COP21: «Es braucht neue Wege, um das 2-Grad-Ziel noch zu schaffen»

An eine erfolgreiche Klimakonferenz in Paris glaubt Umweltberater und SP-Nationalrat Beat Jans (BS), doch für das geplante 2-Grad-Ziel wird es seiner Meinung nach eng. Warum dafür unter anderem das Tabu einer CO2-Steuer fallen müsste, erklärt er im Interview.

Klimakonferenz: In Paris steht das 2-Grad-Ziel noch in der Ferne
Foto: ZvG von Beat Jans
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Die Staats- und Regierungschefs der UN-Mitgliedsstaaten wollen in Paris ein verbindliches Abkommen treffen, um die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen. Dass diese Schwelle wichtig ist, betont auch Umweltberater Beat Jans im Interview: «Wird sie überschritten, kann das unvorhersehbare und unumkehrbare Veränderungen mit weitreichenden zerstörerischen Folgen haben.» Doch die Zeit wird immer knapper und die Erderwärmung wartet nicht auf Nachzügler.

«Wir tun noch viel zu wenig für den Klimaschutz»

Zwar wird der Klimaschutz inzwischen weltweit ernster genommen. Erstmalig haben vor Paris auch die grossen CO2-Emittenten China und USA verbindliche Ziele eingereicht. Doch für die 2-Grad-Marke werden alle formulierten Entwürfe der UN-Staaten nicht ausreichen. So müssten dafür laut Beat Jans die Industrieländer ihren CO2-Ausstoss bis 2050 um 80 bis 90 Prozent reduzieren. Und davon sind bisherige Vorhaben noch weit entfernt.

Der Umweltberater erklärt, dass nicht einmal die Schweiz auf dem Weg sei, dieses Ziel zu erreichen. Der Bundesrat sehe zwar vor, dass unsere Treibhausgase bis 2030 auf die Hälfte reduziert werden. Das töne eigentlich gut, sagt Jans, aber ein Grossteil davon werde über Kompensationsprojekte im Ausland erkauft. «Die Schweiz macht deshalb noch lange nicht genug beim Klimaschutz.»

«Das Tabu der CO2-Abgabe muss fallen»

Vor allem entscheidend, um den Klimaschutz tatsächlich ausreichend für das 2-Grad-Ziel voranzubringen, ist laut Beat Jans eine Abkehr von fossilen Brennstoffen: «Wir müssen die Lobby der Gas-, Öl- und Kohle-Unternehmen endlich hinter uns lassen».

Es gebe genügend technologische Möglichkeiten, um sich auf erneuerbare Energien zu fokussieren. Mit einer verbesserten Einspeisevergütung könne die Politik zum Beispiel ein Zeichen setzen, so der Umweltberater. Dadurch werden diese wirtschaftlich tragbar und können billigeren Strom produzieren. Ein weiterer Anreiz, um erneuerbare Energien günstiger werden zu lassen, sei eine Klimaabgabe auf Brenn- und Treibstoffe: «Dieses Tabu muss fallen. Eine Verteuerung der fossilen Brennstoffe, die vollständig an Firmen und Haushalte zurückerstattet wird, ist aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht der Königsweg»

Zur Person:

Beat Jans, geboren 1964 in Riehen (BS), unterrichtet an der Universität Basel unter anderem zum Thema «Recht und Politik in Natur- und Landschaftsschutz» und rückte im Mai 2010 für die SP in den Nationalrat. Bei den Wahlen im Oktober 2015 im Amt bestätigt, sitzt Jans ausserdem in der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK) sowie in der Kommission für Wirtschaft und Abgaben.

Was Grünen-Nationalrat Bastien Girod von der Pariser Klimakonferenz erwartet, lesen Sie in dem Interview «COP21: Die Schweiz sollte ein Vorbild sein statt zu taktieren».

Text: Christian Gmür

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