Wasserlinsen: Biosprit der Zukunft?

Wasserlinsen, im Volksmund auch Entengrütze genannt, haben es in sich – und zwar im Hinblick auf ihre Biomasse. Diese ist deutlich höher als zum Beispiel bei Mais. Deshalb sehen Forscher in den kleinen Linsen den Rohstoff für den zukünftigen Biosprit.

Biosprit aus Wasserlinsen
Entengrütze vermehrt sich sehr schnell und enthält viel Proteine und Stärke. Foto © iStockphoto / Thinkstock

Der grüne Teppich, der sich im Sommer auf vielen Seen zeigt, setzt sich aus Milliarden millimeter- bis zentimetergrossen Wasserlinsen zusammen. Und manche Wasserlinsenarten wachsen rasend schnell. «Aus einem Gramm können unter idealen Bedingungen in nur 20 Tagen sechs Tonnen Biomasse werden», erklärt der Biologe Klaus Appenroth von der Universität Jena gegenüber sueddeutsche.de. Gerade auf Grund ihrer Vermehrungsfreude handeln Wissenschaftler die robusten Wasserlinsen jetzt als Rohstoff für den Biosprit Ethanol. Denn «Wasserlinsen produzieren pro Hektar und Jahr im Schnitt etwa fünfmal soviel Biomasse wie etwa Mais. Und sie blockieren dabei keine Anbauflächen für Nahrungsmittel», ergänzt Appenroth.

Zur Produktion des Biosprits Ethanol wird die in den Wasserlinsen enthaltene Stärke genutzt. Diese kann durch die Zugabe von nährstoffarmen Wasser, um einen Gehalt von 50 Prozent gesteigert werden. Denn durch die Wasserzugabe konzentrieren sich die Pflanzen nicht mehr auf das Wachsen, sondern speichern den durch die anhaltende Fotosynthese produzierten Zucker als Stärke. Dann werden die Linsen getrocknet, gemahlen und mit einem Enzym versehen, das Stärke wieder zu Zucker macht, um anschliessend unter der Zugabe von Hefepilzen zu Bioalkohol zu vergären.  

In weiteren Versuchen wollen Wissenschaftler nun schauen, ob aus Wasserlinsen noch weitere Biobrennstoffe wie zum Beispiel Biogas produziert werden können.

Die Vorteile von Wasserlinsen

Wasserlinsen sind nicht nur robust und vermehrungsfreudig, sondern auch recht anspruchslos. Sie wachsen laut Appenroth selbst auf Salz- und Brackwasser, wobei sie diese sogar noch säubern. Dabei entfernen sie Stickstoff- und Phosphorverbindeungen aus dem Wasser. Wasserlinsen liessen sich nach Appenroth auch viel einfacher ernten als beispielsweise Algen, die ebenfalls als Biosprit verwendet werden können. Man brauche dazu einzig ein feinmaschiges Netz.

Der einzige Nachteil der Wasserlinsen: Bei einer Temperatur von unter 10 Grad stellen sie das Wachstum ein. Aus diesem Grund würde eine Produktion in Ländern wie Deutschland oder der Schweiz nicht über das ganze Jahr funktionieren. Eine ganzjährige Produktion wäre aber in den Tropen und Subtropen möglich.

Quelle: sueddeutsche.de

Text: Katharina Kehler, 2013

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