Drei Viertel der Schweizer wollen Massentierhaltung abschaffen
Die Massentierhaltungs-Initiative stösst beim Volk auf viel Sympathie. Drei Viertel der Schweizer sagen Ja zur Abschaffung der Massentierhaltung.

Noch bis Ende Jahr sammeln Unterstützer Unterschriften für die Initiative gegen Massentierhaltung. Doch die Bauern «zittern schon jetzt vor ihr», wie etwa der «Blick» schreibt. Der Grund: Drei Viertel der Schweizer Bevölkerung wollen die Massentierhaltung hierzulande abschaffen. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage des Forschungsinstituts «gfs-zürich».
Die Umfrage wurde von der Tierrechtsorganisation «Tiere im Fokus» (TIF) in Auftrag gegeben. 76 Prozent der Bevölkerung sagt Ja oder eher Ja zur Abschaffung der Massentierhaltung. Mit 82 Prozent ist die Ablehnung der Massentierhaltung bei den Frauen besonders hoch, bei den Männern liegt sie immerhin bei 70 Prozent. «Die hohe Zustimmung erleben wir auch auf der Strasse beim Sammeln der Unterschriften», sagt TIF-Präsident Tobias Sennhauser.
Junge kümmert Massentierhaltung wenig
Eher überrascht zeigt sich Sennhauser von den Jungen. Sie wollen die Massentierhaltung weniger deutlich abschaffen. Nur 29 Prozent der unter 39-Jährigen sagen klar Ja zur Abschaffung der Massentierhaltung, dafür aber 46 Prozent der über 65-Jährigen. «Ich hätte bei den Jungen mehr Mitgefühl für Tiere in Massentierhaltung erwartet.» Ihnen fehle offenbar der Bezug zur Landwirtschaft. «Ältere Generationen wurden im Widerstand gegen Käfighaltung von Legehennen oder enthornte Rinder sensibilisiert», vermutet Sennhauser, «den Jungen hingegen fehlt diese Erfahrung.»
Diese Einschätzung scheinen die Zahlen zu bestätigen: 46 Prozent der unter 40-Jährigen fühlen sich «schlecht» oder «sehr schlecht», wenn sie an die Tiere in der Massentierhaltung denken, weitere 45 Prozent «weder gut noch schlecht». Ganz anders bei den über 65-Jährigen: 73 Prozent fühlen sich beim Gedanken an Massentierhaltung «schlecht» oder «sehr schlecht», nur 16 Prozent «weder gut noch schlecht».
Die Umfrage wurde im Oktober 2018 durchgeführt. Befragt wurden insgesamt 1.006 Personen aus der Deutsch- und Westschweiz.
Lanciert wurde die Initiative gegen Massentierhaltung vom Verein Sentience Politics. Seit dem Sommer habe der Verein einen Viertel der nötigen Unterschriften gesammelt, sagt Sentience-Geschäftsleiterin Meret Schneider gegenüber «Blick». «Die Reaktionen der Menschen auf der Strasse sind sehr positiv. Sie unterschreiben gerne.» Man sei deshalb optimistisch, dass die Initiative zustande kommt.
Bevölkerung konsumiert widersprüchlich
Auffallend sei der Widerspruch zwischen der klaren Ablehnung der Massentierhaltung und dem Konsumverhalten der Bevölkerung. Die meisten Leute würden regelmässig Produkte aus Massentierhaltung kaufen, deren Herkunft sie eigentlich ablehnen. Für Sennhauser ist klar: «Wir werden von der Tierindustrie systematisch getäuscht.» Die Werbung verschleiere die industrielle Realität und führe die Bevölkerung gezielt in die Irre.
Mehr Infos zur Massentierhaltungsinitiative
Dezember, 2018