Rohes Wasser: Sinn und Unsinn des Gesundheitstrends

«Rohes Wasser» ist ein neues Trendgetränk, das in den USA einen Hype bei gesundheitsbewussten Konsumenten ausgelöst hat. Doch das als «lebendiges Wasser» vermarktete Trendwässerchen ist nicht unbedingt gesund. Hier die Fakten zum flüssigen «Superfood».

Rohes Wasser: Sinn und Unsinn des neusten Gesundheitstrend
Foto: © MilosStankovic/E+

«Rohes Wasser» oder »lebendiges Wasser» hat seine Quelle des Ursprungs im Technikmekka Silicon-Valley und löste einen Boom in den USA aus. Bis zu satten 60 Dollar zahlen Kunden dort für 10 Liter rohes Wasser.

Roh oder lebendig wird das flüssige Superfood genannt, weil es ungefiltert zum Verbraucher kommt. Der Hype kam auf, nachdem die «New York Times» im vergangenen Dezember den Erfinder, Mukhande Singh, interviewte. Vor dem Bericht verlangte er noch 37 Dollar für eine 10-Liter-Flasche rohes Wasser.

Rohes Wasser für das perfekte Mikrobiom?

Die Marketing-Message ist simpel: Ungefiltert, nicht behandelt und deshalb gesund. Im Gegensatz zu Leitungswasser oder Mineralwasser wird rohes Wasser nicht gefiltert oder sonst einer Behandlung unterzogen. So wie Wasser aus der Natur kommt, sei es einfach am besten. Das rohe Wasser enthalte jede Menge Mineralien und wertvolle Aminosäuren sowie «gute Bakterien», ein Mix, der besonders gut für die Gesundheit sein soll, so versprechen sich die Kunden.

Rohes Wasser findet auch Fans unter den Fluorid-Gegnern. Denn im Gegensatz zur Schweiz und anderen Ländern wird in den USA Trinkwasser noch fluoridiert zur Förderung der Zahngesundheit.

Mukhande Singh, der Erfinder von rohem Wasser und Gründer der Firma Live Water sagt in der New York Times «Das lebendige Quellwasser ist der Schlüssel zur perfekten Balance des menschlichen Mikrobioms». Der Begriff Mikrobiom bezeichnet die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die den Menschen besiedeln.

Rohes Wasser: Sinn und Unsinn des neusten Gesundheitstrend

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Rohes Wasser für's ganze Land

Das rohe Wasser von Live Water wird in einer Quelle in Oregon abgezapft und tausende von Meilen gekühlt nach Süden und mittlerweile in das ganze Land gekarrt. Und, steht es ein paar Tage, dann wird es grün wie ein algendurchsetzter See. Aber das sei normal und gesund, so Singh.

Heute hat Live Water zahlreiche Nachahmer, die gutes Geld mit rohem Wasser verdienen.

Gesundheitsgefahren von rohem Wasser

Das Magazin Time warnt indes vor diesem Hype. Ungefiltertes, nicht untersuchtes Wasser aus irgendeiner vermeintlich gesunden Quelle zu zapfen, könne schwerwiegende Krankheiten wie Typhus, Cholera und Hepatitis A auslösen. Dagegen wird bei gefiltertem Wasser, also jenes für die Trinkwasserleitung oder die Mineralwasserflasche, so gefiltert, dass es keine gesundheitsschädlichen Bakterien oder andere Krankheitserreger enthält.

Lieber Leitungswasser als rohes Wasser

Schweizer Leitungswasser unterliegt – wie in Deutschland und in zahlreichen anderen europäischen Ländern – strengsten Kontrollen und ist so gut überprüft wie Mineralwasser.

In der Schweiz stammt das Leitungswasser zu 80 Prozent aus – überprüften – Quellen und aus dem Grundwasser. Der Rest wird aus den Schweizer Seen gewonnen. Und diese haben heute vielerorts durch eine strenge Gewässerschutzverordnung eine so gute Qualität, dass man es bedenkenlos direkt aus dem See trinken könnte.

Ganz nebenbei weist Leitungswasser eine wesentlich bessere Ökobilanz auf, als das in Flaschen abgefüllte und teils weitgereiste Mineralwasser.

Quellen: New York Times, Time, myswitzerland.com

Autor: Jürgen Rösemeier-Buhmann

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