Warum Lamas Schweizer Schafe schützen

Immer wieder kommt es vor, dass Schafzüchter während der Alpsaison Schafe verlieren. Sie werden meist von Wölfen gerissen. Ideal und lange erprobt ist da der Einsatz von mutigen Herdenschutzhunden. Vergleichsweise neu in der Schweiz ist der Schutz durch Lamas. Warum die frechen Vierbeiner ideale Beschützer und eine gute Alternative zu Hunden sind.

Schweizer Herdenschutz: Lamas kommen auf die Alp
Lamas sollen Schafe vor Wölfen und anderen Feinden schützen. Kürzlich wurde eine Studie durchgeführt, die den Schutz durch Lamas noch verbessern soll. Foto: Levranii, iStock, Thinkstock

Herdenschutzhunde haben eine Jahrhunderte lange Tradition als Begleiter des Schäfers und seiner Herde. Von klein auf mit den wolligen Gesellen aufgewachsen, sind Herdenschutzhunde auf natürliche Weise der Beschützer vor hungrigen Wölfen, Luchsen, Bären oder wildernden Hunden. Sie ersparen damit dem Menschen letztlich auch viel Arbeit, denn die permanente Bewachung durch den Schäfer ist somit nicht nötig. Das Problem: Herdenschutzhunde wollen ihre Herde auch gegen Alpinisten und Biker verteidigen.

Auch kam es bereits vor, dass die Herdenschutzhunde bis an Alpgebäude herangingen, die Schafe im Zweifelsfall folgten und sich dann beispielsweise auf einer Kuhweide wiederfanden. Eine Alternative, die sich in Südamerika oder den USA bewährt hat: Lamas, die es noch dazu weniger auf sporttreibende Schweizer und Touristen abgesehen haben.

Warum Lamas so ideal für den Herdenschutz sind

Grundsätzlich gilt, dass auch ein Herdenschutzhund kein hundertprozentiger Schutz gegen Wölfe ist. Doch durch sein ständiges Markieren und das abschreckende Bellen, wenn er sich den Fressfeinden der Schafe entgegenstellt, bewirkt viel. Zwar bellen und beissen Lamas weniger, dafür haben sie aber eine natürliche Neugier. Kommt ein Fremder, in dem Fall ein Wolf, dann bleiben sie stehen und schauen neugierig. Ein Instinkt, der die Wölfe zu irritieren scheint. Es soll sogar Fälle gegeben haben, bei denen mehrere Lamas einen Wolf mit ihren behuften Vorderbeinen tot getreten haben. Ob ein Lama im Notfall auch mit seinen berüchtigten Spuckattacken in die Flucht schlägt, ist nicht dokumentiert.

Nicht zuletzt spricht die Tatsache, dass die Lamas 20 Jahre alt werden und nahezu ihr ganzes Leben eine Schutzfunktion übernehmen können, für die Wahl der Lamas als Herdenschützer.

Neue Erkenntnisse: Ein Lama kann nur kleine Herden richtig schützen

Schweizer Herdenschutz: Lamas kommen auf die Alp

Herdenschutzhunde werden bereits vielerorts in der Schweiz eingesetzt. Mit Erfolg, doch leider auch ein paar negativen Effekten. © Foto: AGRIDEA

Leider kam es trotz Schutzlamas zum Vorfall, dass Schafe gerissen wurden. Man fand heraus, dass die Herde aus Schafen von mehreren Schäfern letztlich zu gross war, das Gelände zu unübersichtlich und dadurch kein ausreichender Schutz möglich war. Die Bachelorarbeit einer Studentin an der ETH Zürich gab nun mehr Aufschluss über den Schutz der Schafe mit Lamas in der Schweiz.

So sollten beispielsweise die Herden eher klein sein, die Lamas frühzeitig und schon im Winter an die Schafe gewöhnt werden. Auch sei es sinnvoll, die Weidefläche so klein und übersichtlich wie möglich zu wählen, idealerweise sei sie eingezäunt. Zudem müsse der Schäfer im Umgang mit den auch mal zickigen Lamas fachlich geschult werden. Dies waren ein paar der wissenschaflichen Resümées, die nun in neuen Pilotprojekten auf ihre Praxistauglichkeit getestet werden sollen.

In den USA jedenfalls gab es bereits 1993 eine Umfrage unter Schaf- und Ziegenzüchtern, die dort schon länger Erfahrungen mit Lamas im Herdenschutz machten. Immerhin waren damals 88 Prozent zufrieden beim Schutz vor wilden Hunden oder Koyoten.

Übrigens: Auch Esel können zum Herdenschutz eingesetzt werden. Vielleicht liegt es an der sprichwörtlichen Dickköpfigkeit der Tiere aus der Familie der Pferde, dass auch der Esel vor einem Wolf nicht davon läuft.

Ein Bericht des SRF über ein Projekt mit Lamas in Sachen Herdenschutz im Entlebuch:

Quellen: www.chwolf.org, Tagesanzeiger, protection des troupeaux/AGRIDEA, Snake River LLamas, Text: Jürgen Rösemeier-Buhmann

 

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