Start-up will mit Sonnenblockern die Erde kühlen

11.10.23 - Zwei junge Technik-Geaks aus dem Silicon Valley setzen auf Schwefeldioxid, um Sonnenstrahlen von der Erde abzulenken – und präsentieren sich dabei als Klima-Retter.

Blick aus der Stratosphäre auf das Wolkenmeer
Können wir von aussen das Klima der Erde wirklich sinnvoll beeinflussen? © MoustacheGirl / iStock / Getty Images

Während die Wissenschaft sich noch darüber streitet, ob Solar-Geoengineering überhaupt weiter erforscht werden sollte, haben zwei junge Unternehmer bereits ein Geschäftsmodell daraus entwickelt. Der Ansatz ihres Start-ups «Make Sunsets»: Durch das Freisetzen von Schwefeldioxid in die Stratosphäre werden Sonnenstrahlen reflektiert und die Erde so abgekühlt. Pro Wetterballon werden nur wenige Gramm des Schwefeldioxids in den Himmel geschickt. Der Ballon platzt in der Stratosphäre und verteilt den Stoff so rund um den Globus. Mit dieser Methode sollen die wärmenden Auswirkungen von Tonnen von CO2 neutralisiert werden, heisst es auf der Firmenwebsite.

Geoengineering bezeichnet Techniken, um das Klima künstlich zu beeinflussen.

Es gibt zwei Hauptansätze:

  • Solar Radiation Management (SRM) – Solar-Geoengineering: Hierbei werden Methoden verwendet, um Sonnenstrahlung von der Erde abzuhalten und so eine temporäre Abkühlung zu bewirken. Allerdings sind die globalen Risiken dieser Methoden noch nicht ausreichend erforscht.
  • Carbon Dioxide Removal (CDR) oder Negative Emissions Technologies (NET): Diese Methoden zielen darauf ab, CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen. Es gibt technische und naturnahe Ansätze, wobei letztere natürliche Prozesse imitieren.  

Reine Symbolpolitik oder Technik der Zukunft?

Das Start-up «Make Sunsets» bietet die Technologie als Massnahme gegen den Klimawandel an und verkauft sie als sogenannte «Cooling Credits» an ihre Kundschaft. In einem Podcast des Nachrichtenmagazins «DER SPIEGEL» äussert sich der Klimaökonom Gernot Wagner kritisch zu «Make Sunsets». Er beschreibt deren Ballonaktionen als reines «Symbol», das wenn überhaupt, nach hinten losgehen könnte. Mögliche Nebenwirkungen der Schwefel-Aerosole auf die Wolkenbildung, auf die Versauerung der Meere oder auf das Ozonloch seien noch zu unerforscht. Wagner würde sich deshalb mehr «seriöse Forschung» anstatt eine Kommerzialisierung der Methode wünschen.

Ausserdem warnt Gernot Wagner wie viele andere Wissenschaftler davor, sich auf vermeintlich einfache technische Lösungen zu versteifen und dabei die akuten Massnahmen wie die Energiewende zu vergessen. Je unerreichbarer das 1.5-Grad-Ziel jedoch scheint, desto mehr wird über solche «temperatur-korrigierenden» Massnahmen geredet.

Mehr Infos zu Geo-Engineering (6.-10. Min):

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