Das musst du über den Minergie-Standard wissen

Der Bau mit Minergie steigert die Energieeffizienz Ihres Hauses und den Komfort. Dadurch sparst du langfristig Strom und Kosten. Was der Minergie-Standard alles für einen Neubau leisten kann.

Mit Minergie bauen sorgt für mehr Komfort und spart Geld.
Wer mit Minergie baut, setzt auf höheren Komfort und spart Energie. Foto: RomoloTavani / iStock / Thinkstock

Das Wichtigste in Kürze

Minergie ist ein Qualitätslabel für nachhaltige Neubauten und modernisierte Altbauten. Es umfasst alle Gebäudekategorien. Es gibt 6 verschiedene Qualitätsstandards: Minergie, Minergie-ECO, Minergie-P, Minergie-P-ECO, Minergie-A und Minergie-A-ECO. Die Zertifizierung und die Standards obliegen dem Verein Minergie Schweiz. Bauen nach Minergie-Standards hat mindestens drei Vorteile: höherer Komfort, verbesserte Werterhaltung und deutlich tiefere Energiekosten.

Als Schlüsselgrösse für die Bewertung der Bauqualität eines Gebäudes eignet sich der Heizwärmebedarf. Zusätzlich setzt Minergie ein Limit für den Energieverbrauch.

3 Vorteile des Minergie-Hauses

Angenehmes Raumklima

Der Wärme-Komfort im Minergie-Haus mit gut gedämmten und dichten Aussenwänden, Böden und Dachflächen ist höher. Der Grund: Die inneren Oberflächen der Bauhülle sind wärmer, die Innentemperaturen ausgeglichen. Diese Eigenschaften wirken sich auch während sommerlichen Hitzetagen aus: Das Gebäude bleibt angenehm kühl.

Werterhaltung des Gebäudes

Die Bauqualität wirkt sich auf den mittel- und langfristigen Wert einer Liegenschaft sehr stark aus. Nach einer Studie der Zürcher Kantonalbank ist ein Minergie-Gebäude nach 30 Jahren 9 Prozent mehr wert als ein konventionelles Haus.

Einsparung von Energie

Jede eingesparte Kilowattstunde spart auch Kosten, und das über Jahrzehnte. Allfällige Mehrkosten für bessere Bauqualität lassen sich so ausgleichen. Minergie setzt Ziele und macht keinerlei Auflagen, wie diese Ziele zu erreichen sind. Damit bleibt der Bauherrschaft und den Planern des Gebäudes jede gestalterische Freiheit für ihr Haus. Das bezieht auch die Wahl der Materialien und des Energieträgers mit ein.

Die sechs Standards

Das Label Minergie umfasst sechs Standards mit steigenden Anforderungen: Minergie, Minergie-P, Minergie-Eco und Minergie-P-Eco, Minergie-A und Minergie-A-ECO. Alle der Standards garantieren Nutzerkomfort, Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit. Bezogen auf die Energieeffizienz ist Minergie der Basis-Standard und Minergie-P die hoch effiziente Variante. Dabei verbrauchen beide Minergie-Gebäude deutlich weniger Energie als gesetzlich vorgeschrieben. Minergie-A steht für netto Nullenergiehaus respektive Plusenergiehaus. Minergie-ECO bezeichnet Häuser, bei denen auch bau-ökologische und gesundheitliche Aspekte berücksichtigt werden. Mit den sechs Standards deckt Minergie demnach ein breites Angebot an unterschiedlichen Bedürfnissen für den individuellen Hausbau ab. Details zu den Standards findest du auf der Seite von Minergie Schweiz.

Die Trägerschaft des Labels

Minergie ist eine geschützte Marke, die vom gleichnamigen Verein getragen wird. Mitglieder des Vereins sind die Kantone, der Bund, Schulen, Verbände, Firmen und Einzelpersonen. Die Geschäfte des Vereins obliegen der Geschäftsstelle und der Agentur Bau. Im Tessin und in der Romandie sind zwei Agenturen aktiv. Minergie ist Partner von EnergieSchweiz.

Minergie-Module für individuelles Bauen

Minergie zertifiziert nicht nur Gebäude insgesamt, sondern auch energetisch relevante Bauteile wie Wände, Dächer, Fenster, Türen und Leuchten. Der Vorteil dabei ist, das ein konsequent mit Minergie-Modulen gebautes Haus automatisch dem Minergie-Standard entspricht. Der Qualitätsnachweis ist dadurch stark vereinfacht. Ebenso hat die Zertifizierung von Bauteilen deutliche Vorteile für die Modernisierung eines Gebäudes. Denn aufgrund der Sanierung mit Minergie-Modulen lässt sich ein Gebäude in Etappen modernisieren.

Ansprechpartner für Minergie

Fachpartner unterstützen Bauherrschaften und Investoren bei der Realisierung von Minergie-Projekten. Minergie-Fachpartner sind Unternehmen, die im Bereich der Bauplanung oder Bauausführung tätig sind und ausweisen können, dass sie mindestens zwei Gebäude nach dem Minergie-Standard gebaut oder erneuert haben. Sie besuchen regelmässig Minergie-Weiterbildungskurse. Die Adressen aller Minergie-Fachpartner sowie weitere Informationen finden Sie bei Minergie Schweiz.

