Marc Riedo: Erinnerungen erwachen in neuem Design
Scheinbar ausgedienten Möbelstücken eine zweite Form verleihen. Aus dieser Idee entwickelte Marc Riedo, Innenarchitekt und Schreiner aus Zofingen, sein eigenes Label «Zweitform».

Schubladen aus hellem, dunklem oder bemaltem Holz, mit unterschiedlichen antiken Griffen, mit Glaselementen, kleine und grosse – in allen erdenklichen Varianten füllen sie das Lager von Marc Riedo. «Es sind ungefähr 250 Stück», schätzt der Möbeldesigner, «Daraus können sich meine Kunden das Passende aussuchen.» Die Schubladen verarbeitet er je nach Wunsch zu trendigen Sideboards oder anderen Möbelstücken. So können auch die zur Wohnung passenden Masse gewählt werden, und genau das war vor vier Jahren seine zündende Idee.
Von der Kommode zum Sideboard
Als Marc Riedo im Sommer 2009 den Eingangsbereich seines Hauses in Zofingen neu einrichten wollte, fiel ihm auf, wie unflexibel teils die alten Möbel im Grunde doch sind. «Zum Beispiel eine Kommode, die kann man nicht ins Entree stellen und auch nicht als Sideboard verwenden. Es ist und bleibt eine Kommode, die allenfalls in das Schlafzimmer passt.» So entstand der Gedanke, Elemente der alten Möbelstücke in neuem Design zu verbinden. Die schönen alten Schubladen weiterzuverwenden, etwa in einem Sideboard, das genau die gewünschte Länge hat und damit in den Flur passt. «Zweitform!», fiel dem Innenarchitekten ein, und damit war sein Label geboren.
Mehrere Gründe bewogen Marc Riedo dazu, alte Möbelteile zu recyceln. «Es ist eine Philosophie und auch eine Frage der Nachhaltigkeit. Mir geht es darum, Erinnerungstücke zu bewahren und die Geschichten, die alte Möbel erzählen. Ausserdem sollte man nicht immer alles wegschmeissen und durch Neues ersetzen, nur weil es gerade keinen passenden Platz im Leben findet.» Die Verwertung von Schubladen hat für ihn noch einen weiteren Vorteil. «Diese Schubladen, zum Beispiel, sind sehr aufwendig in der Herstellung, sodass es besonders praktisch ist, vorhandenes Material nutzen zu können. Und es lassen sich die verschiedensten Möbel daraus gestalten.» Schubladen passen immer, irgendwo.

Bunte Mischung: Marc Riedo kombiniert moderne Formen mit traditionellem Design. Foto: privat
Neue Formen und Tradition verschmelzen
Für Holz und alte Möbel hatte sich Marc Riedo schon früh interessiert. So war es für ihn eine klare Sache im Alter von 17 Jahren, zunächst eine Schreinerlehre zu machen. Im Laufe der anschliessenden Berufstätigkeit wollte er sich weiterentwickeln, also folgte das Studium der Innenarchitektur in Zürich. Heute arbeitet er hauptberuflich als Innenarchitekt bei einer Firma in Muhen nahe Aarau, parallel dazu baute der 37-Jährige das eigene Möbellabel «Zweitform» auf, also vor allem abends und an Samstagen. «Es läuft super, weil meine Kundschaft auch berufstätig ist und sich daher gern zu diesen Zeiten beraten lässt.» Einige Kunden bringen eigene, alte Stücke vorbei, die meisten aber lassen sich in seinem Lager inspirieren.
Bei der Gestaltung achtet Marc Riedo darauf, die Qualität und den Charakter der Möbelteile zu wahren und sie gleichwertig mit dem Neuen zu verbinden. Abnutzungen bleiben sichtbar und Erinnerungen werden wach. Neuer Formen verschmelzen mit traditionellem Handwerk. «So erhalten die Möbel ihren individuellen, einzigartigen Charakter und werden zum Unikat.»
Mehr zu Marc Riedos Designerstücken unter www.zweitform.ch.