Schweizer Recycling muss verbessert werden
Rund die Hälfte der Schweizer Siedlungsabfälle wird heute durch Separatsammlung bereits rezykliert. Doch seltene Metalle wie Platin, Monazit oder Terbium in technischen Geräten schlummern noch im Schweizer Müll. Und diese Materialien werden langsam knapp.

Wiederverwertung ist nichts Neues, sondern ein recht gut bewährtes Instrument der schweizerischen Abfallpolitik. Etwa die Hälfte der Siedlungsabfälle wird heute rezykliert - vor allem Glas, Papier, Elektronik und Altmetall - doppelt so viel wie vor 25 Jahren. Alex Bukowiecki, Geschäftsführer des Zweckverbandes Kommunale Infrastruktur, sagt sogar «Wir sind Weltmeister.»
Die Schweiz verfügt im Abfallbereich über hohe Entsorgungsstandards. Es wurde bereits die 30'000 PET-Sammelstelle eröffnet. Somit kommt eine Sammelstelle auf rund 250 Einwohner. Und das Sammeln von PET-Flaschen lohnt sich. Carbotech, ein Büro, welches auf die Erstellung von Ökobilanzen spezialisiert ist, hat im vergangenen Jahr eine Studie zum ökologischen Nutzen der PET-Verwertung in der Schweiz aktualisiert. Sie zeigte auf, dass die Wiederverwertung von PET ökologischer als dessen Verbrennung ist. Auch die Schweizer Rücklaufquoten sind hoch. 2009 wurden 81% der verkauften PET-Getränkeflaschen rezykliert. Trotzdem bemerkt Bukowiecki einschränkend: «Wir dürfen uns auf diesen Lorbeeren nicht ausruhen. Denn die Zukunft bringt ganz neue Herausforderungen mit sich».
Sie heissen Platin, Monazit, Lanthanum oder Terbium, stecken etwa in Mobiltelefonen, Flachbildschirmen oder Autos mit Hybrid-Antrieben - und sind alles andere als unbegrenzt verfügbar. Zwar lassen sie sich durchaus wieder verwerten. Doch mangelt es noch an der geeigneten Infrastruktur und zusätzlichen Anreizen, etwa Handys auch fachgerecht zu entsorgen. Denn jedes fünfte Mobiltelefon landet nach wie vor im Müll. Dabei stecken in einer Tonne Mobiltelefone 300 Gramm pures Gold und eine ganze Reihe von extrem seltenen Rohstoffen.

Das Recycling muss vorangetrieben werden, um die Umwelt besser von Abfall zu entlasten. Foto: Evgeniya_m / iStock / Thinkstock
Auch der Plastikmüll, der bislang in der Kehrrichtverbrennung landet, soll künftig rezykliert werden. Denn rund vier Fünftel des heute vor allem für Verpackungen verwendeten Kunststoffes sind gleich zusammengesetzt. Das erleichtert eine Wiederverwertung, auch wenn eine gleichwertige Anwendung wie beim PET ausgeschlossen ist. Bei PET kann immerhin rund 60 Prozent des rezyklierten Materials wieder zur PET-Flasche werden.
Und das wäre der Traum der Abfallpolitiker: Geschlossene Kreisläufe, in denen die verwendeten Materialien in stets gleich bleibender Qualität wiederverwertet werden können. Davon ist man noch ein gutes Stück entfernt, auch wenn man vor allem bei Metallen schon recht nahe dran ist. Stahl findet heute eine sehr sinnvolle Verwertung: Aus alten Velos werden etwa Stahlträger für die Bauindustrie. Die Technik ist auch soweit, dass viele Abfälle automatisiert getrennt und der Wiederverwertung zugeführt werden können.
Um die Umweltbelastung also weiter zu senken, muss vermehrt auch am Anfang der Produktionskette angesetzt werden. Denn gelingt es, Produkte so zu gestalten, dass die Rohstoffe mit vertretbarem Aufwand durch Recycling zurückgewonnen werden können, wirkt sich dies ökologisch wie auch finanziell positiv aus.
Separatsammlung als Qualitätsgarant
In der Schweiz wird das Modell der Separat-Sammlung praktiziert. Dieses eignet sich primär für Stoffe, die sortenrein und in grossen Mengen anfallen und die sich bei praktisch gleich bleibenden Materialeigenschaften mehrmals im Kreislauf führen lassen. Trotz neuen Perspektiven, ist dieses Modell laut Brigitte Fischer vom Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft im Kanton Zürich nicht überholt. «Nach wie vor erreichen wir damit eine deutlich bessere Qualität». Die Zukunft der Separatsammlung hat damit erst begonnen. Doch wie wird sie aussehen? Hans-Ulrich Schwarzenbach, Geschäftsführer Zweckverband ZEBA Zug, sagt: «Die Bürger zeigen eine hohe Bereitschaft, zum Recycling beizutragen.» Er erhalte regelmässig Anregungen: etwa auch Korken zu sammeln. «Doch das lohnt sich in den meisten Fällen nicht. Der Aufwand für die Sammlung ist schlicht zu gross».
Sammelstelle im Supermarkt
Optimierungen sieht Schwarzenbach hingegen in der Logistik «In Zukunft wird es zentrale Sammelstellen geben, die alles annehmen, was sich wiederverwerten lässt». Auch Unternehmen wie Migros machen mit. «Doch es gibt Grenzen», sagt Christine Wiederkehr-Luther, Hauptprojektleiterin Ökologie bei Migros. «So können wir aus hygienischen Gründen etwa keine Dosen in unseren Filialen zurücknehmen». Ausgediente CDs hingegen schon. Bis zum Ende dieses Jahres wird die Mehrheit aller grösseren Filialen in der Deutschschweiz und im Tessin mit Sammelstellen für CDs und DVDs ausgerüstet sein.
Die beste Form des Recyclings spielt indes heute nur eine untergeordnete Rolle: Sie hiesse lange Nutzungsdauer und Haltbarkeit der Produkte, etwa bei Mobiltelefonen, die heute kaum eine Saison überdauern.
Das Bundesamt für Umwelt bietet mit dem Abfallwegweiser Informationen über die Entsorgung verschiedenster Abfälle. unter www.bafu.ch.
Quelle: nachhaltigkeit.org