Wie «böse» sind Neophyten wirklich?

02.08.23 - Millionen von Franken werden hierzulande in die Bekämpfung von Neophyten investiert. Nun regt sich Widerstand gegen diese Praxis.

Ein Busch mit grünen, länglichen Blättern, ähnelt einer Esche – abgesehen von den Dornen
Die Robinie gehört zu den invasiven Neophyten, da sie einheimische Pflanzen verdrängt. © Krzysztof12 / iStock / Getty Images

Seit einigen Jahren bekämpft die Stadt Bern Robinien und andere als invasiv geltende Neophyten mit hohem finanziellen Aufwand. Neben Zivildienstlern und Asylsuchenden sind auch immer wieder zahlreiche Freiwillige im Einsatz. Der grosse Erfolg lässt derweil auf sich warten, wie Rosmarie Kiener, Neophytenbekämpferin der Stadt, gegenüber dem SRF zugibt. 

Braucht es ein Umdenken?

Einer, der sich über diese Praxis ärgert, ist Markus Kobelt, Geschäftsführer von Lubera, einer Baumschule in Buchs SG. Er kritisiert die «grassierende Pflanzenfremdlichkeit» und stellt die Kategorisierung von Pflanzen in Gut und Böse in Frage. Gerade in Zeiten des Klimawandels könnten fremde Pflanzen auch eine Art Versicherung sein, da sich manche besser an die neuen Bedingungen anpassen.

Auch der Forstingenieur und Umweltjournalist Lukas Denzler hinterfragt, wo und ob die Bekämpfung noch Sinn macht. Ein Umdenken in Försterkreisen sei bereits im Gange, da einige Pflanzen, die heute als störend gelten, künftig durchaus wichtig sein könnten. Während es in Naturschutzgebieten Sinn mache, bestimmte Pflanzenarten zu bekämpfen, würde man an anderen Orten der Natur besser freien Lauf lassen.

Was sind Neophyten?

Invasive Neophyten sind nicht-heimische Pflanzenarten, die sich nach ihrer Einschleppung stark ausbreiten und einheimische Arten verdrängen. Diese rasche Ausbreitung kann negative Auswirkungen auf die lokale Flora und Fauna haben.

Auch die beliebte Tessinerpalme wird zunehmend als invasiver Neophyt betrachtet. Die rigorose Bekämpfung solcher Pflanzen werde international immer mehr in Frage gestellt, so Denzler.

Status Quo in der Landeshauptstadt

Die Stadt Bern sieht das jedoch anders und plant, die Bekämpfung der Neophyten bis auf weiteres fortzusetzen. Die Neophytenkoordinatorin Rosmarie Kiener betont gegenüber dem SRF, dass sich die neuen Pflanzen bisher nicht ins heimische Ökosystem integriert hätten.

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