Ist Zahnpasta ohne Fluorid wirklich gesünder?Während Zahnpasta mit Fluorid früher hoch angepriesen wurde, steht sie heut vermehrt in der Kritik. Was wirklich dran ist – plus: Die besten Marken für Zahnpasta ohne Fluorid.InhaltsverzeichnisWas ist Fluorid?WirkungSkepsisSchädlich?VorteileMit oder ohne?Unsere LieblingszahnpastenMehr anzeigen Jürgen Rösemeier-Buhmann Pauline Bodinek Was hilft wirklich gegen Karies: Fluoridfreie oder -haltige Zahncreme? © Ridofranz / iStock / Getty Images Plus Fluorid in Zahnpasta gilt laut den meisten Zahnärzt:innen als wichtige Kariesprophylaxe. Doch es gibt auch kritische Stimmen, die vor erheblichen Gesundheitsrisiken warnen. Im Netz kursieren zahlreiche Artikel und Videos, die sich gegenseitig widersprechen. Wir räumen mit den grössten Vorurteilen auf. Was ist Fluorid? Fluorid ist ein Mineral, das natürlich in vielen wichtigen Lebensmitteln, unter anderem in Wasser, enthalten ist. Zugesetzt in bestimmten Konsumgütern wie Salz oder Zahnpasta, ist Fluorid immer in Verbindung mit zum Beispiel Natrium, Aluminium oder Kalzium zu finden. Dann spricht man etwa von Natriumfluorid oder Kalziumfluorid. Seit in den 1930er Jahren beobachtet wurde, dass fluoridhaltiges Trinkwasser die Kariesbildung verringern kann, ist das Mineral für seine zahnschützende Fähigkeiten bekannt. Zwei Jahrzehnte später stellte man bereits Zahnpasten mit Fluorid her. Ist Fluorid im Trinkwasser enthalten? In Staaten wie den USA, Australien, Brasilien, Chile oder Irland wird Fluorid noch immer dem Trinkwasser zugegeben, was die täglich aufgenommene Dosis schnell in die Höhe treiben kann. In der Schweiz stoppte 2003 Basel als letzter Kanton die Fluoridierung des Wassers, die ursprünglich zur Verminderung von Karies und zur Stärkung des Zahnschmelzes ins Leben gerufen wurde. Wie wirkt Fluorid? Fluorid steckt nicht ohne Grund in Zahnpasta. Es hat mehrere Wirkungen, von denen unsere Zähne profitieren: Antibakterielle Wirkung: Fluorid wirkt Bakterien im Zahnschmelz entgegen und beugt dadurch Karies vor. Härtung vom Zahnschmelz: Fluorid trägt zu einem festen Zahnschmelz bei und macht ihn resistent gegen Säure. Mineralisierung von Zahnschmelz: Fluorid unterstützt die Mineralisierung des Zahnschmelzes. Das ist wichtig, da Mineralien wie Kalzium und Phosphat durch Säuren aus dem Zahnschmelz herausgelöst werden. Woher kommt die Skepsis gegenüber Fluorid in Zahnpasta? Trotz der positiven Wirkung von Fluorid auf den Zahnschmelz gibt es viele Skeptiker:innen. Dass einige Menschen Zahnpasta mit Fluorid nachsagen, sie sei schädlich oder gar giftig für den Körper, beruht oft auf einem weit verbreiteten Missverständnis. Denn Fluorid wird oft mit dem elementaren Fluor verwechselt. Fluor ist tatsächlich giftig: Es handelt sich dabei um ein aggressives Gas, das sich erst bei -180 Grad Celsius verflüssigt. Fluorid, wie sie in Zahnpasta verwendet werden, ergibt zusammen mit Natrium hingegen ein harmloses Salz und stellt in der Form und Dosierung, in der es in Zahnpasta vorkommt, keine Gefahr für die Gesundheit dar. Fluorid in Zahnpasta: Schädlich oder nicht? Für Fluorid wird etwa vom deutschen Bundesamt für Risikobewertung eine Tagesdosis von 0,03 bis 0,04 mg pro Kilo Körpergewicht empfohlen, die völlig unbedenklich sei. Bei einer Person mit 60 kg Körpergewicht wären dies maximal 2,4 mg Fluorid, bei einem Gewicht von 75 Kilo dementsprechend 3 mg. Dies sind Dosen, die man durch eine mit Fluorid versetzte Zahnpasta nie erreichen kann. In der Schweiz ist der Fluoridgehalt in Zahnpasta nämlich klar geregelt. Die maximal zulässige Konzentration liegt bei 0,15 Prozent Fluorid. Mit dem sehr beliebten und von Zahnärzt:innen oft empfohlenen Elmex Gelee kommt man dieser Grenze jedoch schon näher. Denn in der wöchentlich für die Zahnpflege empfohlenen Menge ist bereits 6,25 mg Fluorid enthalten. Damit ist man weit über der als unbedenklich deklarierten Tagesdosis. Zahnpasta mit Fluorid zu verwenden oder die gelegentliche Nutzung von fluoridhaltigen Gelees ist aber in der Regel nicht bedenklich. Problematisch wird es, wenn zusätzlich zu stark fluoridhaltigen Zahnpasten eine systemische Fluoridzufuhr, etwa durch Fluorid-Tabletten, besteht. Diese muss bei Anwendung stark fluoridhaltiger Zahnpasten oder Gelees über mehrere Tage ausgesetzt werden. Was spricht für Zahnpasta ohne Fluorid? Fluoride sind vielen alltäglichen Lebensmitteln, so etwa in Leitungs- und Mineralwasser oder im fluoridhaltigen Speisesalz enthalten. Zu hoch dosiert kann Fluorid schädlich sein und zu