Warum die Banken-Kritik auch mit Nachhaltigkeit zu tun hat
Die wichtigsten Schauplätze der internationalen Finanzwelt werden derzeit besetzt, Bilder von campierenden Aktivisten kursieren ununterbrochen in den Medien. Warum die «Occupy»-Bewegung und die laute Kritik an der Finanzwelt auch mit Nachhaltigkeit zu tun hat, lesen Sie hier.

«Die beiden Themen sind enger verknüpft als man denkt», schreibt die Nachhaltigkeits-verantwortliche des Schweizer Preisvergleichsdienstes comparis.ch, Christina Marchand, in ihrem Blog «Christina für Nachhaltigkeit». «Unser finanzielles System beeinflusst die Anreize, die unsere gesellschaftliche Entwicklung bestimmen», fährt Marchand fort. Tatsächlich hat unser Wohlstand und der kontinuierliche Ausbau von ehemaligen Entwicklungsstaaten zu Schwellenländern viel mit dem heutigen Finanzsystem zu tun. Die Kaufmentalität hat sich mit dem Aufkommen neuer Finanzinstrumente geändert – um Geschäfte zu absolvieren braucht es heute viel weniger reales Geld als einst.
In unserer Gesellschaft heisst es also: Kaufen, kaufen, kaufen. Wird Geld gedankenfrei und hemmungslos ausgegeben, gehen auch mal ganze Länder bankrott, wie uns das aktuelle Europabild zeigt. Um den Staaten aus der Verschuldung rauszuhelfen, wird potentielles Geld ausgegeben, damit man zum bewährten Konsumverhalten zurückkehren darf. Ist das ein Teufelskreis? Wer denkt in unserer vom Finanzsystem diktierten Wegwerfgesellschaft noch an Nachhaltigkeit und an die langfristig sinnvolle Nutzung von Ressourcen?
Um diese Ausbeutung von Ressourcen zu stoppen, müssten die Gesellschaft und mit ihr die Finanzwelt einen nachhaltigeren Weg einschlagen. Die «Occupy»-Bewegung lockt Unzufriedene und Frustrierte aller ideologischen Anschauungen an: Christliche Fundamentalisten stehen mit Linken und Alternativen auf der Strasse und kämpfen für ihre Rechte. Zwar ist es möglich, dass der Zusammenschluss vieler verschiedenen Menschen zu keiner konkreten Lösung führt. Dennoch zeigt der kollektive Protestakt, dass das Streben nach einer nachhaltigeren, gerechteren Wirtschaft eine gemeinsame Sache ist.
Christina Marchand vom Blog «Christina für Nachhaltigkeit» befürwortet deswegen auch in ihrem Blog die aktuelle «Occupy»-Bewegung tatkräftig. Es lohne sich für sie durchaus, für die Demokratie und gegen den von den Entscheidungsträgern der Finanz ausgeübten Machtmissbrauch zu protestieren – für ein nachhaltigeres globales System. «Oft denke ich, ein kompletter Zusammenbruch der Wirtschaft wäre hilfreich. Er würde uns Gelegenheit geben, innezuhalten und das System und unser Konsumverhalten zu überdenken.»
Text: Sabrina Stallone