Was Eisbaden bringt und wie du damit anfängst

Der Trend Eisbaden ist zurück. Dafür, dass das Baden in klirrend kaltem Wasser gerade so gehyped wird, ist unter anderem Wim Hof – auch bekannt als The Iceman – verantwortlich.  Der niederländische Extremsportler verrät Atemmethoden, mit denen jedem das wohltuende Bad im kalten Wasser gelingen soll. Doch wozu eigentlich? Die Vorteile vom Eisbaden, welche Risiken du kennen musst und wie es richtig geht.

Ein Loch in eienr Eisdecke im See, in das eine Leiter hinunterreicht
Eisbaden geht nicht nur in eisbedecktem Wasser. © Jonas Rönnbro / iStock / Getty Images Plus

Eisbaden – das Wichtigste in Kürze:

Mit dem August, spätestens aber wenn sich die ersten Blätter gelb färben, endet die Badesaison. Zumindest für die meisten. Für alle, die aufs Eisbaden schwören, beginnt die Badezeit mit den kälter werdenden Temperaturen erst recht.

Das Baden in Wasser, das Temperaturen um den Gefrierpunkt aufweist, soll Immunsystem und Psyche stärken. Was steckt dahinter und kann Eisbaden auch gefährlich werden? Dieser und weiteren Fragen gehen wir in diesem Artikel auf den Grund.

Was ist Eisbaden?

Dass Kälte einen vitalisierenden Effekt auf unseren Körper hat, war schon dem deutschen Pfarrer Sebastian Kneipp vor rund 200 Jahren bekannt. Anders als beim sogenannten Kneippen begibt man sich beim Eisbaden jedoch mit dem ganzen Körper bis zum Hals ins Eiswasser. Nur der Kopf bleibt draussen. Fortgeschrittene verweilen dort für mehrere Minuten.

Eisbaden nach der Wim Hof Methode

Immer mehr Eisbaderinnen und Eisbader setzen dabei auf die sogenannte Wim Hof Methode. Sie ist nach dem gleichnamigen niederländischen Extremsportler benannt, der sich selbst immer wieder extremen Kältesituationen aussetzt. Beispielsweise bestieg er lediglich in Badehose den Kilimandscharo und lief einen Halbmarathon am Polarkreis – barfuss.

Die weltbekannte Wim Hof Methode beschreibt eine bestimmte, wissenschaftlich anerkannte Atemtechnik, die das Bad im Eiswasser erleichtern soll. Aber auch Kältetraining und Konzentration sind Teil der Methode. Die Atmung ist dabei das Fundament des Kältetrainings und beides erfordert eine grosse Konzentration, die einer Meditation gleicht. Die Methode zielt darauf ab, die Körpertemperatur zu erhöhen und Stress und Spannung abzubauen. Wie genau sie funktioniert, erklärt Wim Hof in folgendem Video

Was bringt Eisbaden?

Eisbaden soll eine ganze Handvoll an Vorteilen mit sich bringen. Nicht nur das Immunsystem, auch die Psyche soll gestärkt daraus hervorgehen.

Einen eindeutigen Zusammenhang zwischen einem gestärkten Immunsystem und Eisbaden wurde wissenschaftlich bisher nicht festgestellt. Eine Studie zeigt jedoch, dass dabei die Gefässe trainiert werden. Denn beim Eintauchen ins Eiswasser ziehen sich die Blutgefässe kurzzeitig zusammen. Doch schon nach kurzer Zeit weiten sie sich aus und das Blut kann besser zirkulieren. Diese verstärkte Durchblutung wirkt sich positiv auf den Blutdruck und das Herz-Kreislaufsystem aus.

Zudem kann sich das eigene Wohlbefinden durch regelmässiges und richtiges Eisbaden steigern. Denn beim Eintauchen ins kalte Wasser werden Adrenalin und Endorphine freigesetzt, die ein euphorisches Gefühl nach dem Baden auslöst. Aber: Kälteschwimmen muss geübt sein.

Wie fängt man mit dem Eisbaden an?

Eisbaden muss trainiert werden. Damit sich der Körper an den Temperaturwechsel respektive die kalten Temperaturen um den Gefrierpunkt gewöhnt, kannst du schon im Herbst anfangen, ab und an ins kalte Nass zu steigen. Auch Wim Hof empfiehlt, sich durch kalte oder wechselhafte Duschen ans Eisbaden heranzutasten.

Der Palpuognasee in Berguen im Herbst
Der Palpuognasee in Berguen im Herbst © Switzerland Tourism / Jan Geerk

Da Eisbaden für Menschen mit Vorerkrankungen gefährlich werden kann, ist es ratsam, sich vor dem ersten Bad von einer Kardiologin oder einem Kardiologen untersuchen zu lassen.

Wann Eisbaden gefährlich wird

Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten nicht eisbaden gehen, ohne dies vorher mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt abzuklären. Da sich die Blutgefässe im Eis zuerst zusammenziehen, fliesst das Blut für einen Moment langsamer und das Risiko für einen Schlaganfall oder Herzstillstand steigt.

Wenn du gut über deinen gesundheitlichen Zustand informiert bist und keine Herz- oder Kreislaufprobleme vorliegen, steht einem Eisbad nichts im Wege. Bereite dich aber gut darauf vor und beachte die vorgegebenen Zeiten. Anfangs wirst du nur wenige Sekunden im kalten Wasser aushalten, das ist normal.