Nutzen und Mehrwert der Gebäude

Die gute Wirtschaftlichkeit von Minergie-Bauten ist durch Daten belegt. Zwar sind die Kosten beim Hausbau geringfügig höher als bei einem konventionellen Gebäude. Insbesondere bei Neubauten fallen die mittleren Jahreskosten, also Kapitalkosten und Betriebskosten, jedoch deutlich niedriger aus. Auch bei der Modernisierung von Häusern nach Minergie-Standard bestehen geringe Mehrkosten, die durch einen hohen Zusatznutzen ausgeglichen werden.

Zusammengefasst haben Minergie-Bauten die folgenden Vorteile:

  • Die gesamten mittleren Jahreskosten sind heute bei Minergie -Gebäuden bereits tiefer als bei konventionellen Bauten. Mit steigenden Energiepreisen verstärkt sich dieser Trend noch.
  • Minergie sichert die Werterhaltung eines Gebäudes langfristig.
  • Das Label Minergie ist zur Standardlösung für gutes Bauen geworden.
  • Das Bauen mit Minergie bedeutet insgesamt Komfort, Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit.

Kosten vs. Steuervorteile

Minergie-Bauten sind nur bei den Investitionskosten teurer als konventionelle Gebäude. Die Mehrkosten belaufen sich in der Regel auf 3 Prozent bis maximal 10 Prozent.

Aufgrund der deutlich tieferen anfallenden Jahreskosten sind Minergie-Investitionen in der Regel nach sieben Jahren amortisiert. Die bei den Energiekosten eingesparten Gelder sind in der Bausubstanz gut angelegt, denn sie sind dort über die gesamte Lebensdauer des Gebäudes respektive der Installationen kostenwirksam. Studien der Zürcher Kantonalbank zeigen, dass Minergie-Bauten nach 30 Jahren auf dem Markt einen Mehrpreis von 9 Prozent gegenüber vergleichbaren konventionellen Liegenschaften erzielen.

Minergie-Gebäude sind bezüglich Kosten konkurrenzfähig. Einige Kantone gewähren auch finanzielle Beiträge für Neu- oder Umbau. Zudem bieten Banken Hypothekarkredite zu Vorzugskonditionen an und Minergie-Modernisierungen sind steuerrelevant: Die Kosten für überwiegend bauliche Massnahmen können als ordentliche Unterhaltskosten von den Steuern abgezogen werden.

Der einfache Minergie-Standard definiert sechs Anforderungen, die zu erfüllen sind:

1. Primäranforderung an die Gebäudehülle

  • Neubauten: Heizwärmebedarf (Qh) unter 90 Prozent des Grenzwertes (Hg) der SIA-Norm 380/1:2009
  • Modernisierung von Bauten vor 2000: keine Primäranforderung an die Gebäudehülle
  • Eine gute Gebäudehülle garantiert angenehme Temperaturen im Sommer und im Winter. Das setzt eine gute Wärmedämmung und eine luftdichte Bauweise voraus. Kompakte Bauformen eignen sich besonders für Minergie.

2. Lüftung

  • Eine systematische Lufterneuerung ist unverzichtbar. Diese ist mit einer manuellen Fensterlüftung nicht garantiert.
  • Eine Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung verbessert das Raumklima und spart Energie.

3. Energiebedarf für Raumwärme, Wassererwärmung, Lufterneuerung und Klimatisierung

  • Neue Wohnbauten höchstens 38 kWh/m2. Modernisierte Wohnbauten mit Baujahr vor 2000 höchstens 60 kWh/m2.
  • Ein neues Minergie-Gebäude verbraucht weniger als 4 Liter Heizöl (respektive Äquivalente davon). Dieser tiefe Verbrauch sowie die Konzeption des Gebäudes prädestinieren die Nutzung von erneuerbaren Energien. Zur Berechnung des Energiebedarfes werden die Energieträger nach ihrer Wertigkeit berücksichtigt: Elektrizität wird doppelt, Holz zu 70 Prozent gerechnet.

4. Nachweis über den thermischen Komfort im Sommer

  • Es dürfen keine hohen sommerlichen Raumlufttemperaturen entstehen.
  • In Standardfällen erfolgt die Deklaration über die Globalbeurteilung im MINERGIE-Nachweis, bei bestimmten Voraussetzungen über den rechnerischen Nachweis (SIA-Tool Klimatisierung).

5. Zusatzanforderung

  • Für Wohnbauten gibt es keine Zusatzanforderungen. Generell empfiehlt Minergie aber Haushaltgeräte der Klasse A, A+ oder A++.

6. Kosten des Hausbaus

  • Höchstens 10 Prozent Mehrkosten gegenüber konventionellen Bauten. Tiefe Betriebskosten helfen bei der Amortisation der Investitionen und das bei mehr Komfort.

Bei Minergie-P und Minergie-A sind die entsprechenden Anforderungen ambitionierter. ECO verlangt ebenfalls zusätzliche Massnahmen für das Wohlbefinden der Bewohner und die ökologischen Vorteile. Die detaillierten Anforderungen der einzelnen Standards findest du hier.

Hier erfährst du mehr über Minergie-A, Nullenergiehäuser und Plusenergiehäuser. Wer sich für den Bau eines Plusenergiehauses interessiert, findet hier Hintergrunddinformationen zum Thema.

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