Altmodisch und modern zugleich: Trendy Möbel im Vintage-Stil

Früher war es alter Plunder, reif für den Müll. Gebrauchte Möbel, selbst das schicke antike Schränkli von Grossmutter, stellte sich kaum jemand in die eigenen vier Wände. Das ändert sich nun, denn der Vintage-Stil ist wieder in und inspiriert viele Designer.

Vintage-Style: Angesagt, nachhaltig & individuell einrichten
Foto: © sagi.ch

Vintage-Möbel sind mehr oder weniger alte Schätzchen, die mindestens ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Sie werden vom Speicher geborgen, auf dem Flohmarkt entdeckt oder professionell aufgearbeitet. Zum Teil werden sie auch aus alten Materialien neu gefertigt. Altes Holz – vom Barolofass über das Schiff bis hin zum antiken Bauernhaus – wird hier etwa zu aussergewöhnlichen Einrichtungsgegenständen. Bei Vintage ist fast alles erlaubt und es wird von einigen kreativen Köpfen so manches Schmuckstück gezaubert.

Vintage-Möbel vom Boden bis zur Decke

Heute bekommt man vielerorts schon Vintage-Möbel angeboten. Sie irgendwo noch selbst zu entdecken, ist meist schwierig. Denn alte Schränke, Tische, Stühle und andere Einrichtungsgegenstände sind inzwischen dank dem Aufwind des Vintage-Stils begehrte Stücke, die reissenden Absatz finden.

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Vintage Möbel vom Schweizer Designer Beat Lüthi

Der Schweizer Beat Lüthi hat es sich zur Aufgabe gemacht, aus alten Möbelteilen neue Einrichtungsgegenstände im Vintage-Stil zu designen. Für diese Kommode aus seiner Möbelkollektion «Anno» hat der Designer alte Schubladen im Originalzustand aufeinander gestapelt und mit neuen Werkstoffen zu einem besonderen Möbelstück verarbeitet. Wer sich für die Objekte des Schweizer Designers interessiert, findet in seinem Shop Sagi weitere Möbel. Foto: © sagi.ch

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Doch manches Vintage-Stück wird auch noch an sehr ungewöhnlichen Orten entdeckt. So wie es Blom & Blom machen. Seit 2010 fertigt das Unternehmen, das von Büros in Berlin und Amsterdam aus arbeitet, ganz besondere Vintage-Lampen. Dafür gehen die Ideenfinder in verlassene Industriegebäude, alte Fabriken oder längst vergessene Militäranlagen, um hier grosse und wuchtige Beleuchtungen aufzuspüren, die erstmal alles andere als filigrane Designerlampen sind. Diese arbeitet das Brüderpaar professionell auf und macht die einmaligen Vintage-Stücke zu wahren Hinguckern an jeder Zimmerdecke. Die Shooting-Stars der Vintage-Lampen-Szene haben es schon nach kurzer Zeit an die Decke so mancher Wohnung, Kreativagentur und bis nach Hollywood geschafft. Wer dort die einmaligen Vintage-Lampen kauft, bleibt jedoch leider ein Geheimnis.

Gegenüber, besser gesagt auf dem Boden, finden sich die Vintage-Teppiche eines noch jungen deutschen Unternehmens namens miinu. Dieses bietet, neben handgemachten, schicken Wollteppichen, etwas ganz besonders: Antike Perserteppiche aus dem Heimatland der ornamentalen Teppichknüpfkunst, und zwar aus Anatolien. Aber diese werden nicht einfach so belassen. Sie werden zunächst unter anderem mittels Zitronensaft in der Sonne gebleicht, um danach neu in peppigen Farben eingefärbt zu werden. Doch es wird auch geschnitten und neu zusammengenäht, um einmalige Vintage-Teppiche zu kreieren. Ein weiterer, richtig individueller Bodenbelag aus dem Hause miinu: Recycelte Ledergürtel, die eine vergleichbare Optik zu einem Stabparkett haben. Nur eben anders und garantiert Vintage. Auf Wunsch auch auf Mass und selbst um die Ecke.

Einrichten im Vintage-Style, so schick wie individuell

Tapete im Vintage-Style: Die Scrapwood-Tapete ist eine täuschend echte Kopie von alten Holzbrettern. Foto: © NLXL_2012

Piet Hein Eek: Wie es Vintage ins Museum schafft

Eine der Ikonen der holländischen Möbeldesignerszene ist Piet Hein Eek, dem es sogar gelang mit seinen Vintage-Möbeln ins New Yorker Museum of Arts & Design gestellt zu werden. Seine Möbelunikate werden zum Teil aus altem Abrissholz gefertigt, wodurch man sie eher schon Upcycling-Möbel oder Ecodesign nennen sollte. Schlichte, sehr minimalistische und gerade Formen in handwerklicher Perfektion sind hierbei sein Markenzeichen für Vintage-Möbel für das Ess- oder Wohnzimmer, das Schlafzimmer oder die Terrasse. Und der Clou: Das Holzdesign von Piet Hein Eek hat es sogar an die Wand geschafft, genauer: Es wurde von einer jungen holländischen Firma, NLXL, deren Gründer Rick Vintage heisst, zu einmaligen fotorealistischen Vintage-Tapeten, deren Unechtheit man nur aus der Nähe erkennt. Sie ist im Fachhandel und verschiedenen Onlineshops erhältlich.

In der Schweiz sind die Unikate von Piet Hein Eek bei der Züricher Ecodesign Home GmbH zu finden, in Deutschland bei Stil & So in München. miinu und Blom & Blom haben beide einen Onlineshop für ihre wunderbaren Vintage-Möbel.

Vintage passt gut zum neuen Wohntrend

Individualität ist Trumpf bei der modernen Einrichtung. Trendforscher sagten anlässlich einer der grössten Möbelmessen der Welt, der imm cologne im Januar, dass die Zeiten von Komplettschlafzimmern, Schrankwänden und anderen Kompletteinrichtungen vorbei sind. Die Wohnung wird zum Zuhause mit individuellem Charme, in der sich der urbane Zeitgenosse mehr als zuvor gerne zurückzieht und besonders wohl fühlen möchte. Hier mal ein schickes Schränkchen, da eine individuelle Lampe, das sei der Trend. Und dies ist ideal mit Vintage-Möbeln umzusetzen, die alles andere als von der Stange sind, und noch dazu eine schöne Geschichte erzählen würden, wenn sie sprechen könnten.

Quellen: Piet Hein Eek, Stilundso.de, Ecodesignhome.ch, imm-cologne.de, Museum of Modern Arts & Design, Miinu, Blom & Blom

Text: Jürgen Rösemeier-Buhmann

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