Bei folgenden Warnsignalen deines Körpers solltest du das Wasser verlassen:

  • Bleiche Hautfarbe
  • Verwirrtheit
  • Zittern
  • Müdigkeit
  • Schnelle Atmung und Herzschlag
  • Stechen in den Beinen

Die richtige Wassetemperatur beim Eisbaden

Die genaue Temperatur des Wassers ist beim Eisbaden in natürlichen Seen nicht kontrollierbar. Sie sollte sich möchglichst zwischen 10 C° und 15 C° befinden. Erfahrene Eisschwimmer begeben sich auch in kälteres Wasser. Bist du ungeübt, ist dies keine gute Idee.

Daher ist es empfehlenswert, im Herbst mit dem Baden im sich langsam abkühlenden See zu beginnen. Wenn die Temperaturen im Winter Richtung Null sinken, hatte dein Körper bereits Zeit, sich an die Kälte zu gewöhnen.

Wie lange sollte das Eisbad gehen?

Beim Eisbaden gilt: Es ist kein Wettbewerb, wer länger im Wasser aushält. Hör auf die Signale deines Körpers und beende das Bad, wenn es nicht mehr angenehm ist.

Wenige Sekunden bis Minuten reichen am Anfang völlig aus. Das Verweilen im Eiswasser wird dir mit der Zeit immer leichter fallen. Überschreite jedoch eine Dauer von 5 Minuten nicht, um eine Unterkühlung zu vermeiden.

Darauf solltest du beim Eisbaden achten

  • Geh nicht alleine ins Wasser. Nimm dir eine Freundin oder einen Freund mit. Das macht nicht nur mehr Spass, sondern ist auch sicherer.
  • Trage beim Eisbaden eine Mütze, am besten aus warmer Wolle. Über den Kopf geht viel Wärme verloren, was du durch eine Kopfbedeckung eindämmen kannst.
  • Steige langsam ins Wasser.
  • Ziehe dich vor und nach dem Bad im kalten Wasser warm an, um einer Unterkühlung vorzubeugen.
  • Achte auf die richtige Badetemperatur und nimm eine Stoppuhr mit. Nicht, um deine Leistung zu überprüfen, sondern um nicht zu lang im Wasser zu bleiben.
  • Wärme dich nach dem Eisbad nicht mit einer heissen Dusche, sondern langsam auf. Am besten durch warme Kleidung und indem du dich draussen noch etwas bewegst, bevor du ins warme Haus gehst.
Beine steigen in mit Eis bedeckten See
Mach langsam: Deine Körper muss sich an die Kälte gewöhnen. © Nastco / iStock / Getty Images Plus

Eisbaden in der Schweiz

Wusstest du, dass Eisbaden eine lange Tradition in der Schweiz hat? Am Cout de Noël springen jährlich über 2000 Menschen in den frostigen Genfersee – und das seit 1934. Du musst aber nicht bis Genf fahren, um dir mit einem Eisbad etwas Gutes zu tun. Folgend findest du schöne Orte zum Eisbaden. Generell eignet sich aber auch der nächstgelegene See, sofern er die richtige Temperatur aufweist.

Eisbaden in Arosa

Am Untersee in Arosa liegt sie sogenannte Eisbadi. Durch Löcher im Eis kannst du hier ins klirrend kalte Wasser steigen – kostenlos und auf eigene Verantwortung. Der Verein Eisbadi Arosa bittet lediglich um eine Spende. Übrigens: Zur Eisbadi Arosa gehört auch eine Saune, aus der du auf den vereisten Untersee blickst. Der Einzeleintritt liegt bei 30 Franken.

Eine Frau im weissen badeanzug in der Eisbadi Arosa
Eintritt frei: In der Eisbadi Arosa kannst du alleine oder geführt eisbaden gehen. © Eisbadi Arosa

Tipp: Für Neulinge bietet die Eisbadie auch Kurse mit Expertinnen und Experten an. Genau das Richtige, wenn du dich nicht auf eigene Faust ins Eiswasser wagen möchtest.

Eisbaden im Thurgau

Im Thurgau bieten sich viele Seen zum Winterbaden an. Zum Beispiel der idyllische Hüttwilersee oder der Nussbaumersee. Beide liegen im Naturschutzgebiet des Seebachtales und lassen dich tief in die Natur eintauchen. Hier kannst du dich etwa bei einer Rundwanderung im Seebachtal aufwärmen und anschliessend ins Eiswasser steigen. Auch das Strandbad Bichelsee lädt im Winter zum Eisschwimmen ein, wo zum Aufwärmen die Stube des Restaurants Löwen einlädt.

Der Bichelsee im Winter von oben
Der Bichelsee ist auch im Winter einen Besuch wert. © Thurgau Bodensee

Hier findest du mehr Eisbadeplätze im Thurgau.

Eisbaden im Aargau

Der Hallwilersee in Seengen bietet sich bestens fürs Winterbaden an. Hier geniesst du beim Einstieg ins kalte Wasser ein beeindruckendes Bergpanorama.

Eisbaden in Schwyz

Winterbaden im Lauerzersee
Winterbaden für Einsteiger geht etwa im Lauerzersee. © Naturfreunde Schweiz

Wer sich geführt ans Eisbaden herantasten möchte, kann sich zum angeleiteten Winterbad im Lauerzersee in Seewen anmelden. Der Kurs wird vom Verein Naturfreunde Schweiz angeboten und kostet 80 Franken (für Nicht-Mitglieder).

Eisbaden in Zürich

In Zürich gibt es eine Gruppe begeisterter Eisbaderinnen und Eisbader, die gemeinsame Eisbade-Sessions unternehmen. Die Locations sind das Flussbad Oberer Letten, Au-Höngg, der Katzensee und die Badi Tiefenbrunnen. Wer nicht alleine ins eiskalte Wasser steigen möchte, findet hier Verbündete und kann sich über regelmässige Events freuen.

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