Gesund wohnen: Wie Schadstoffe wirken und wie man sie vermeidet

Die meiste Zeit verbringen wir in geschlossenen Räumen. Neben dem Arbeitsplatz sind die eigenen vier Wände der Aufenthaltsort Nummer eins. Gerade hier können Schadstoffe aus allerlei Quellen die Luft belasten und sogar krank machen. Welche das sind, wo sie überall zu finden sind und wie gesundes Wohnen bereits bei der Raumluft beginnt, ein kleiner Überblick.

Gesund wohnen oder Schadstoffe in der Wohnung
Kopfschmerzen sind eines der Symptome, das durch Schadstoffe in den eigenen vier Wänden ausgelöst werden kann. Welche Stoffe unsere Gesundheit belasten und wie Sie gesünder wohnen. Foto ©: Alliance / iStock / Thinkstockphotos

Kopfschmerzen, Müdigkeit, Allergien oder Asthma. All das können Schadstoffe in den eigenen vier Wänden auslösen. Sie können in der Raumluft stecken, in Bauteilen, Boden- und Wandoberflächen oder in Möbeln. Zum gesunden Wohnen gehört in jeder Jahreszeit aber auch eine optimale Raumtemperatur und Luftfeuchte. Denn dies sorgt nicht nur für Behaglichkeit, sondern auch für ein gesundes Raumklima.

Die ideale Luftfeuchte und Temperatur zum gesunden wohnen

Gesund wohnen beginnt bei einem optimalen Raumklima. Hierfür ist zunächst die richtige Temperatur entscheidend. Die Wohlfühltemperatur ist von Mensch zu Mensch anders. Der eine fühlt sich bei 20 Grad richtig wohl, einem anderen ist dies viel zu kalt.

Grundsätzlich sollten das Wohnzimmer und das Badezimmer die wärmsten Räume in der Wohnung sein. Hier beginnt die Wohlfühltemperatur bei 20 Grad. Allerdings sollte sie 23 Grad nicht überschreiten. Kühler sollte es in der Küche und dem Schlafzimmer zugehen. Zum gesunden Wohnen gehört auch ein gesunder Schlaf, daher sollte im Schlafzimmer, sowie in der Küche, die Raumtemperatur die 20 Grad-Marke nicht überschreiten.

Gesund wohnen hat immer auch mit der richtigen Luftfeuchte zu tun. Zumal sehr trockene Luft die Schleimhäute reizt, zu hohe Luftfeuchtigkeit wiederum gesundheitsschädlichen Schimmel entstehen lassen kann. Die optimale Raumluftfeuchte für gesundes Wohnen sollte zwischen 40 und 65 Prozent liegen. Dann fühlt man sich am wohlsten. Richtiges Lüften, kurz aber effektiv, kann die Luftfeuchte ausgleichen und positiv beeinflussen.

Was Möbel und Textilien zum gesunden Wohnen beitragen können

Schadstoffe können von vielen Dingen im Haushalt ausgehen. Grundsätzlich gilt es, sich beim Kauf von Möbeln, Textilien oder Teppichen auf die eigene Nase zu verlassen. Riechen diese Gegenstände schon im Einrichtungshaus allzu intensiv, dann besser die Finger davon lassen.

Ein gängiger, gesundheitsschädlicher Stoff in solchen und anderen Dingen im Haushalt ist Formaldehyd. Formaldehyd ist seit Jahrzehnten eine in der Industrie beliebte Zutat. Sie kommt insbesondere in Isolierschaumstoffen und Kunstharzen vor. Letztere landen als Teil des Klebstoffs in Sperrholz- und Spanplatten. Insbesondere solche unverkleideten Platten dünsten unter Umständen Formaldehyd aus. Aber auch furnierte Möbel, die aus diesem Material bestehen, können Formaldehyd enthalten. Sind Massivholzmöbel ebenfalls geleimt, dann können auch diese den Schadstoff ausdünsten. Da aber hierzu wesentlich weniger Klebstoff benötigt wird, ist der Formaldehydanteil vergleichsweise gering. Daher sind Massivholzmöbel für all jene geeignet, die sicherer gesund wohnen möchten.

Das gilt auch, wenn man sich die weiteren Bestandteile von Spanplatten ansieht. Diese enthalten nämlich ausserdem Isocyanate, welche Haut und Schleimhäute reizen sowie Allergien auslösen können. Auch in Montageschäumen, Lacken, Fugen- und Abdichtungsmassen, in Klebern, Anstrichen oder Beschichtungen sind diese nachweisbar. Wer also gesund wohnen möchte, sollte deshalb bei Möbeln nicht nur auf Vollholz setzen, sondern auch beim bauen, umbauen oder renovieren einer Wohnung auf Schadstoffe achten.

