So viel leisten Bio-Waschmittel wirklich

Wäsche waschen belastet die Umwelt. Bio-Waschmittel klingt da erstmal nach einer tollen Alternative. Nur, sind sie genau so gut wie herkömmliche Waschmittel und lohnt sich der Mehrpreis?

Bio-Waschmittel: Die Alternative
Bio-Waschmittel belasten die Umwelt mit deutlich weniger Schadstoffen. Foto: ©  iStockphoto /Thinkstock


Eines vorweg: Das umweltfreundliche Waschmittel im Wortsinne gibt es nicht. Darauf weist das deutsche Bundesumweltamt hin, das auch am Vergabeverfahren des Bio-Siegels «Blauer Engel» beteiligt ist. Nach den Worten der Experten kann jedes Waschmittel Stoffe enthalten, die biologisch nicht leicht oder nicht vollständig abbaubar sind, Gewässerorganismen schädigen oder sich in der Umwelt oder den Organismen anreichern. Diese Stoffe können über das Abwasser bis in die Gewässer gelangen. Es gibt jedoch Möglichkeiten, die Umwelt durch das eigene Waschverhalten weniger zu belasten.

Inhaltsstoffe von Bio-Waschmitteln reduzieren Umweltbelastung

In der Schweiz greifen inzwischen schon viele Konsumenten zu Bio-Waschmitteln. Doch woran erkennt man, ob die Bezeichnung hält, was sie verspricht? «Wichtig ist die biologische Abbaubarkeit», sagte Ernst Pletscher, Prüfleiter für biologischen Abbau bei der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt (Empa) gegenüber dem Magazin BeobachterNatur (Ausgabe 9/2009), «Produkte, die innerhalb von 14 Tagen zu mindestens 95 Prozent biologisch abbaubar sind, erfüllen bereits hohe Anforderungen.» Die Waschmittel sollten zudem frei von Chlor, Phosphaten und Gentechnik und aus nachwachsenden Rohstoffen (z.B. Zucker, Kokos- und Palmöl) hergestellt worden sein.

Laut Herstellerangaben bauen sich zum Beispiel Held eco Waschmittel «vollständig ab und hinterlassen keine bedenklichen Rückstände». Für das in der Schweiz produzierte Oecoplan Flüssig-Waschmittel 20WG 1.5l indes sind die Angaben vage: «Gut biologisch abbaubar, Gewässerschonend, beste Leistung bei minimaler Umweltbelastung.» Auch wenn zwar hierzu kein konkreter Testbericht vorliegt, könnte man aus den Angaben schliessen, dass sich der Mehrpreis der Bio-Herstellermarken in höherer Umweltverträglichkeit auszahlt.

Auch die Bio-Produkte des belgischen Unternehmens Ecover sind in der Schweiz erhältlich. Das Flüssig-Waschmittel Konzentrat 750 ml kostet im Schweizer Online-Shop derzeit 16,50 Franken. Laut Hersteller sind die pflanzlich-mineralischen Inhaltsstoffe schnell und vollständig biologisch abbaubar. Es fallen 60 Prozent weniger Verpackung und 75 Prozent weniger LKW-Transporte an. Das Wasserleben werde durch das Produkt «nur minimal» beeinträchtigt.

Bio-Waschmittel: Transportwege machen einen grossen Unterschied

Wer umweltfreundlich waschen möchte, sollte auch auf die Transportewege der Bio-Waschmittel achten. Dabei liegen dem Bericht von BeobachterNatur zufolge die Grossverteiler vorn. So wurden zum Zeitpunkt der Veröffentlichung rund 90 Prozent der Migros-Putzmittel im Inland hergestellt, darunter auch die Bio-Produktlinie «Migros Plus».

Coop lasse die meisten Reinigungsmittel seiner Eigenmarke «Oecoplan» von dem Unternehmen CWK aus Winterthur herstellen. Das derzeit erhältliche Kompaktwaschmittel stammt allerdings aus Dänemark. Es kostet im Coop-Online-Shop aktuell 12,90 Schweizer Franken (1, 875 Kilo). Den gleichen Preis zahlt man dort auch für das Buntwaschmittel «Sensitive» und das Colorwaschmittel der Firma Held eco, allerdings bei einer Packungsgrösse von 975 Gramm. Unterm Strich kostet das Markenprodukt des Bio-Unternehmens also doppelt soviel.

Umweltverträglich waschen trotz Bio-Waschmittel

Trotz Bio-Waschmittel braucht es ein Bewusstsein für umweltfreundliches Waschen. Foto: © Monkey Business / Thinkstock

Um zu prüfen, ob das Waschergebnis stimmt, hatten fünf Konsumentinnen für BeobachterNatur eine Woche lang Bio-Waschmittel sowie ein Oliven- und ein Rapsölseife-Feinwaschmittel getestet. Insgesamt waren sie zufrieden. Abstriche gab es allein bei stark verschmutzter Wäsche. Es liegt wohl daran, dass die Bio-Produkte ohne Bleichmittel und Enzyme gegen hartnäckige Flecken auskommen müssen. Dafür fand sich jedoch schnell eine Lösung: Bei arg schmutziger Wäsche zusätzlich ein Fleckenmittel in das Dosierfach der Waschmaschine geben. «Das Baukastensystem ist ökologisch sinnvoll», so das Fazit, «Fleckenentferner werden nur dann eingesetzt, wenn sie tatsächlich benötigt werden.»

Bio-Waschmittel: Auf Zertifizierungen achten

Held eco lässt einen grossen Teil seiner Wasch- und Reinigungsmittel in den ökologischen Fabriken der Ecover-Gruppe produzieren. Nach Angaben der Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch werden bei Held allerdings keine Bio-zertifizierten Inhaltsstoffe verwendet. Der Hersteller betont, Inhaltsstoffe auf pflanzlicher Basis und Mineralien zu verwenden, die aus nachhaltigen Quellen stammen und auf unnötige petrochemische Zusätze zu verzichten. Das Unternehmen Ecover hält sich an ein nach ISO-Norm 14001 zertifizierten Umweltmanagementsystem. Die Einhaltung dieses Standards wird jährlich von einer externen Prüfungsgesellschaft überprüft.

Auch mit Bio-Waschmitteln: Umweltverträglich handeln

Ein Freibrief für hemmungsloses Waschen sind indes auch Bio-Waschmittel nicht. Wer die Trommel etwa nur halb befüllt, verschleudert Energie und Geld. Durch gezielte Dosierung und den Verzicht auf unnötige Waschmittel-Produkte wie Weichspüler kann jeder Konsument dazu beitragen, die Umwelt zu schonen.

Hier gibt es die Broschüre «Umweltbewusst waschen - Die Umwelt weniger belasten» des Bundesumweltamts zum Download.

 

Quellen: Bundesumweltamt, BeobachterNatur, Oecoplan, Held eco, Ecover, Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch.

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