Abfallvermeidung: Entwicklungen bei Unternehmen und Konsumenten

Abfallvermeidung ist für Privatpersonen und Firmen heutzutage ein wichtiges Thema. Denn wer Müll reduziert, schont Ressourcen und schützt so die Mitmenschen und die Umwelt. In den letzten Jahren hat ein deutliches Umdenken stattgefunden, das sich auch im Alltag abzeichnet. Dieser Beitrag beleuchtet die Entwicklungen in Sachen Abfallvermeidung von Konsumenten und Unternehmen.

Abfallvermeidung: Entwicklungen bei Unternehmen und Konsumenten
Plastikmüll entsteht in riesigen Mengen. Jeder Beitrag hilft, den Müllberg zu verringern. Foto: pixabay.com © Filmbetrachter (CC0 Creative Commons)

Politische Ziele und ihre Bedeutung für Firmen und Verbraucher

Aus abfallpolitischer Sicht sollten alle Beteiligten entlang der Kreislaufwirtschaft im Sinne der Umwelt handeln und die natürlichen Ressourcen schonen. Schliesslich ist auch das Wirtschaftswachstum letztlich mit dem Anwachsen der Abfallberge verknüpft. Und genau hier setzen vorausschauende Firmen an. Sie entkoppeln den Abfall vom Wirtschaftswachstum, setzen Massnahmen zur Verringerung von Müll und tun der Umwelt und menschlichen Gesundheit damit Gutes.

Bei der noch verbleibenden Verpackung geht es schliesslich darum, Schadstoffe aus Materialien und Produkten fernzuhalten. Damit dies alles gelingt, ist der Austausch zwischen allen Beteiligten notwendig: lokale, halböffentliche und öffentliche Einrichtungen, Firmen, Vereine, staatliche Stellen und Konsumenten müssen alle an einem Strang ziehen.

Zudem müssen Konsumenten ein Verständnis für die Notwendigkeit der Müllvermeidung entwickeln bzw. weiterentwickeln. Auf der anderen Seite brauchen Firmen Unterstützung dabei, gezielt Abfallvermeidungsmassnahmen zu entwickeln, zu optimieren und zu nutzen.

Best Practice: 3 Beispiele mit Signalwirkung

Abfallvermeidungskonzepte in Firmen sind wichtig, auch im Sinne der Signalwirkung. Und auch Städte und Gemeinden sind dazu aufgerufen, langfristige Konzepte zu entwickeln, die zu weniger Abfall führen. Dabei wird zuerst der Status Quo festgestellt, um das aktuelle Abfallaufkommen zu identifizieren. Daran anknüpfend starten Überlegungen, wie sich das Aufkommen verringern oder vermeiden lässt.

Wichtig dabei: der wirtschaftliche Aspekt. Der Aufwand muss in einem vertretbaren Rahmen bleiben. Grosse Firmen sowie öffentliche Einrichtungen und Kommunen können mit ihren Abfallvermeidungskonzepten viel zur Lösung des Gesamtproblems beitragen, weil das Volumen, mit dem sie arbeiten, entsprechend gross ist. Ihr Vorgehen hat Signalwirkung und dient als Vorbild für andere:

3 vorbildliche Beispiele von Projekten, Initiativen und Firmen

Die folgenden 3 Beispiele aus Deutschland und Österreich sollen als “Blick über den Tellerrand” dienen und einen Bogen in die Schweiz schlagen, die als Spitzenreiterin des Recyclings gilt.

1 Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel gehört zu den Vorreitern in puncto Abfallvermeidung. Die Universität spart durch eine ganz einfache Massnahme jedes Jahr zehn Tonnen Kunststoffabfall ein. Dies gelingt, weil die Abfallbehälter nicht in allen Räumen mit Kunststofftüten ausgestattet werden. Durch diese Reduktion liefert die Hochschule einen wesentlichen Beitrag zur Müllvermeidung wie in der Broschüre «Wertschätzen statt Wegwerfen» zu lesen ist.

2 In einer behördlichen Vorschrift in Berlin wird festgelegt, dass die Berliner Verwaltung bei der Materialbeschaffung das Thema Abfallvermeidung grundsätzlich berücksichtigen muss. Mitarbeiter im öffentlichen Dienst dürfen zum Beispiel weder Getränke in Einwegverpackungen noch Einweggeschirr oder Besteck für öffentliche Kantinen oder für Mensen bestellen. Auch bei Grossveranstaltungen greift die Vorschrift. Die Masse des vermiedenen Mülls lässt sich nicht näher beziffern, doch die Auswirkungen dürften enorm sein.

3 Die Schinko GmbH aus Neumarkt in Österreich stellt Maschinen- und Geräteverkleidungen her. Die Firma stimmt Verpackung und Logistik konkret auf Kundenbedürfnisse ab, ohne den Blick auf die Umweltverträglichkeit zu verlieren. Industriedesigner konstruieren Verkleidungen mit dem Ziel, Material zu sparen. Zudem werden Transportgestelle mit Mehrfachnutzen entwickelt.

