Die neuen Elektrovelos: Alles rund um Kauf, Nutzung und Sicherheit

Ob man zur Arbeit pendelt oder kurze Wege im Alltag erledigt – dabei kann das Elektrovelo leicht das Auto ersetzen. Immer mehr Schweizer treten inzwischen in die Pedalen eines Elektrofahrrades. Beim Kauf eines E-Velos gibt es jedoch einiges zu beachten.

Mit dem umweltfreundlichen E-Bike kommen Sie bequem und ohne Anstrengung von A nach B.
Foto: © hipproductions / iStock Editorial / Thinkstock
  • 0
  • 0

Die Liste der positiven Eigenschaften eines Elektrovelos ist lang: Es ist umweltfreundlich, platzsparend und sogar als «Lastenwagen» einsetzbar. Zudem kann man zügig über Berg und Tal radeln, ohne dabei ins Schwitzen zu geraten. Deshalb sind immer mehr Schweizer in den letzten Jahren auf die motorisierten Zweiräder umgestiegen. Auch die Zahl der Modelle ist entsprechend gewachsen. Heute gibt es Touren-, Stadt-, Lasten-, Falt- und Rennräder sowie Mountainbikes. Die neuen E-Velos sind zudem leichter, leiser, modischer und bedienungsfreundlicher als ihre Vorgänger.

Elektrofahrrad für Jedermann

Ob trainiert oder eher unsportlich – mit dem E-Velo kann jeder grosse Distanzen oder bergige Strecken ohne Anstrengung überwinden. Galt es früher als bequemes Gefährt für Silbersurfer, ist es nun in fast allen Bevölkerungsgruppen angekommen. Familien erleichtern sich so den Einkauf oder den Kindertransport zum Spielplatz. Das Elektrofahrrad ist auch bei Urlaubern beliebt, da man in kurzer Zeit viel vom Reiseland auf eigene Faust erkunden kann. Bernhard Schneider von NewRide erklärt: «Die Vielfalt der Elektrovelos ist mittlerweile so gross, dass praktisch für jede und jeden das passende Elektrovelo gefunden werden kann.» Zudem gebe es auch dreirädrige E-Bikes, die sich besonders für ältere Personen oder Menschen mit Behinderung eignen, die nur schwerlich die Balance auf einem Zweirad halten können.

Kaufempfehlung für ein neues E-Velo

Der zusätzliche Motor verdoppelt nicht nur die Geschwindigkeit, sondern vervielfacht auch das Gewicht des Elektrovelos. Darauf sollte man beim Kauf unbedingt achten. Man muss das Rad ohne Weiteres in den Zug heben oder nach dem Umfallen aufheben können. Eine längere Probefahrt – auch ohne Motorenunterstützung -  ist in jedem Fall ratsam. Dabei sieht man, ob man mit dem E-Velo zurecht kommt und wie passgenau es ist. «Ganz wichtig ist, dass es dem Fahrer bzw. der Fahrerin auf dem Rad wohl sein muss,» führt Roland Fuchs von der Schweizerischen Fachstelle für Zweiradfragen (SFZ) aus. «Sitzposition, Lenkerergonomie und Winkelposition der Beine müssen für den Pedalbetrieb stimmen.» Somit könne man komfortabel fahren. Dazu seien die Rahmengrösse und die optimale Einstellhöhe von Sattel sowie Lenker wichtige Voraussetzungen. «Laien wenden sich am besten an den Fachhändler, um sich in diesen Fragen beraten zu lassen,» empfiehlt Roland Fuchs.

Akku, Bremsen und Co

Interessierte sollten sich auch über die Motorsteuerung, den Akkutyp und die mögliche Reichweite informieren. Auch die einzelnen Bedienungselemente, wie Bremshebel, Schaltung und Motorkrafteinstellung, sind von Interesse. Laut SFZ sollte man genau prüfen, ob diese Teile griffgünstig platziert und leichtgängig sind. Da die Räder hohe Geschwindigkeiten erreichen, sind optimal funktionierende Bremsen wichtig. «Je stärker der Motor, je stärker der E-Bike-Fahrer selbst, je coupierter die Strecken, die zurückgelegt werden, desto besser sollten insbesondere die Bremsen sein,» fasst Bernhard Schneider von  NewRide zusammen. Aus seiner Sicht muss sich zudem der Antrieb für hohe Belastungen eignen. Die Beleuchtung tritt jedoch häufig in den Hintergrund. Wichtig ist dabei, dass das Licht von einem Dynamo angetrieben wird. Sonst müsste man im Dunkeln fahren, wenn man den Akku leergefahren hat. Eher nebensächlich ist der Gepäckträger. Wer jedoch plant, mit dem E-Velo einzukaufen, kann den Lastenträger bei der Probefahrt auf Herz und Nieren prüfen. In einem Punkt sind sich alle Experten einig: Sie raten von Billigangeboten ab. Besser sei es, ein qualitativ hochwertiges Elektrofahrrad zu kaufen, mit dem man lange und sicher radeln kann.