Bodenbeläge, Anstriche und Tapeten gehören zum gesunden Wohnen

Lösungsmittel sind ebenfalls ein gängiger Schadstoff im Wohnbereich. Sie finden sich in Farben, Lacken, Dichtungsmassen, Möbeln, selbst Reinigungs-, Pflege oder Holzschutzmitteln. Wer gesund wohnen will, sollte unbedingt auf lösemittelfreie Alternativen achten. Im Bereich der Farben und Wandgestaltung geht man mit mineralischen Farben, Kalkputzen oder Silikatprodukten kein Risiko ein. Für den Holzschutz sind natürliche Leinölprodukte eine gute Wahl. Tipps für die richtigen Produkte finden Sie in unserem Artikel «Nachhaltig renovieren: Streichen ohne Nebenwirkungen».

Weichmacher, Phthalate, sind in Spielsachen für Kinder verboten. Da sie aber vielerlei Kunststoffe flexibler, weniger bruchanfällig oder UV-beständig machen, sind sie in vielen PVC-Produkten enthalten. Hierin verarbeitet sind sie recht flüchtig, können sich deshalb lösen, vom Menschen aufgenommen werden und die Gesundheit schädigen. Einmal aufgenommen stehen sie in Verdacht die Hormone negativ zu beeinflussen.

Enthalten sein können Weichmacher in Bodenbelägen aus PVC, Vinyltapeten, Fensterprofilen, Folien oder Rohrleitungen. Wer gesund wohnen will, erst recht, gesund bauen oder renovieren, der sollte bei Kunststoffen auf Polypropylen (PP), oder Polyethylen (PE) setzen. Zudem auf Naturmaterialien für Bodenbeläge oder Papiertapeten und schadstofffreie Anstriche.

Gesund wohnen in Altbauten: Oft gibt es noch bereits verbotene Schadstoffe

Gerade wer gesund wohnen möchte in Altbauten, dem könnten PAK und PCB einen gesundheitlichen Strich durch die Rechnung machen. PAK ist eine Gruppe von sogenannten polyzyklischen Kohlenwasserstoffen, die natürlicherweise in Erdöl vorkommen. Noch in den sechziger Jahren wurden PAK-basierte Kleber für Holzparkett verwendet wie wir sie heute noch in vielen Altbauten finden. Auch in alten Bitumenbahnen zur Abdichtung von Dächern und Balkonen kann das reizende und krebserzeugende PAK enthalten sein. Da PAK auch als Verbrennungsprodukt entsteht, kann es gerade im Innenraum dann entstehen, wenn ein schlecht ziehender Holzofen den Raum beheizt. Heute sind viele PAK in der Schweiz oder Deutschland verboten.

Seit 1986 in der Schweiz, seit 1989 in Deutschland verboten ist PCB, ein weiterer Stoff, der das gesunde Wohnen beeinflussen kann. Besonders beliebt war PCB als Zusatz in dauerelastischen Dichtungsmassen für innen und aussen. Die Schweizer Eidgenossenschaft weist darauf hin, dass bei rund der Hälfte der Beton-Hochhäuser im Land, in Skelett- oder Elementbauweise gebaut und errichtet zwischen 1955 und 1975, PCB-haltige Fugenmassen verwendet wurden.

Gesund wohnen: Im Zweifelsfall auf Nummer sicher gehen  

Allergien, Asthma, ständige Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Übelkeit, wer in den eigenen vier Wänden unter diesen Symptomen dauerhaft leidet und keine medizinische Ursache findet, sollte den Rat eines Fachmanns in Anspruch nehmen. Und wer gesund bauen oder renovieren möchte: Es gibt mehr und mehr Firmen, die sich auf passende Produkte und Dienstleistungen spezialisieren. Auf der Internetseite von TestAtHome zum Beispiel gibt es verschiedene Umweltanalysen, die auf Basis von Hausstaub durchgeführt werden. Tipps zu gesunden Baumaterialien gibt es hier: «Biobaustoffe im Überblick».

Vorsicht: Die hier genannten Schadstoffe sind nicht alle, die möglicherweise in den eigenen vier Wänden zu finden sind. Aber es sind die gängigsten.

Quellen: Wohnen-Sie-gesund.de, Bauherren-Schutzbund e.V., Berlin, Schweizer Eidgenossenschaft,

Text: Jürgen Rösemeier-Buhmann

  • 19
  • 1
Kommentieren / Frage stellen