So hat die Firma beispielsweise eine Verkleidung für eine Drehmaschine in drei vormontierten Modulen geplant und geliefert. Dadurch war kein Verpackungsmaterial für Einzelteile nötig. Die Module werden auf einem speziellen Transportgestell angeliefert, welches darüber hinaus eine Aufgabe bei der Qualitätskontrolle erfüllt sowie für den Transport im LKW optimiert ist. Das Transportgestell verfügt über ausklappbare Rollen, sodass Kunden die Lieferung direkt vom LKW in Empfang nehmen und an den gewünschten Ort schieben konnten. Die Vermeidung von Verpackung durch systematische Planung des gesamten Auftrags ist ein nachhaltiger Ansatz mit Perspektive.

Es gibt noch viele weitere Positivbeispiele, auch von Firmen in der Schweiz. Wenn Unternehmen komplett klimaneutral arbeiten wollen, haben sie ausserdem die Möglichkeit, CO2-Überschüsse mit gezielten Gegenmassnahmen auszugleichen. Carbon Connect liefert mit ihrer «Hall of Fame» eine Auswahl klimaneutral arbeitender Betriebe.

Wie Konsumenten Abfallvermeidung praktizieren

War es früher gang und gäbe, Getränke in Einwegflaschen aus dem Supermarkt zu kaufen, den Coffee-to-go-Becher aus Plastik zu nutzen und jede noch so überflüssige E-Mail auszudrucken, hat sich die allgemeine Wahrnehmung in puncto Umweltfreundlichkeit gewandelt. Verbraucher werden immer umweltbewusster und stehen innovativen Ideen wie Milch als Verpackungsmaterial aufgeschlossen gegenüber. Die folgenden Massnahmen zur Abfallvermeidung ergreifen inzwischen immer mehr Menschen und tragen erheblich dazu bei, den Müllberg zu reduzieren.

  • Mehrwegflaschen statt Einwegflaschen ist ein unübersehbarer Trend. Mehrwegflaschen können bis zu 50-mal wieder befüllt werden und vermeiden sehr viel Plastikmüll.
  • Der Gedanke “Brotbox statt Alufolie” setzt sich in Schulen und Büros, in Beruf, Uni und Freizeit durch. Alufolie wird unter hohem Energieverbrauch aus dem Rohstoff Aluminium gewonnen. Statt Lebensmittel in den Energiefresser und Umweltverschmutzer Alufolie zu verpacken, landen immer mehr Zwischenmahlzeiten in wiederverwendbaren Edelstahl- oder BPA-freien Kunststoff-Brotdosen.
  • Die Vermeidung von Lebensmittelabfällen bedeutet eine hohe CO2-Einsparung. Verbraucher achten immer mehr darauf, gezielt einzukaufen und ihre Speisen ressourcenschonend zuzubereiten. Weggeworfene Lebensmittel belasten das Klima, unter anderem weil ihre CO2-aufwendige Produktion praktisch umsonst war. Besser ist es, überlegt einzukaufen oder Reste zu verschenken statt zu vernichten.
  • Einkaufen mit Einkaufskorb statt neuer Tüte hilft stark bei der Müllvermeidung. Konsumenten greifen immer mehr zu Stoffbeuteln oder Körben und vermeiden so Müll.
  • Viele Supermärkte bieten die Möglichkeit, Obst, Gemüse, Frischwurst und Käse sowie Fleisch unverpackt einzukaufen. Mithilfe von mitgebrachten Vorratsdosen oder Baumwollbeuteln können Lebensmittel komplett ohne Verpackung mitgenommen werden. Unverpackt-Läden in der Schweiz und weltweit sind angesagt. Hier ist jeder Kunde dazu angehalten, seine eigenen Behältnisse mitzubringen. Zu kaufen gibt es verschiedene trockene Produkte wie Nudeln und Hülsenfrüchte, Mehl, Gewürze, Tee und Kaffee. Aber auch Gemüse und Obst, Brot, Kosmetik, Reinigungsmittel und Öle stehen in den Regalen.
  • Der Trend zum Upcycling hat seinen Weg aus der Do-it-Yourself-Ecke herausgefunden. Statt Dinge wegzuschmeissen bemühen sich Konsumenten, Vorhandenes einer neuen Nutzung zuzuführen. Was sonst im Abfall landet, bekommt einen neuen Zweck. Das vermeidet Müll und die Herstellung von überflüssigen Produkten. Ein paar praktische Beispiele sollen zeigen, was sich im privaten Haushalt upcyclen lässt: eine Jeanshose wird zum Beispiel zur Tragetasche, eine Palette wird zur Sitzgelegenheit und leere Konservendosen eignen sich als Blumenvase.
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