Besuch in der «Schmuckstation» von Katja Fischer

Besondere Schmuckstücke, die in einer ganz besonderen Umgebung entstehen: Das ist das Label von Katja Fischer. Es ist geprägt vom Gedanken der Nachhaltigkeit und bietet zugleich Kreationen von neuem Wert.

Katja Fischer kreiert Schmuck aus Recyclingmaterialien
Foto: schmuckstation.ch

Reisende, die im Bahnhof Münsterlingen-Scherzingen ankommen, erleben eine Überraschung: Anstelle des alltäglichen Grau einer Schalterhalle erwartet sie ein Schmuckatelier. Im Jahr 2007 hatte Katja Fischer den leerstehenden Bahnhof entdeckt. Er ist noch in Betrieb, die Fahrkarten werden jedoch schon seit längerem per Automaten verkauft. Kurzerhand mietete sie den renovierungsbedürftigen Raum und verwandelte ihn in die «Schmuckstation» – Ein kleines Reich der schönen Dinge. «Ich bin sehr glücklich, diesen Platz gefunden zu haben», sagt die Designerin, «Das Licht ist optimal und die Kunden können mich gut erreichen.» Alle halbe Stunde hält ein Zug. Auch ihren Idealen entspricht der Arbeitsplatz. «Als umweltbewusster Mensch fahre ich immer mit der Bahn oder dem Fahrrad.» Aus Lebensprinzip habe sie noch nie ein Auto besessen.

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Dieses Collier der Schmuckdesignerin Katja Fischer besteht aus einer Sterling-Silberkette und recycelten Kunststoffelementen mit matter Oberfläche.  Foto: schmuckstation.ch   

Dieses Collier der Schmuckdesignerin Katja Fischer besteht aus einer Sterling-Silberkette und recycelten Kunststoffelementen mit matter Oberfläche.

Foto: schmuckstation.ch
 

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Eine zündende Idee

Diese Philosophie fliesst auch in die Schmuckstücke ein, die Katja Fischer kreiert. «Ich verwerte möglichst viele Dinge und schaffe etwas Neues daraus.» So liess sie der Anblick der leeren Bierdosen nicht los, die am Bahnhof herumlagen. Wartende und Fahrgäste hatten sie achtlos weggeworfen, obwohl sich auf der anderen Gebäudeseite eine Sammelstelle befindet. Die 44-Jährige begann zunächst, mit einem Schild darauf aufmerksam zu machen. «Weil es niemand beachtete, habe ich angefangen, die Dosen selbst wegzuräumen. Dabei kam mir die Idee, sie auf positive Weise zu verwenden.» Das Ergebnis sind hübsche Schmuckschachteln, die sie aus dem Metall herstellt.

Auch zu anderen besonderen Stücken lässt Katja Fischer sich Alltag inspirieren. So entstand zum Beispiel auch ihr Schmuck aus Kontaktlinsenverpackungen. «Ich hatte mitbekommen, wie viele dieser Einwegbehälter täglich weggeworfen werden.» Als ein Bekannter ihr eine Tüte in die Hand drückte mit den Worten: «Ich habe einige Monate lang für Dich gesammelt», stand das Projekt fest. Sie schuf hübsche Ketten und andere Schmuckstücke, deren Vorleben man allenfalls erahnt.

Schönes aus recycelten Materialien

Mit ihren Kreationen trifft Katja Fischer den Trend des «Upcycling», also Design aus recycelten Materialien. «Dennoch mache ich die Erfahrung, dass viele Menschen Schmuck noch immer über den Wert des Metalls definieren. So wird meine neue Serie mit Schmuck aus Fünf-Rappen-Stücken besonders gut angenommen, weil es Silber ist. Dabei hat auch die Gestaltung ihren Wert, und es steckt genauso viel Arbeit im Kontaktlinsenschmuck.» Grossen Zuspruch erfährt sie in der «Marktlücke» in Zürich, wo sie ihre Schmuckstücke ebenfalls verkauft. «Es macht sich bemerkbar, dass dort ausschliesslich Recyclingprodukte angeboten werden. Die Kunden kommen gezielt mit dem Wunsch und finden auch stets etwas Schönes.»

Studium in Deutschland

Für Schmuck und besondere Materialien hatte sich Katja Fischer schon früh interessiert. Dennoch entschied sie sich zunächst für eine Ausbildung zur Damenschneiderin. Anschliessend wurde sie Handarbeits- und Werklehrerin. Eine Weltreise brachte sie ihrem ursprünglichen Wunsch wieder näher. «Es faszinierte mich, welche schönen Dinge in anderen Ländern gefertigt werden. Ich habe mich dann viel mit Kunst beschäftigt und es hat mich nicht mehr losgelassen.» Sie kündigte Job und Wohnung, ging nach Deutschland, um an der Staatlichen Zeichenakademie Hanau zu studieren, in der Goldschmiede Meister- und Gestalterklasse bei Franz Josef Bette.

Als staatlich geprüfte Schmuck- und Gerätegestalterin kehrte sie in die Schweiz zurück. Sie gründete ihr Atelier und brachte bald darauf das eigene Schmucklabel heraus. «Ich habe schnell gemerkt, dass für mich nicht das Material ausschlaggebend ist, sondern das Konzept und die Gestaltung, Themen und Projekte sind es, was Schmuck wirklich ausmacht.» Auch von der vorherigen Ausbildung profitiert die gelernte Handarbeitslehrerin: Ihr Wissen gibt sie regelmässig in Kursen weiter.

Schmuck von Katja Fischer

Mehr über Katja Fischer und ihre individuellen Kreationen finden Sie auf der Internetseite www.schmuckstation.ch.


 

Quellen: Interview mit Katja Fischer

Text: Christine Lendt

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