«Das Zugehörigkeitsgefühl ist unser Erfolgsrezept»

Fast 15 Jahre ist es her, als sich auf dem Dietikoner Fondlihof eine Gemüsekooperative formierte. Ortoloco war zu diesem Zeitpunkt ein Pionier in der Deutschschweiz und organisiert sich bis heute nach den Prinzipien der solidarischen Landwirtschaft (Solawi): geteilte Arbeit, geteiltes Risiko, geteilte Ernte.

Hanna Frick am jäten nahe eines Zaunes
Hanna Frick ist begeistertes Mitglied des Loco-Vorstandes. © Mike Flam

Ortoloco ist nicht nur eine der ersten, sondern auch bis heute eine der grössten Solawi-Genossenschaften der Schweiz. Vor rund zwei Jahren konnten die Locos den Fondlihof komplett übernehmen und auf mittlerweile knapp 300 Abonnenten anwachsen. Hanna Frick ist seit bald fünf Jahren ein fixes Mitglied und spielte bei der Hofübernahme eine entscheidende Rolle.

Was ist Solawi?

Solawi steht für solidarische Landwirtschaft und ist ein nachhaltiges, soziales Modell, bei dem die Ernte, aber auch die Arbeit und die Risiken der Landwirtschaft geteilt werden. 

Mehr dazu erfährst du im folgenden Artikel: Solawi: Landwirtschaftliche Revolution oder Öko-Nische?

Hanna, wie hast du zu ortoloco gefunden?

Das Thema der solidarischen Landwirtschaft hat mich schon in meinem Studium in Umweltwissenschaften stark beschäftigt. Als es bei ortoloco einen Aufruf gab, bei der Planung der Hofübernahme mitzuhelfen, habe ich zugesagt. Bis heute bin ich absolut begeistert, dass wir hier die Möglichkeit haben, unabhängig Lebensmittel zu produzieren. Wir müssen uns nicht an die Normen der Grosshändler richten, sondern können so wirtschaften, wie wir es sinnvoll finden.

Ortoloco entwickelt sich stetig weiter. Viele andere Solawi-Projekte in der Schweiz haben hingegen zu kämpfen, manche lösen sich sogar wieder auf. Was ist euer Erfolgsrezept?

Wir haben ein starkes Zugehörigkeitsgefühl in der Genossenschaft. Das liegt wohl unter anderem daran, dass wir mit mindestens 10 bis 14 Arbeitseinsätzen im Jahr (je nach Abo, d.Red.) vergleichsweise viel von den Genossenschafterinnen und Genossenschaftern fordern. Dafür können sie auch bei jeder Entscheidung mitbestimmen. Schliesslich geht es bei uns ja nicht «nur» um Lebensmittel, sondern um die persönlichen Grundwerte.

Welche sind die grössten Herausforderungen für euch als Genossenschaft?

Bei der Hofübernahme war der ganze rechtliche Teil eine grosse Herausforderung – auch, weil wir da als Genossenschaft ein Stück Neuland betreten haben.

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Locos bei der Arbeit auf dem Feld, sie sitzen dabei auf Kistchen und tragen Kappen gegen die Sonne

Locos bei der Arbeit auf dem Feld. © Christian Merz

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Natürlich ist die Koordination der Arbeitseinsätze auch nicht immer ganz einfach. Noch schwieriger ist es im Moment allerdings, neue Vorstandsmitglieder zu finden, da die Arbeit ehrenamtlich und relativ umfangreich ist.

Was sind weitere Schwierigkeiten der solidarischen Landwirtschaft allgemein? Weshalb harzt das Wachstum, wenn es doch eine so sinnvolle Sache wäre aus nachhaltiger Perspektive?

Es ist schon nicht für jeden gleich einfach, Zugang zum Solawi-Konzept zu finden. Auch wir erleben immer wieder Leute, welche die Idee an sich unterstützen, aber keine Lust haben, immer nur das Gemüse zu essen, was gerade geerntet wurde und Schwierigkeiten haben, sich von angestammten Konsumgewohnheiten zu lösen. Nach Lust und Laune in den Laden gehen, hat halt schon seinen Reiz. Auch die Arbeitseinsätze erfordern ein gewisses Commitment.

Ihr bietet neben einem Vegi-Abo auch ein Abo mit Fleisch an. Weshalb Fleisch, aber keine Milchprodukte?

Wir haben den Hof für den Moment mal so übernommen, wie er war. Er ist sehr vielfältig, bietet viele verschiedene Obstsorten und eben auch eine Rindermast. Für eine Milchproduktion müssten wir den Stall extra ausbauen und momentan geht die Gesinnung zumindest teilweise eher in Richtung einer rein veganen Produktion. Gleichzeitig beziehen rund ein Drittel unserer Abonent:innen Fleisch, weshalb wir es aktuell so belassen und die Frage der Tierhaltung weiterhin intensiv diskutieren. Für diejenigen, die zusätzlich noch Milch und Käse möchten, gibt es in Dietikon mit der Basimilch eine kooperative Käserei, mit der wir uns rege austauschen.

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