Süssholz raspeln hilft bei Husten, Heiserkeit und Herpes

Wer Süssholz raspelt, so eine bekannte Redewendung, will anderen gefallen. Tatsächlich wird die Heilpflanze seit der Antike genutzt, den die Wurzel lindert zahlreiche Erkrankungen.

Süssholz Wurzeln
Heute kennt man Süssholz fast nur als Geschmacksgeber in Lakritze. Foto: alexander ruiz/ iStock / Getty Images Plus

Süssholz kennen heute viele nur noch als Zutat in der Lakritze. Dabei ist die Wurzel bereits seit der Antike für ihre heilend Wirkung bekannt. Höchste Zeit, der Heilpflanze wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Süssholz: Heilpflanze der Antike

Süssholz, ganz korrekt Echtes Süssholz (bot./lat. Glycyrrhiza glabra), wird von den Menschen seit sehr langer Zeit geschätzt. Laut Heilpflanzen-Lexikon wurde die in Asien und im Mittelmeerraum wachsende Staude bereits von den Ägyptern, Griechen und Chinesen weit vor der modernen Zeitrechnung verwendet. Die mehrjährige, krautige Pflanze wurde auch von den Römern kultiviert. Für alle Kulturen war die Pflanze nicht nur Genussmittel, sondern auch eine vielseitig einsetzbare Heilpflanze.

So wird von einem Schüler des Philosophen Aristoteles berichtet, dass er bereits um die Zeit von 350 vor Christus das aus den Wurzeln gewonnene Extrakt als Durstlöscher und gleichzeitig als Hustenmittel schätzte. Und er lag richtig, denn diese und andere Beschwerden lindert der einst als eingedickter Saft verwendete Süssholzauszug wirklich. Selbst in der chinesischen Kultur ist das Gewächs fest verankert. Gemäss der chinesischen Saftlehre würde sie ausgleichend auf den Körper wirken.

Lakritze als typische Süssigkeit gibt es erst seit Mitte des 18. Jahrhunderts. Was vorher pur genossen wurde, kam jetzt mit Zusatzstoffen wie Zucker vermischt über die Ladentheke eines Londoner Apothekers. Verantwortlich für den typischen Geschmack ist der Inhaltsstoff Glycyrrhizin. Dies ist einer von insgesamt 400 bekannten Inhaltsstoffen.

Funfact: Die Römer sollen die getrockneten Wurzeln als Zahnbürste verwendet haben. Denn wenn man Stücke hiervon kaut, dann würden diese sich mit zahnreinigendem Effekt ausfasern.

Wie wird Süssholz verwendet?

Die mehrjährige Pflanze muss mindestens drei Jahre wachsen, ehe man die begehrten Pflanzenteile ernten kann. Denn nur die Wurzeln, die vielfach süsser als üblicher Zucker schmecken, sind es, die für den Genuss und die medizinische Anwendung genutzt werden. Entweder wird daraus ein Extrakt gewonnen oder sie wird getrocknet, um etwa aus ein, zwei Zentimeter grossen Teilstücken der ganzen Wurzel einen Tee aufzugiessen. Das Extrakt wird auch gerne getrocknet und zu Pulver verarbeitet.

Für die Verarbeitung muss man übrigens nicht das komplette Gewächs ernten. Es genügt, wenn die waagerecht wachsenden Wurzeln abgeschnitten werden. Lediglich die zentrale Pfahlwurzel muss für das Weiterleben unverletzt bleiben.

Das deutsche Wort Lakritze geht auf den ersten Wortteil von glycyrrhiza glabra zurück, das sich mit der Zeit volksetymologisch zu liquiritia wandelte. Tatsächlich ist die heute noch übliche Bezeichnung im dem Lateinischen ein Lehnwort des griechischen glykyrrhiza. Dieses wiederum setzt sich aus den Worten ‚glyks‘ (= süss) und 'rhiza' (= Wurzel) zusammen.

Die Wirkung von Süssholz in der Medizin

Die heilende Wirkung des Süssholz hilft unter anderem bei Erkrankungen der oberen Atemwege. Genauer soll Süssholz Erkältungen und Husten mildern sowie Schleim lösen. 

Die Wirkstoffe im Süssholz können zudem Geschwüre und Gastritis entgegenwirken. Die krampflösende und entzündungshemmende Wirkung ist klinisch belegt. Weiterhin kannst du damit Hautunreinheiten (äusserlich angewendet), Altersflecken, Hepatitis sowie Herpes bekämpfen.

Wer allerdings zu viel von der Wurzel oder dem Extrakt zu sich nimmt, kann Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen bekommen. Übermässiger Konsum soll zudem Muskelschwund auslösen. Menschen, die an Diabetes, Nierenproblemen oder erhöhtem Blutdruck leiden sollten auf den Konsum von Süssholzprodukten verzichten oder es zumindest vorher medizinisch klären lassen. Schwangeren wird ebenfalls vom Verzehr abgeraten, da die Inhaltsstoffe die embryonale Entwicklung stören könnten.

Die antibakteriellen und entzündungshemmenden Effekte basieren übrigens auf mehr als 40 enthaltene Wirkstoffe.

Wo Süssholz überall enthalten ist

Nicht nur Lakritzstangen, -Schnecken oder -Brezeln werden mit Süssholz-Extrakt hergestellt. Denn auch in vielen Teemischungen, gerade in Erkältungs- oder Magentees, ist die Wurzel zu finden. Daneben findet das Wurzelextrakt Verwendung in Lutschpastillen, Tropfen oder Kräuterbonbons, die in der Apotheke erhältlich sind. Auch manche Kosmetikprodukte-Hersteller nutzen den für die Haut vorteilhaften Inhaltsstoff. Experimentierfreudige geben das Pulver gerne in Wildsaucen, an Risotto oder Desserts.

Ganz andere Produkte mit Süssholz finden sich insbesondere in Skandinavien. So verarbeiten die Schweden Lakritzestückchen in einem Zitroneneis, die Finnen mögen Süssholz eher als Geschmacksgeber für ein wodkaähnliches Getränk. Die Hersteller von Pastis nutzen es und die Engländer färben damit auch mal ihr dunkles Stoutbeer. Schliesslich wird aus dem Pulver in der arabischen Welt ein Aufguss zubereitet, der, wie bereits bei den alten Griechen, als Erfrischungsgetränk dient.

Süssholz im eigenen Garten

Der Hobbygärtner kann die mehrjährige Süssholzstaude übrigens auch im eigenen Garten anbauen. Süssholz macht sich besonders gut in Kombination mit heimischen Wildblumen. Die Heilpflanze blüht von Juni bis September und hat weisse bis violette Blüten. Nur: Sie ist schwer im Handel zu finden und per Aussaat wohl eher schwer zu vermehren. Aufgrund seiner Pfahlwurzel ist es nicht ratsam, das Pflänzchen in Töpfen zu ziehen.

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