«Plastikkrise»: Die Schweiz versinkt in Kunststoffabfällen
10.01.2023 – Die Schweiz bringen viele in Verbindung mit unberührter Natur und Sauberkeit. Doch in Sachen Recycling ist die Schweiz alles andere als sauber. Wie ein jüngst erschienener Bericht der Meeresschutzorganisation Oceancare aufzeigt, liegen wir mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 127 Kilogramm Plastik pro Jahr im europäischen Vergleich ganz vorn.
Recycling wird in der Schweiz grossgeschrieben – schliesslich wird hierzulande im grossen Stil Abfall getrennt. Tatsächlich aber liegt die Schweiz beim Recycling im globalen Vergleich hinten. Das ist dem kürzlich erschienenen Bericht «Plastic Matters» der NGO Oceancare zu entnehmen.
Niedrige Recyclingqutoe, viel Littering
Die Recyclingquote von Kunststoffen – PET ausgenommen – lässt zu wünschen übrig. Laut Zahlen des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) entstehen in der Schweiz jährlich 780'000 Tonnen Kunststoffabfälle, von denen über 80 Prozent in Kehrichtanlagen verbrannt werden.
Eine beachtliche Menge unserer Kunststoffabfälle landet zudem in der Umwelt, wie es im Bericht von Oceancare heisst. 14'000 Tonnen Makro-und Mikroplastik gelangen jedes Jahr in Seen und Böden. 2'700 Tonnen davon entstehen allein durch Littering – also achtlos in der Natur entsorgten Abfall.
Die Beseitigung dieser Abfälle koste unser Land jährlich stolze 200 Millionen Franken, heisst es in einer Medienmitteilung von Oceancare. Da sich ein Teil des Plastiks ausserdem als Mikroplastik in der Natur absetze und in die Böden gelange, könne dieser gar nicht erst eingesammelt werden.
NGO spricht die Regierung an
Aus der Medienmitteilung der NGO geht ein klarer Apell hervor: Die Schweizer Politik muss die Gesetzeslage anpassen, um das Plastikproblem in den Griff zu bekommen. Oder um es in den Worten der Geschäftsführerin von Oceancare, Fabienne McLellan, zu sagen, die im Bericht zitiert wird:
«Die Schweiz ist Schlusslicht in Europa, was Massnahmen gegen Plastikmüll betrifft. Die Vereinten Nationen forderten mit der Annahme der Plastik-Resolution im März 2022 auch nationale Aktionspläne zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung. Auch die Schweizer Bevölkerung selbst wünscht klar Interventionen, wie unsere neuste Umfrage zeigte. Nun ist der Bundesrat am Zug, das Plastikproblem systematisch zu lösen.»
