So bekommen Sie echten Ökostrom in der Schweiz

Nachhaltigkeit und Umweltschutz spielt auch bei der Stromversorgung eine grosse Rolle. Deshalb möchten immer mehr Schweizer Verbraucher Naturstrom abonnieren. Die Wahl fällt leicht: Es gibt nur ein Label - naturemade star - das echten Ökostrom garantiert.

Wasserkraftwerke in der Schweiz liefern Ökostrom.
Ökostrom aus Wasserkraftwerken ist in der Schweiz sehr verbreitet. Foto: © Dovapi / iStock / Thinkstock

In der Schweiz gibt es bloss ein einziges Ökostrom-Produkt, das sich tatsächlich so nennen darf: Energie, die mit dem Qualitätssiegel naturemade star zertifiziert ist. Alle anderen Öko-Angebote gelten demzufolge als Strom aus erneuerbaren Quellen, da diese nicht automatisch naturverträglich sind. Beispielsweise halten sich vielerorts Wasserkraftwerkbetreiber nicht an die Gewässerschutzregelungen, was schwerwiegende Folgen für die Umwelt hat. Da die Nachfrage nach nachhaltiger Energie steigt, wird inzwischen auch ökologischer Strom importiert. So mischen ausländische Labels wie TÜV, ok Power, Grünes Strom Label oder Renewable Energy Certificate System (RECS) mit. Was sich im ersten Moment nach Labelsalat anhört, ist auf den zweiten Blick jedoch keiner. In einem internationalen Labelvergleich (Pricewaterhouse Coopers) setzte sich naturemade star mit Höchstnoten durch. Daher fällt die Wahl von echten Ökostrom in der Schweiz nicht schwer.

Öko-Strom naturemade: ein Label - zwei Qualitätsstufen

Der Verein für umweltgerechte Energie (VUE) vergibt das Qualitätslabel naturmade. Für den Schweizer Markt wurden zwei Qualitätsstufen entwickelt. Naturmade basic ist umweltschonender Strom und hat einen naturemade-star-Anteil von fünf Prozent. Davon muss mindestens die Hälfte aus Wasser, Sonnen-, Biomasse- und Windanlagen stammen. Naturmade star ist «echter» Ökostrom. Es gelten bei der Zertifizierung hohe Anforderungen, um dem Landschafts- und Gewässerschutz gerecht zu werden. Zudem fliesst von jeder verkauften Kilowattstunde ein Rappen in einen Fonds für ökologische Verbesserungsmassnahmen. Aus dem Fördertopf werden Revitalisierungen, Vernetzungen und Neuschaffungen von Gewässern sowie von Lebensräumen finanziert. Mit naturmade schützt man nicht nur die Umwelt, sondern unterstützt auch den Ausbau Erneuerbarer Energie. Zudem garantieren regelmässige, unabhängige Kontrollen, dass nicht mehr Ökostrom verkauft, als wirklich produziert wird. Der Verein wird vom Konsumentenforum, Pro Natura, WWF Schweiz, Schweizer Verbänden für erneuerbare Energien, Grosskonsumenten von Strom sowie von führenden Stromversorgern getragen. So wurde ein Gütezeichen entwickelt, dass den Spagat zwischen Energieversorgern und Umweltorganisationen schafft.

Naturstrom in der Schweiz? 14 Prozent!

2010 stieg die Zahl der Abonnemente um acht Prozent auf rund 754.000. Somit kauften 15 Prozent aller Schweizer Haushalte und mehr als ein Viertel aller Unternehmen Strom aus Erneuerbaren Energien. Den größten Anteil an abonnierten Ökostrom hat die Wasserkraft. Knapp 43 Prozent aller Abonnenten beziehen Mixprodukte, 5,4 Prozent reinen Solarstrom und 0,6 Prozent Windstromenergie.

Wie können Schweizer Verbraucher zu Ökostrom wechseln?

Seit 2006 teilt die Stromrechnung nicht nur den Verbrauch und die Kosten mit, sondern erklärt auch, wie sich der Strommix im Einzelnen zusammensetzt. Das verhilft zu mehr Transparenz und erleichtert die Wahl der Stromprodukte. Seit 2009 ist der Markt teilweise liberalisiert, d.h. ausschliesslich Grosskunden können den Anbieter frei wählen. Voraussichtlich erst ab 2014 ist dies für alle Verbraucher möglich. Dennoch kann jeder bereits heute Ökostrom abonnieren. Dafür sollten Herr und Frau Schweizer beim eigenen Energieversorger nach Produkten mit dem naturemade Label fragen. Wird kein «echter» Ökostrom angeboten, kann man stattdessen bei einem anderen Anbieter naturemade-Zertifikate kaufen. Infolgedessen bezieht man weiterhin herkömmlichen Strom, bezahlt aber zusätzlich den Mehrwert für Ökostrom. Für diese Gutschrift gibt es jedoch keinen Einheitspreis. Die Höhe der jeweiligen Zertifikatskosten unterscheidet sich je nach Energiequelle – ob Sonne, Wind, Wasser oder auch als Energiemix. Der Verbraucher legt die gewünschte Menge fest, die entsprechend als Ökostrom produziert und ins Schweizer Netz eingespeist werden muss. Daher braucht keiner bis 2014 warten, sondern kann nun auch auf Umwegen Ökostrom beziehen. Die Suche nach einem Zertifikate- und/ oder Ökostromanbieter vereinfacht die Webseite Neustrom.

Schweizer Strom kommt aus der Steckdose

Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen: Das einfache Aschenputtel-Prinzip trifft nicht auf elektrische Energie zu. Denn konventioneller und ökologischer Strom lassen sich nicht voneinander getrennt liefern. Aus diesem Grund erhalten Verbraucher weiterhin den Schweizer Energiemix, auch wenn sie Naturstrom abonnieren. Man kann sich das Stromnetz als einen großen See vorstellen. Er wird aus mehreren Quellen mit unterschiedlichen Energiearten beliefert, die sich darin miteinander vermischen. Wird jedoch mit der Zeit mehr Ökostrom verkauft und gefördert, verändert sich die Zusammensetzung des Sees. Allmählich nimmt die Energie aus Wasserkraft, Solar, Biomasse und Wind zu und verdrängt immer mehr Atom- und fossilen Strom. Auch wenn sich die Energie aus der Steckdose rein physikalisch nach dem Wechsel nicht ändert, unterstützt jeder Ökostrom-Abonnent den Umweltschutz und den Ausbau Erneuerbarer Energien.

Was kostet Ökostrom?

Inzwischen bieten die meisten Energieversorger verschiedene Ökostromprodukte an, die sich im Mix und im Preis unterscheiden. So fallen bei der Photovoltaik höhere Produktionskosten an. Deshalb kostet eine Kilowattstunde Solarstrom entsprechend mehr als die gleiche Energiemenge aus Wasserkraft. Laut VUE naturmade hat jeder Versorger eine unabhängige Preispolitik. Für das kostengünstigste naturemade basic-Angebot zahlt man einen Aufpreis von etwa 1.5 Rappen pro Kilowattstunde; für naturemade star Strom sind es rund 2.5 Rappen pro Kilowattstunde. Das Konsumentenforum fasst in einer Übersicht die Preise von Ökoenergie wie folgt zusammen: Die Mehrkosten pro Kilowattstunde belaufen sich für Ökostrom aus Wasserkraft auf rund 2 bis 3 Rappen, für Windstrom sind es 15 bis 20 Rappen und für Solarenergie zwischen 60 und 95 Rappen. Verbraucher haben beim individuellen Energiemix freie Wahl. Wer fünf Prozent Solarenergie, zehn Prozent Windenergie und 85 Prozent naturemade star-Strom aus Wasser bezieht, bezahlt bei einem Verbrauch von 1000 Kilowattstunden jährlich rund 100 Franken mehr. Wem dies zu teuer ist, kann auch einen gewissen Anteil als naturemade star-Produkt erhalten. Für jede Preisvorstellung gibt es ein entsprechendes Angebot. Deshalb gilt auch beim Stromanbieterwechsel: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.

Linktipps:

  • wwf Schweiz - Ökostrom auf einem Blick
  • Topten - Die Übersicht über die besten Ökostrom Anbieter

Text: Kerstin Borowiak, Quellen: Pro natura, naturemade, Energie Schweiz, Energie-Stiftung, topten, WWF Schweiz, vimentis, konsum.ch, neustrom, wikipedia


Erstellt: 20.12.2011

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