Mobility Pricing: Das Modell des Bundes straft Pendler und die Umwelt
Wenn es nach Doris Leuthard geht, sollen Bahnfahrer künftig so viel für ihr Ticket zahlen, wie sie an Kosten verursachen. Das könnte gerade bei Pendlern nicht nur für einen leeren Geldbeutel sorgen, sondern insgesamt auch dem Klimaschutz schaden. Zu einseitig ist die Planung des Bundes.

Seit Tagen wird das Thema Mobility Pricing für die Bahn heftig diskutiert und spaltet dabei die Internetgemeinde in zwei Lager. Besonders, wer nicht übermässig viel Bahn fährt, ist begeistert von der Idee.
Die Pendler hingegen laufen Sturm. Denn durch Mobility Pricing würde der Preis des Generalabonnements explodieren und es damit für viele unrentabel werden. «Es würde keinen Sinn machen das GA so zu erhöhen, dass keiner es sich mehr leisten kann», meint auch Gerhard Tubandt vom Verkehrs-Club der Schweiz VCS. Denn für den Klimaschutz wäre das keine gute Nachricht. Wird das Bahnfahren zu teuer, muss befürchtet werden, dass auch umweltbewusste Pendler von der Schiene auf das Auto umsteigen.
Das Problem an der Diskussion im Bund liegt laut Tubandt jedoch nicht am Mobility Pricing ansich. «Das Modell wurde einst von Umweltorganisationen ins Leben gerufen». Gegen statt, wie einst geplant, für den Klimaschutz steht das derzeit diskutierte Modell nur, weil es sich auf den Bahnverkehr beschränkt, meint auch Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung Konsumentenschutz (SKS): «Alleine die Preise im ÖV zu betrachten reicht nicht aus.»
Damit Mobility Pricing sinnvoll für die Umwelt, aber auch für die Pendler umgesetzt werden könnte, müsste laut Sara Stalder nicht nur der ÖV, sondern «die gesamte Mobilität der Schweiz mit einbezogen werden». Gerhard Tubandt ist der gleichen Meinung und fügt hinzu: «Beim Mobility Pricing müsste ein finanzieller Anreiz bestehen, damit man öfter den Zug oder das Velo benutzt und stattdessen das Auto stehen lässt. Dann könnte es einen Vorteil für den Klimaschutz bringen.»
Interviews und Text: Bianca Sellnow