Faires Gold: Glamour mit gutem Gewissen
1.6 Millionen Kilogramm Gold werden alleine in einem halben Jahr in die Schweiz importiert. Es geht in die Industrie und die Goldschmuckherstellung. Doch stammt es meist aus Minen, in denen hochgiftige Chemikalien die Umwelt verschmutzen oder Kinderarbeit ganz normal ist. Die Alternative: Faires Gold.

Die Schweiz ist einer der grössten Umschlagplätze von Gold weltweit. Zwar ging der Goldpreis im letzten Jahr vorläufig in den Keller, dennoch lässt sich hieran ein grosses Vermögen verdienen. Denn das Edelmetall ist ein beständiger Wert und wird wohl nie aus der Mode kommen. Ausserdem benötigt die Industrie es für allerlei Elektrogeräte. Heute ist das schon mehr, als die Schmuckindustrie verwendet.
Doch Gold wird oft unter fürchterlichen Bedingungen gefördert und verarbeitet. Eine nachhaltige Alternativen ist der Kauf von Produkten aus fairem Gold, dessen Herkunft eindeutig belegt werden kann. Die zweite, wesentlich häufigere Methode, die auch aufgrund des hohen Wertes von Gold attraktiv ist: Gold-Recycling. Das Recycling von altem Schmuck, Zahngold, aus Goldabfällen der Industrie und aus Elektrogeräten oder Automobilien ist sehr ertragreich. Doch spätestens hier fängt der Transparenzverlust an und die Herkunft des Edelmetalls kann durch das Einschmelzen gut verschleiert werden.
Faires Gold schafft bessere Arbeitsbedingungen
Die Herkunft von Gold ist eindeutig nachzuweisen, steht es in Reinform zur Verfügung. Der Grund: Seine einmalige mineralische Zusammensetzung. Damit kann man etwa ausschliessen, dass Konfliktgold, zum Beispiel aus von Landlords beherrschten Minen im Kongo, stammt. Offiziell ist dieses von der UN verboten und kann nur illegal gehandelt werden. Dennoch gelangt es weiter in Umlauf, jedoch laut Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, BGR, nur mit 0,13 Prozent der Jahresproduktion, was etwa 3,5 Tonnen Gold entspricht.
Der weitaus grössere Anteil an Gold mit zweifelhafter Herkunft ist aus anderen Ländern zu verzeichnen. So gibt es massive Umweltsünden und illegalen Goldabbau etwa in Peru. Wer hier auf Nummer sicher gehen möchte, kann nur zu fairem Gold greifen. Doch dies ist rar und kommt nur aus ein paar wenigen für Fairtrade Gold zertifizierten Minen. So beispielsweise aus Bolivien, Argentinien oder Peru. Die Arbeiter dort sind besser geschützt und erhalten bis zu 110 Prozent des Weltmarktpreises, der für konventionelles Gold gezahlt wird.
Schmuck aus fairem Gold kostet
Es gibt in der Schweiz, Deutschland oder Österreich – hier nur die Wiener Goldschmiede Skrein – den ein oder anderen Goldschmied, der faires Gold aus nachweislich nachhaltiger Herkunft verarbeitet oder ausschliesslich auf Recyclinggold setzt. Die wenigen Schweizer Betriebe finden Sie in dem Artikel: «Grünes Gold»: Schmuck, der auch durch Nachhaltigkeit glänzt.

Klein aber fein und ökologisch: Aus Flüssen in Argentinien gewaschenes Gold wie es nur wenige Goldschmiede verwenden. Foto: © EcoAndina
Warum nicht mehr Goldschmiede auf faires Gold setzen, dürfte am harten Preiskampf liegen. Der Berner Jörg Eggimann, einer der wenigen Schweizer Betriebe, die ausschliesslich faires Gold verarbeiten, erklärt dazu: «Ich bezahle im Einkauf rund 20 - 25% mehr für das Fairtrade Gold. Meine Verkaufspreise sind jedoch vielleicht 10 -15 % höher als Schmuck aus konventionellem Material». Nur bei einfachen Ringen aus fairem Gold, wie Eheringen, sei er nahezu auf gleichem Preisniveau wie seine Kollegen.
Günstigere Alternativen zu Fairtrade-Gold
Es schadet nicht, seinen Goldschmied gezielt nach Recyclinggold zu fragen. Zwar sind es nur wenige, doch so mancher Fachmann schmelzt direkt Gold ein, das er zuvor als Altgold bei seinen Kunden gekauft hatte. Allerdings sollte man wissen: Laut BGR-Fachmann Dr. Harald Elsner findet man in heutigem Recyclinggold prozentual mehr Gold aus Kolumbus-Raubzügen als Konfliktgold. Und es kann im Recyclinggold theoretisch sogar altes Römergold enthalten sein.
Auch möglich und damit bedingt faires Gold: Alte Schmuckstücke vom Fachmann umarbeiten lassen und diese so zu modernen Schmuckstücken machen.
Fazit: Wie man es auch dreht und wendet, einen 100-prozentigen Nachweis über die Herkunft von Gold – Recyclinggold, Gold mit vermeintlich guter Herkunft oder Konfliktgold – kann man nur schwer führen. Es sei denn es ist klar als fair zertifiziertes Gold deklariert.
Auch faires Gold schadet der Umwelt
Keine Goldgewinnung aus Erz kommt heute ohne Quecksilber aus. Auch nicht faires Gold. Hier soll aber mit dem giftigen Stoff sorgsamer umgegangen werden. Einzige Ausnahme: Aus Flüssen gewaschenes Gold, das es in geringen Mengen auch in der Schweiz, noch weniger in Deutschland gibt. Dieses wird chemiefrei gewonnen.
Quellen: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Tagesanzeiger.ch, Eggimann-Goldschmied.ch, Wirtschaftsblatt.at, Ökotest, Text: Jürgen Rösemeier-Buhmann