Überlegen Sie sich vor dem Kauf genau, welche Ansprüche Sie an das E-Bike stellen.

Überlegen Sie sich vor dem Kauf genau, welche Ansprüche Sie an das E-Bike stellen. Foto: © Uko_Jesita / iStock / Thinkstock

Wartungs- und Unterhaltskosten

Die Kosten für den Unterhalt fallen bei einem Elektrorad etwas höher aus als bei einem normalen «Drahtesel». Das liegt u.a. an den elektronischen Bestandteile und am Bremsverschleiss. Um Kosten zu senken, empfiehlt sich eine regelmässige Wartung, Pflege und sachgemässer Umgang mit dem Motor. Inspektionen können beispielsweise die Lebensdauer des Motors und des Akkus verlängern. Ratsam ist, beim Kauf der Batterie darauf zu achten, dass eine mehrjährige Garantie gegeben wird. Wer längere Strecken fährt, kann zudem den Kauf eines Zweitakkus einplanen.

Verkehrssicherheit und Helmpflicht

Die Helmpflicht gilt ab dem 1. Juli 2012 für alle schnellen Elektrovelos. 2011 kamen 66 Schweizer beim E-Biken zu Schaden und zwei weitere Menschen wurden im Strassenverkehr getötet. Rolf Moning von der Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) ergänzt: «Gewichtigster Nachteil ist sicher das gesteigerte Unfallrisiko, das in erster Linie auf die höheren Geschwindigkeiten und den längeren Bremsweg zurückzuführen ist.» Oftmals würden Autofahrer und andere Verkehrsteilnehmer das Tempo von Elektrovelos unterschätzen. Wer mit einer Tretunterstützung zwischen 25 und 45 km/h und einer Motorleistung bis 1000 Watt fährt, ist auf einem so genannten schnellen E-Velo unterwegs. Dafür benötigt man ab dem 1. Mai 2012 ein  Kontrollschild, eine Motorfahrradbeleuchtung, einen Rückspiegel und im Alter ab 14 Jahren einen Mofa-Führerausweis. Wer sein Elektrofahrrad auf mehr als 45 km/h beschleunigen kann, lenkt bereits ein Motorrad. Die bfu empfiehlt allen ungeübten Radfahrern, auf das langsamere E-Velo mit einer Tretunterstützung bis 25 km/h umzusteigen. Damit seien bereits beachtliche Geschwindigkeiten möglich.

Elektrovelos im Trend

Es ist davon auszugehen, dass sich künftig die Akkuleistung, der Komfort und die Bedienbarkeit der Elektrofahrräder erhöhen wird. Bernhard Schneider schätzt, dass die Breite des Angebots noch weiter zunimmt. «Tendenziell werden die E-Bikes die meisten City-Bikes ersetzen und teilweise auch in sportlichere Märkte (v.a. MTB) vordringen. Auch E-Dreiräder dürften vermehrt angeboten werden.» Aus seiner Sicht werden Anbieter von qualitativ hochwertigen Elektrofahrrädern auch wegen ihrer Serviceleistungen erfolgreich sein. «Sie werden auch in den kommenden Jahren bessere Aussichten haben als Billiganbieter, die günstige Ware aus Fernost einkaufen und weder bezüglich der Komponenten noch bezüglich der Garantieleistungen konkurrenzfähig sind.» Deshalb lohne es sich, Qualitätsfahrzeuge zu kaufen. Elektrovelos sind besonders auf Kurzstrecken und im Freizeitverkehr eine zukunftsfähige, gesunde und umweltschonende Alternative zu Autos.

Linktipps rund um das Elektrovelo:

Ratgeber Topten – Einkaufsratgeber und Produktvergleich von E-Velos

VCS – Der Verkehrs-Club der Schweiz gibt Kauftipps für Elektrofahrräder.

Überblick – NewRide, das Programm von EnergieSchweiz zur Förderung von Elektrozweirädern, bietet umfassende Informationen.

Quellen: VCS, bfu, Astra, Topten,  ADFC, NewRide, SFZ  Text: Kerstin Borowiak

 

Kommentieren / Frage stellen

Passend zum Thema: