60 Prozent der Schweizer Fischarten auf der Roten Liste
In der Schweiz gibt es über 50 heimische Fischarten. Hinzu kommen einige Einwanderer, die meist zu Zuchtzwecken in Schweizer Gewässern Einzug hielten. Etwa 60 Prozent von den Fischen in der Schweiz sind jedoch bereits vom Aussterben bedroht.
Noch vor 20 Jahren sah es weitaus schlechter aus für Fische in der Schweiz. Fliessende und stehende Gewässer – die zwei Hauptlebensbereiche Schweizer Fische – waren weitaus mehr mit Schadstoffen belastet, als sie es heute dank strenger Gewässerschutzmassnahmen sind. Dennoch steht nahezu jede zweite Art auf der Roten Liste und ist mehr oder minder vom Aussterben bedroht.
Zu den schwimmenden Profiteuren, die keinerlei Populationsprobleme aufweisen, zählen der Flussbarsch oder Egli, zugleich einer der beliebtesten, heimischen Speisefische. Auch Hechte, Rotaugen und Rotfedern fühlen sich in Schweizer Gewässern wohl und sind in ihren Beständen nicht gefährdet. Zu den häufig auftauchenden Fischarten zählen zudem Alet, Hasel, Schleie, Trüsche und Brachsmen. Artgenossen, die man aufgrund ihrer geringen Grösse weniger häufig beobachten kann, in der Schweiz allerdings nach wie vor häufig anzutreffen sind, sind Gründlinge, Elritze, Laube, Bartgrundel und der Kaulbarsch.
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Welche Fische gibt es eigentlich in der Schweiz? Welche davon sind bedroht und welche Fischarten sucht man mittlerweile vergebens in den Schweizer Gewässern? Diese Fragen beantworten wir in unserer Bildergalerie.
Das Egli, auch bekannt als Flussbarsch, fühlt sich in Schweizer Seen und Flüssen wohl. Sein Bestand ist derzeit nicht gefährdet. Foto: © Wikipedia (CC BY-SA 3.0)
Gefährdete Schweizer Fischarten
Bereits bei den Felchen, ebenfalls ein beliebter Schweizer Speisefisch, fängt die Liste der potentiell bedrohten Schweizer Fischarten an. Sie kamen einst in mehreren Unterarten vor, von denen einige heute sogar als ausgestorben gelten. Auch die bei Anglern sehr beliebte Bachforelle wird immer seltener. Zwar sind ihre Bestände vergleichsweise gross, doch sie müssen regelmässig mit Zuchtfischen ergänzt werden, um die Bedrohung der Bachforelle kontrollierbar zu machen. Hierdurch wird allerdings der ursprüngliche genetische Code der Schweizer Bachforelle mit denen der Zuchtformen vermischt.
Ähnliches gilt für den Karpfen. Zwar sind Karpfen heute noch häufig zu sehen und werden gefangen, doch dies sind dann meist drei derzeit übliche Zuchtformen, die ebenfalls ausgewildert werden. Ein Grund dafür, dass er neben fünf anderen Arten, unter anderem auch der Aal, in seiner Art als «verletzlich» auf der Roten Liste der Schweizer Fische eingestuft ist.
Stark gefährdet ist beispielsweise die Seeforelle. Die Bestände dieser Fische der Schweiz konnten allerdings durch eine stark geförderte Aufzucht und einige Renaturierungsprojekte in den letzten Jahren positiv beeinflusst werden.
Schweizer Fischarten: Vom Aussterben bedroht und verschwunden
Der Lachs ist seit Jahrzehnten in der Schweiz ausgestorben. Der wanderfreudige Fisch war einst weit verbreitet hierzulande. Doch Stauwehre, Kraftwerksbau, sinkende Wasserqualität oder die Zerstörung der Laichplätze nahmen dem Schweizer Lachs den natürlichen Lebensraum.
Glücklicherweise scheinen Wiederansiedlungsprojekte zu gelingen, Lachstreppen und eine Verbesserung der Wasserqualität sind dabei Massnahmen, die Lachse zurück in die Schweiz bringen. Erstmals 2008 wurde ein wandernder Lachs in der Schweiz entdeckt und auch Anfang 2013 wurden zwei Exemplare gesichtet. Andere Schweizer Fischarten gelten als unwiederbringlich ausgestorben. Hierzu zählen der einst heimische Atlantische Stör, der Maifisch, die Finte und der Huchen, der auch Donaulachs genannt wird und von dem einige wenige Bestände noch in Österreich zu finden sind.
Frisch auf den Tisch: Schweizer mögen Fisch
Laut dem Bundesamt für Landwirtschaft haben die Schweizer im letzten Jahr über 22‘000 Tonnen Fisch verspeist. Dabei war der Lachs der beliebteste Frischfisch im Detailhandel (739 Tonnen), der exotische Pangasius jener aus der Tiefkühltheke (über 2‘000 Tonnen).
Der Anteil an Schweizer Fischarten ist bei der konsumierten Menge mit unter 10 Prozent vergleichsweise gering. Über 90 Prozent des konsumierten Fischs in der Schweiz werden dagegen importiert. Der Süsswasserfisch Pangasius etwa aus Thailand oder Kambodscha, wo er gerne auch mal mit Dynamit gefangen wird. Kommt er nicht direkt aus den asiatischen Flüssen, dann aus oft als bedenklich eingestuften Aquakulturen, die mit vielen Chemikalien und Medikamenten arbeiten, damit auch die Umwelt verschmutzen. Ein Labortest eines deutschen Fernsehsenders im letzten Jahr hat für Pangasius übrigens ergeben, dass viele Filets mit wasserbindenden Mitteln behandelt sind, um deren Gewicht um bis zu 20 Prozent zu erhöhen.
Ein ganz spezielles Schweizer Projekt, das der Bedrohung so mancher (Schweizer) Fischart entgegenwirken könnte, finden Sie hier.
Quellen: WWF.ch, Bundesamt für Umwelt/BAFU, Bundesamt für Landwirtschaft, NDR.de, Spiegel.de, Greenpeace