Klimastreik Schweiz: Jetzt gibt's für die Schüler ein Unentschuldigt
Auch diesen Freitag demonstrieren in vielen Schweizer Städten Schüler und Jugendliche für einen besseren Klimaschutz. Doch nun haben die Schulen in mehreren Kantonen darauf reagiert.

Auch diesen Freitag streiken in vielen Schweizer Städten Schüler und Jugendliche für das Klima. Aus den ersten Streiks im Dezember ist inzwischen eine nationale Bewegung geworden, die jeweils am Freitag für einen besseren Klimaschutz demonstriert. Doch nun hat das «Klimastreiken» für einige von ihnen Konsequenzen.
Kantischüler in St. Gallen erhalten künftig eine unentschuldigte Absenz, wenn sie am Freitag fürs Klima streiken. Das haben die Schulbehörden des Kantons diese Woche entschieden, wie das «Tagblatt» berichtet hat.
Der Kanton St. Gallen ist kein Einzelfall. Auch in den Kantonen Zürich und Basel-Stadt erhalten die Gymnasiasten künftig eine unentschuldigte Absenz, wenn sie am Klimastreik teilnehmen.
Aus St. Gallen heisst es: man habe Verständnis für die Sorge junger Menschen um ihre Zukunft. Eine wiederholte Teilnahme an den Streiks während des Unterrichts zu Lasten der Ausbildung und des Schulbetriebs gehe jedoch zu weit.
Das Klimakollektiv – ein Zusammenschluss der Klimastreik-Bewegung in den Kantonen St. Gallen, Thurgau und Appenzell Ausserrhoden – ist enttäuscht vom Entscheid. «Die Behauptung, der Bildungsauftrag sei durch den Klimastreik gefährdet, ist lächerlich», sagt das Kollektiv gegenüber dem «Tagblatt». Vielmehr sei die freie Meinungsbildung Teil des Bildungsauftrags. Wie Absenzen für Sport- und Kulturanlässe müssten auch «politische Aktionen zu Gunsten des Klimas toleriert werden». Während Lehrkräfte für den Kantonsrat per Gesetz freigestellt werden, würden Schüler, die sich um die Zukunft des Planeten sorgten, «zu Schulschwänzern gestempelt».
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Pragmatische Argumente aus Basel
Auch in Basel gibt's eine unbegründete Absenz für Kanti-Schüler, wenn sie wegen des Klimastreiks im Unterricht fehlen. Gegenüber der «BaslerZeitung» sagt Erziehungsdirektor Conradin Cramer «Wir haben grosse Sympathien für das Anliegen und behandeln schon jetzt den Klimaschutz auf sämtlichen Schulstufen.» Gleichzeitig werde man die Absenzenverordnung nicht anpassen. «Wer während der Unterrichtszeit für seine Anliegen demonstriert, muss eine unbegründete Absenz in Kauf nehmen», sagt Cramer.
Die Schule würde da alle gleich behandeln. Pragmatisch sagt Cramer: «Wenn wir von dieser Linie abweichen, kommen das nächste Mal Gruppierungen auf uns zu, die uns nicht so sympathisch sind und fordern die gleiche Behandlung und das geht nicht.»
Ausserdem definiere sich ein Streik immer über Widerstand, sagt Cramer. Deshalb ist er der Meinung, dass es gar nicht im Interesse der Wirkung des «Streiks» wäre, wenn die Schule diesen offiziell genehmigen würde.
«Klimastreik Schweiz» will gemeinsame Lösung finden
Für die Organisatoren der Bewegung «Klimastreik Schweiz» ist klar, dass die Bestrafung mit unentschuldigten Absenzen keine Lösung sein kann. Zumal die Streiks weiterhin stattfinden werden. Sie wollen auf die Schulen zugehen, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Gegenüber «Nachhaltigleben.ch» betont Jonas Stadler, Mitglied der Kerngruppe «Klimastreik Schweiz»: «Bildung ist wichtig und wir wollen sie nicht torpedieren», und fügt an, «wir wollen uns darauf einigen, einmal pro Monat, jeweils am letzten Freitag, zu streiken, die Frage ist, ob die Schulen das tolerieren».
Hier geht's zum Dossier «Klimastreik Schweiz»
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17.01.2018