jedoch kein Problem und sprechen von vermeintlichen Kundenbedürfnissen. Migros-Sprecherin Martina Bosshard sagt: «Labels sind für unsere Kunden enorm wichtig und werden sehr geschätzt.» Und auch Coop sieht nur Nützliches. Sprecherin Nadia Ruch meint: «Sie bieten Mehrwert und Orientierung.»

Händler handeln an Konsumenten vorbei

Dass sich viele Konsumenten nicht von Max Havelaar und anderen Labels überzeugen lassen, steht im krassen Gegensatz zur Euphorie der Schweizer Detailhändler. So hat Coop beispielsweise 15 Siegel im Nachhaltigkeitsbereich. Darunter bekannte Labels wie Naturaplan oder auch Pro Specie Rara. Hinzu kommen elf allgemeine Marken wir Fine Food oder Qualité & Prix.

Auch in den Regalen von Migros finden sich Dutzende Label und Marken. Hinzu kommen die händlerübergreifenden Siegel wie FSC («verantwortungsvoller Holzbau») oder MSC («nachhaltiger Fischfang»).

Tendenz: Noch mehr Labels

Migros-Sprecherin Bosshard erklärt, dass die Zahl der Siegel in Zukunft tendenziell zunehmen wird. Sie begründet das mit neuen Konsumentenbedürfnissen, die die Nachfrage nach Labels erhöhen. Coop teilt diese Meinung. Der Detailhändler plant die Einführung eines neuen Siegels, das dem «Aus der Region, für die Region»-Label der Migros nachempfunden ist.

Labelinfo für den Durchblick 

Gütesiegel sollen uns Konsumenten eigentlich bei der Suche nach den richtigen Produkten helfen. Doch bei einigen mangelt es an Glaubwürdigkeit etwa aufgrund aufgetretener Skandale oder mangels Transparenz. Labelinfo überprüft und aktualisiert deshalb alle Siegel in den Schweizer Läden. Ob ein Label Aussagekraft hat oder lediglich ein Marketing-Gag ist, erkennt man an der Bewertungsskala von «ausgezeichnet» bis «nicht empfehlenswert».

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