Übelkeit, Erbrechen oder Kopfschmerzen führen. Wichtig zu wissen: Der Schweizerischen Zahnärzte-Gesellschaft (SSO) zufolge treten Symptome einer Fluorid-Überdosis erst ab einer Menge von 5 mg pro Kg Körpergewicht auf. Für eine Vergiftung müsste eine 70 kg schwere Person also mindestens 350 mg Fluorid zu sich nehmen. Das entspricht dem Inhalt von drei Zahnpastatuben à 75 ml. Fluorid-Gegner:innen warnen oft vor einer Krebsgefahr oder einer Belastung der Organe durch Fluorid. Diese Auswirkungen auf den Körper konnten jedoch nicht wissenschaftlich belegt werden. Einen deutlichen Fluorüberschuss erkennt man übrigens meist als erstes an der Fluorose, die sich in feinen weissen Linien oder Flecken auf den Zähnen äussert. Kinder sind hiervon besonders schnell betroffen. Soll man nun Zahnpasta mit oder ohne Fluorid kaufen? Für das Dilemma, ob man nun für die Zahnpflege Zahncreme mit oder ohne Fluorid kaufen soll, hat die Klinik für Zahnerhaltungskunde der süddeutschen Universität Freiburg vielleicht die Lösung. Denn wie gesund oder schädlich Fluorid ist, hänge von der Menge ab, die wir konsumierten. Über die Zahnpasta nehmen wir in der Schweiz aber oft nur einen kleinen Teil der verträglichen Dosis auf. Laut der Mediziner:innen könne man auf zusätzliches Fluorid in Zahncreme verzichten, wenn regelmässig: Lebensmittel konsumiert werden, die mit fluoridhaltigem Trinkwasser hergestellt wurden Mineralwasser mit sehr viel Fluorid getrunken wird fluoridhaltiges Salz in der Küche benutzt wird Fluoridgel regelmässig zur Anwendung kommt oder eine zahnärztliche Fluoridierung – besonders bei Kindern – durchgeführt wird. Ansonsten sei es für Erwachsene unbedenklich, zur besseren Kariesprophylaxe und zur Stärkung des Zahnschmelzes auf fluoridhaltige Zahncremes zu setzen. Bei Babynahrung gelte zusätzlich: Ist das Wasser fluoridhaltig – Mineralwasser oder Leitungswasser – dann sollte man sich eine Alternative suchen. Denn Babys unter sechs Monaten sollten besser kein Fluorid zu sich nehmen. Auch für Kinder sollte man eine spezielles Kinder-Zahngel verwenden. Kinder-Zahnpasta ohne Fluorid? Für Kinder gibt es meist Zahnpasta ohne Fluorid oder mit einem sehr geringen Fluoridgehalt. Dieser ist gesetzlich auf 0,05 Prozent beschränkt. Das liegt daran, dass Milchzähne empfindlich auf eine zu hohe Fluoridzufuhr reagieren – etwa mit Fluorose, die man an weissen Flecken auf den Zähnen erkennt. Laut dem Bundesamt für Risikobewertung kommt es bei Kindern bis 8 Jahren jedoch erst ab einer Tagesdosis von 0,1 mg pro Körpergewicht zu Zahnfluorose auf den bleibenden Zähnen. Hinzu kommt, dass kleine Kinder häufiger Zahnpasta verschlucken. Deshalb ist Kinderzahnpasta oft fluoridfrei. Laut dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen ist Zahnpasta mit Fluorid jedoch schon für Kinder unter 6 Jahren sinnvoll. Hierbei sollte ausschliesslich zu Kinder-Zahnpasta mit dem entsprechend angepassten Fluoridgehalt gegriffen werden. Empfehlenswerte fluoridfreie Zahnpasta Wer bei Zahnpasta trotzdem lieber auf Fluorid verzichten möchte, wird hier fündig. Wir zeigen die besten Marken im Bereich Naturkosmetik für fluoridfreie Zahncremes, die uns selbst beim täglichen Zähneputzen überzeugt haben. 1 von 7 Natch Tabs Das deutsche Unternehmen Natch Labs setzt auf natürliches Calcium Hydroxylapatit (HAp) als Alternative zum umstrittenen Fluorid. Dieses essenzielle Mineral ist ein Hauptbestandteil von Zahn- und Knochenstruktur. Die mikrokristalline Struktur des Hydroxylapatits lagert sich direkt beim Zähneputzen an der Zahnschmelzoberfläche an und repariert so kleinste Risse und poröse Stellen im Zahnschmelz. Zusätzlich ist jeder Tab mit Vitamin B12 (1,2 mcg Methylcobalamin) angereichert, einer natürlich vorkommenden Form von B12. Dies entspricht etwa einem Drittel der empfohlenen Tagesdosis. Dadurch werden die Zähne stärker und widerstandsfähiger – und das ganz ohne chemische Zusätze. Mehr Infos: natchlabs.com Tipp: Ob fluoridfrei oder nicht: Greife auch bei Zahncreme immer zu Naturkosmetik. So kannst du sicher sein, dass in der Zahnpasta keine künstlichen Konservierungsstoffe oder Mikroplastik enthalten sind. Das könnte dich auch interessieren Natürliche Zahnpasta selber machen: So einfach geht es Zahnpasta gegen Pickel: Über Sinn und Unsinn des Hausmittels Mikroplastik: Wo es drinsteckt und wie du es vermeidest Natürliche Zahnpasta selber machen: So einfach geht es Zahnpasta gegen Pickel: Über Sinn und Unsinn des Hausmittels Mikroplastik: Wo es drinsteckt und wie du es vermeidest