Zum Schutz der Umwelt Streusalz vermeiden

Winterzeit ist Streusalzzeit. Doch das Salz macht nicht nur Strassen und Gehwege sicherer, sondern schadet auch Gebäuden und Fahrzeugen. Besonders Tiere und Pflanzen leiden darunter. Aber sinnvolle und bezahlbare Alternativen sind nicht in Sicht.

Zu viel Streusalz im Winter auf den Strassen schadet der Umwelt erheblich.
Das Streusalz auf den winterlichen Strassen schadet der Umwelt erheblich. Foto: Violetastock / iStock / Thinkstock

Lästige weisse Streifen an den Schuhen - Rost an Auto und Fahrrad - Bäume, die auch im Sommer mehr braun als grün sind. Das sind die offensichtlichen Spuren, die das Streusalz hinterlässt, das im Winter gegen Eis eingesetzt wird. Doch eine echte Alternative zum Allroundtalent Streusalz scheint es noch nicht zu geben. Zwar werden immer wieder neue Methoden getestet, doch das Salz konnte sich bisher stets durchsetzen. Die meisten Kantone und Gemeinden setzen nach wie vor auf Salz, wenn es darum geht, die Strassen von Schnee und Eis zu befreien.

Salz ist Trumpf

Heute wird das Streusalz jedoch vielerorts nicht mehr trocken ausgebracht, sondern während dem Streuen mit Sole vermischt. So auch im Kanton Zürich: «Das angefeuchtete Salz kann präziser verteilt werden und haftet besser», erklärt Reto Färber, Strasseninspektor des Kantons Zürich. So werde indirekt Salz gespart. Auch Fussgängerwege und Trottoirs werden in Zürich mit Salz behandelt. Splitt oder Holzschnitzel seien in so tiefen Lagen nicht geeignet, da sich Kälte und Tauwetter laufend abwechseln, findet Reto Färber. Sobald die oberste Schnee- oder Eisschicht antaut, sinkt der Splitt ab und verliert so seine Wirkung. Taut es ganz, gelangen Splitt und Holzschnitzel in die Kanalisation und müssen dort mühsam entfernt und gesondert entsorgt werden. Auch in Luzern kommt vor allem Salz zum Einsatz. Nur auf Gehwegen und Nebenstrassen wird zum Teil Split eingesetzt. Alternativen zum altbewährten Schnee- und Eistilger Salz wurden wenig oder gar nicht getestet.

Besonders die Pflanzen am Strassenrand leiden im Winter unter dem vielen Streusalz.

Die Bäume und Wiesen am Strassenrand werden durch Streusalz dauerhaft geschädigt. Foto: jenoche / iStock / Thinkstock

Splitt braucht teure Entsorgung

Abstumpfende Streumittel wie Splitt, Sand oder Holzschnitzel sind oft nicht nur mit Strassenabfall, Gummiabrieb und Ölresten vermischt. In Labors wurden auch Schwermetalle wie Blei oder Quecksilber in Mengen gefunden, die teilweise sogar den Grenzwert überschreiten. Somit ist Splitt nach dem Wintereinsatz Sondermüll und muss entsprechend entsorgt oder aber vor der Wiederverwendung aufwändig und teuer behandelt werden. Auf stark befahrenen Strassen, haben Splitt und Co. noch einen Nachteil: Die Partikel bleiben nicht, wo sie hingehören, sondern fliegen auf Böschungen und Kulturland. Das Streugut muss dort aufwändig entfernt werden und es wird mehr davon benötigt, da häufig nachgestreut werden muss. Ähnlich verhält es sich mit Blähtonkügelchen, die in der Herstellung viel Energie verbrauchen. Alternativen wie Kaliumcarbonat, auch Pottasche, wären umweltverträglicher, jedoch sehr teuer. In Österreich wird auf den Strassen vor allem Calciummagensiumacetat angewendet. Das hat den Vorteil, dass Bäume und Brücken keinen Schaden nehmen, kostet aber bis zehnmal mehr als das klassische Salz.

Tiere und Pflanzen leiden

Die Vegetation wäre für die Investition dankbar, denn Strassenbäume können nur begrenzte Mengen an Natrium und Chlorid aufnehmen - wird diese überschritten, sterben die feinen Wurzeln ab. Dies führt dazu, dass der Baum auch bei genügend Wasser dieses nicht mehr aufzunehmen kann. Der Baum trocknet aus. Bei Haustieren führt das Salz zu Hautreaktionen an den Pfoten. Zudem versuchen viele Tiere, das Salz durch lecken zu entfernen, wodurch sie dieses wiederum im Körper aufnehmen. «Auch der Lebensraum kleinster Bodentiere und Mikroorganismen wird durch das Salz beeinträchtigt», sagt Matthias Sorg, Webredaktor und stellvertretender Mediensprecher von Pro Natura. Streusalz führt zu Verdichtung des Bodens, Auswaschung von Nährstoffen und einem höheren pH-Wert. Sogar für Wildtiere ist das Salz eine Bedrohung: Sie lecken das Salz von den Strassen auf, wo sie dann angefahren werden.

Jeder gefordert

Nicht überall ist eine komplette Schwarzräumung erforderlich. Jeder einzelne ist hier gefordert. Wer nur seine Einfahrt oder seine Treppe rutschsicher machen will, ist mit Sand, Splitt, Asche, trockener Erde oder Holzschnipseln gut bedient. Diese Alternativen erfüllen ihren Dienst sofort, während beim Salz die schmelzende Wirkung abgewartet werden muss. Und sind Eis und Schnee geschmolzen, kehrt man das Streugut zusammen und verwendet es je nach Zustand im nächsten Jahr wieder. «Die Menschen müssen ihre Ansprüche überdenken und sich im Winter den Gegebenheiten anpassen», meint Matthias Sorg. Denn oft gefällt die weisse Pracht nur aus der warmen Stube, kaum steht man in Turnschuhen oder Pumps draussen, wird lautstark nach dem Winterdienst gerufen.

Text: Kanyama Butz, 2011

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