Sandra Helfenstein: «Wir denken, dass vielen Menschen vor allem Informationen fehlen»

Am 25. September stimmen Schweizerinnen und Schweizer über die Zukunft der Tierhaltung ab. Eine hitzige Diskussion darüber, wie Nutztiere hierzulande gehalten werden sollen, ist längst entbrannt. Wie steht es aktuell um das Tierwohl? Genügen die bereits geltenden Bestimmungen oder müssen schärfere Gesetze her? Der Schweizer Bauernverband (SBV) hält die Initiative für übertrieben. Sandra Helfenstein vom SBV hat unsere Fragen ans Nein-Lager der Massentierhaltungsinitative beantwortet.

Wie geht es in der Schweiz weiter mit der Tierhaltung
Wie geht es in der Schweiz weiter mit der Tierhaltung © Matthias Zomer / Pexels

Die Argumente der Gegner sind zahlreich: Mit der Annahme der Massentierhaltungsinitiative würden die Preise für Schweizer Fleisch massiv steigen. Ausserdem würde mehr Fleisch aus dem Ausland importiert werden. Wir haben mit Sandra Helfenstein vom Schweizer Bauernverband gesprochen.

Frau Helfenstein, Ihr Hauptargument ist, dass die Standards der Tierhaltung in der Schweiz bereits ausreichen. Was sagen Sie dazu, dass in manchen Schweizer Mastbetrieben der Platz eines DIN A4 Blattes für ein Huhn ausreicht?

Bei dieser Behauptung rechnet man einfach die Stallfläche um. Die Ställe haben aber mehrere Ebenen. Und alle Geflügelarten haben einen Aussenklimabereich. 84 Prozent der Legehennen haben sogar eine Weide zur Verfügung. Am besten sieht man den Unsinn dieser Umrechnung, wenn man einen Blick in einen Stall wirft.

Im Gespräch: Sandra Helfenstein

Sandra Helfenstein
Sandra Helfenstein © zVg

Sandra Helfenstein arbeitet beim Schweizer Bauernverband als Co-Leiterin Kommunikation & Mediensprecherin. Sie hat Agronomie an der ETH Zürich studiert.

Sie sagen, dass der Import tierischer Produkte zunehmen würde. Würde nicht die Importklausel dies verhindern?

Einerseits ginge mit der Initiative die inländische Produktion zurück. Eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz zeigt auf, dass der Selbstversorgungsgrad bei den Eiern von aktuell 56 auf 20 Prozent und beim Schweinefleisch von 92 auf 50 Prozent sinken würde. Beim Poulet wäre er noch 10 Prozent.

Der Konsum ändert sich aber nicht per se mit dieser Initiative. Die fehlende Inlandproduktion müssten wir also mit zusätzlichen Importen abdecken. Wir gehen aber sowieso davon aus, dass die Initiative nur im Inland umgesetzt würde. Weil wir sonst unsere Handelsabkommen verletzten würden. Dann kämpfen die einheimischen Bauerfamilien dann auf ganz verlorenem Posten. Mit den viel günstigeren Importen hätten sie keine Chance mehr.

Im Interview mit Philipp Ryf vom Initiativkommitee liest du die Argumente der Befürworter.

Wen möchten Sie mit Ihrer Kampagne «Nein zur Massentierhaltungsinitiative» ansprechen?

Wir möchten alle Stimmbürgerinnen und -bürger ansprechen. Wir denken, dass vielen Menschen vor allem Informationen fehlen. Zum Beispiel, dass es das von den Initianten geforderte Angebot schon gibt. Jeder, der entsprechend einkaufen möchte, kann das schon tun.

Die Argumente der Gegnerinnen und Gegner

Das Abstimmungskomitee gegen die Massentierhaltungsinitiative sowie eine bürgerliche Mehrheit (SVP, FDP und Mitte) findet, die hierzulande geltenden Bestimmungen fürs Tierwohl seien bereits ausreichend. Eine Annahme würde einerseits die Preise für Schweizer Fleisch in die Höhe schiessen lassen und andererseits Importe steigen lassen.

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