Zigaretten verschmutzen unsere Meere mehr als Plastik

Längst ist der Plastikabfall im Meer zum grossen Umweltthema geworden. Vergessen gehen dabei die Millionen Zigarettenstummel, die jedes Jahr im Meer landen. Forscher halten sie wegen ihrer Giftstoffe für schädlicher als Plastik.

Meeresverschmutzung: Zigaretten sind schlimmer als Plastik
Foto: © lienkie / iStock / Getty Images Plus

Plastiksäckli, PET-Flaschen oder Plastikröhrli, die im Meer treiben: Plastik steht als Umweltproblem längst im Fokus der Aufmerksamkeit. Doch Experten halten Zigarettenkippen für das schlimmere Übel.

3,7 Billionen Zigistummel

Laut dem «Cigarette Butt Pollution Project», ein Projekt, das sich gegen Zigarettenabfall einsetzt, werden zwei Drittel der jährlich hergestellten Zigaretten nicht korrekt entsorgt. Das heisst, ungefähr 3,7 Billionen Zigarettenstummel landen auf dem Boden, im Abwasser und im Meer.

Gemäss UN-Umweltprogramm machen Zigaretten den grössten Anteil des Abfalls an Stränden und Küsten der Welt aus. Es werden jährlich doppelt so viele Stummel wie Plastiktaschen gefunden.  

Gifte im Wasser

Das Hauptproblem ist, dass Zigarettenfilter sich im Wasser nicht zersetzen. «Die toxischen Zigarettenkippen müssten als Sondermüll behandelt werden», sagt Martina Pötschke-Langer vom deutschen Krebsforschungszentrum in einem Gespräch mit dem Greenpeace Magazin.

Zigarettenfilter enthalten schädliche Stoffe wie Nikotin, Arsen und Schwermetalle. Diese giftigen Chemikalien gelangen in unsere Umwelt und sammeln sich an. Die Forschung hat gezeigt, dass schädliche Chemikalien, die aus weggeworfenen Stummeln gewaschen werden, akut toxisch für Wasserorganismen sein können, heisst es in einem Bericht der WHO (World Health Organization).

Aber das ist nicht alles: Meereslebewesen nehmen die Giftstoffe auf. Wer also Meeresfrüchte oder Fisch isst, könnte letztlich auch die toxischen Stoffe auf seinem Teller haben, heisst es.

Müll im Eis

Abfälle gelangen über die Strömungen im Meer auch zur Arktis, wo sie einfrieren.

Forscher des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven fanden heraus, dass eine grosse Menge an Mikroplastik und Kunststoff-Partikeln im Eis vorhanden ist, berichtete SRF. Die Forscher haben aber auch den schwer abbaubaren Stoff Celluloseacetat gefunden, der in Zigarettenfiltern vorkommt.

Wie Mikroplastik das Klima zusätzlich aufheizt, lesen Sie hier.

Das Eis friert die verschiedenen Partikel zwar vorübergehen ein und «entzieht sie temporär dem System», sagt Meeresbiologin Ilke Peeken gegenüber SRF. Doch sobald das Eis schmilzt, vor allem durch die voranschreitende Klimaerwärmung, werden sämtliche Schadstoffe wieder freigesetzt. 

Autorin: Michelle Kägi, September 2018

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