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Silva Semadeni: «Es braucht einen grünen Marshall-Plan»

Die SP-Nationalrätin Silva Semadeni setzt sich politisch und als Vereins-Präsidentin bei Pro Natura für den Umweltschutz ein. Im Interview spricht Sie über ihre Motivation, nachhaltiger zu leben und darüber, wie sie ihren ökologischen Fussabdruck verkleinert.

Die Pro Natura-Präsidentin stetzt sich für den Schutz der Umwelt ein.
Silva Semadeni setzt sich als Pro Natura-Präsidentin für den Schutz der Natur ein, Fotoquelle: pronatura.ch

Die Pro Natura-Präsidentin liebt es, in ihrer Freizeit Wildtiere und Vögel zu beobachten. «Die Natur- und Kulturlandschaften Graubündens faszinieren mich. Unsere Bergwelt ist wunderschön und ernährt die Seele. Ich habe Mühe zu verstehen, dass man für Geld Naturschätze preisgeben kann», meint Silva Semadeni im Gespräch mit nachhaltigleben.ch über ihren Einsatz für mehr Naturschutz in der Schweiz. Diesen treibt Semadeni seit 2002 als Präsidentin des Vereins Pro Natura weiter voran. Der Verein wurde im Jahr 1909 gegründet und nahm beim Naturschutz eine Pionierrolle ein. Die Organisation sieht sich als Anwalt für die Natur, die ihr eine Stimme verleiht. Wo die Natur zurückgedrängt wird, nimmt Pro Natura engagiert Stellung für sie ein. Silva Semadenis Engagement für den Umweltschutz ist zum anderen politischer Natur, denn die «ökologischen Kräfte müssen gestärkt werden». Aus diesem Grund kandidierte Semadeni bei den Parlamentswahlen 2011 und schaffte als SP-Kandidatin den Sprung in den Nationalrat für den Kanton Graubünden.

Im Interview mit nachhaltigleben.ch spricht Silva Semadeni über ihren persönlichen Einsatz für eine nachhaltigere Gesellschaft.

Wer ist Ihr ökologisches Vorbild? Und was zeichnet dieses Vorbild für Sie aus?

Mein Vorbild ist ideeller Natur: Ich möchte so leben, dass mein Verhalten unseren Planeten Erde, die Lebensgrundlage künftiger Generationen und aller Lebewesen nicht gefährdet.

Wie stark hat die in den letzten Jahren zunehmende Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit Ihr Leben verändert?

Ich fühle mich betroffen und versuche bewusster zu leben und meinen ökologischen Fussabdruck zu verkleinern.

Was motiviert Sie, sich für Nachhaltigkeit einzusetzen?

Die Überzeugung, dass Nachhaltigkeit mein Leben und die Lebensqualität der andern Menschen verbessert, auch in der Dritten Welt.

Wie verhält sich Ihre Familie, wenn es um Nachhaltigkeit geht? Gibt es diesbezüglich Diskussionen am Familientisch?

Ja, mein Mann teilt meine Überzeugung und wir suchen gemeinsam nach Wegen, um ökologisch und sozial bewusst zu leben.

Für welche persönliche Öko-Sünde schämen Sie sich am meisten? Und warum begehen sie diese trotzdem?

Manchmal erlaube ich mir eine Flugreise nach Übersee, das letzte Mal 2005. Die Nationalpärke in Canada und in den USA faszinieren mich, sie führen mich immer wieder in Versuchung.

Angenommen, eine nachhaltigere Gesellschaft wäre nur mit persönlichem Verzicht machbar. Auf was würden Sie verzichten?

Genügsamkeit ist schon heute meine Devise. Auf die Reisen nach Übersee könnte ich verzichten. Ich schätze die Natur auch vor der Haustüre oder dort, wo ich sie mit Zug und Fahrrad erreichen kann.

Was für ein nachhaltiges Produkt oder welche nachhaltige Dienstleistung würden Sie sich wünschen?

Strengere ökologische und soziale Standards für alle Produkte sowie eine bessere Produktedeklaration.

Was wäre Ihr dringendster Wunsch an die Politik zur Förderung einer nachhaltigeren Gesellschaft?

Einen grünen «Marshall-Plan», der umwelt- und sozialverträgliche Wirtschaftsformen verwirklicht.

Was planen Sie persönlich in den nächsten 2 Jahren, um eine nachhaltige Entwicklung zu unterstützen?

Ich engagiere mich weiterhin persönlich bei Pro Natura und als Bürgerin in dieser Frage. Und: Wir haben in unserem Haus die Ölheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt und wollen nun mit einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach unseren Strombedarf selbständig decken.

Worin sehen Sie in den kommenden Jahren die grössten Herausforderungen für eine nachhaltige Entwicklung?

Die Ressourcen sind nicht unendlich. Wir müssen die Grenzen des Wachstums erkennen und entsprechende, friedliche und gerechte Entwicklungsstrategien umsetzen. Auch in der Schweiz.

Nachhaltige Lösungen haben oft ästhetische Beeinträchtigungen zur Folge, wie zum Beispiel Solarzellen im historischen Stadtbild. Wo sollte man die Grenze ziehen?

95 Prozent der überbauten Flächen gehören nicht zu historischen Stadbildern, für Solaranlagen gibt es in der dicht besiedelten Schweiz somit genug geeignete Standorte.

Wem würden Sie selbst die letzten 11 Fragen gern stellen? Und warum?

Eigentlich müssten alle diese Fragen beantworten. Die Nachhaltigkeit geht uns alle an.

Quelle: pronatura.ch, coopzeitung.ch, sp-gr.ch Text: Lea Schwer

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